Aktuelles
(zus.gestellt v. B. Knochel, Red.schluss 26.11.08)
Kaum im Amt, sah sich Premierministerin Michelle Pierre-Louis nach „Hanna“ und „Ike“ einer menschlichen und wirtschaftlichen Katastrophe im Land gegenüber, die ihr keinen Raum für eine innenpolitische Profilierung ließ. Die Regierung stand der Krisensituation recht hilflos gegenüber und ohne die schnell anlaufende internationale Hilfe und den Einsatz der vor Ort tätigen Nichtregierungs-Organisationen sähe es auch heute in Haiti noch wesentlich schlimmer aus. Gleichzeitig gab es die in solchen Fällen üblichen Schuldzuweisungen; so wies Gérard Latortue, Mme Pierre-Louis’ Vor-Vorgänger, darauf hin, dass unter seiner Übergangsregierung 2005/2006 noch Katastrophenschutz-Projekte für Gonaives in die Wege geleitet worden seien, und nur sein Nachfolger habe zu verantworten, dass weder gegen die Versandung des Hafens noch die Zerrüttung des Kanalisationssystems der Stadt etwas unternommen worden sei.
Die Regierung verschob im September den Schuljahresbeginn auf zunächst Anfang, dann Ende Oktober, verordnete allen Schul-Betreibern, für die Sicherheit ihrer Gebäude zu sorgen, ohne sich finanziell in die Pflicht nehmen zu lassen, und traf mit den USA eine Vereinbarung über den Bau eines 1,2 Mio USD teuren Katastrophen-Zentrums, das künftig für schnellere Hilfe im Krisenfall sorgen soll.
Obwohl die UNO in den letzten Monaten eine Verbesserung der Sicherheitslage im Land festzustellen wagte, ist ihrer Ansicht nach die Situation immer noch so prekär, dass das bis 15. Oktober 2008 befristete Mandat der MINUSTAH um ein weiteres Jahr verlängert wurde. Dies wurde allgemein mit Dankbarkeit aufgenommen, stehen doch im April bereits die nächsten Wahlen an, bei denen nun endlich das bereits seit über einem Jahr vakante Drittel des Senates wieder besetzt werden soll.
Gonaives war nach den Hurrikans zunächst wochenlang auf sich allein gestellt. Erst Ende September konnte die Hochbrücke an der Straße nach Port-au-Prince repariert und wieder befahren werden und gelangten auch erste Hilfstransporte aus dem Norden bzw. über den Seeweg in die Stadt. Viele Menschen haben die Stadt verlassen, in der Schlamm, Müll und die Angst vor Epidemien ein Leben fast unmöglich machen. Die Bewohner schaffen den oft meterhohen Schlamm aus ihren Häusern und kippen ihn mangels anderer Möglichkeiten auf die Straßen. Da die Häuser oft tiefer liegen als die Straßenoberfläche würde jeder größere Regenfall die Viertel sofort wieder hoffnungslos überfluten. Beobachter schätzen, dass man während eines ganzen Jahres täglich 400 LKW-Ladungen Schlamm aus der Stadt schaffen müsste, um sie wieder einigermaßen sauber zu bekommen.
Dank guter Bevorratung war die Versorgung der Kinder und Mitarbeiter im Kinderdorf auch in den ersten Tagen nach „Hanna“ gesichert. Sobald es wieder möglich war, die überfluteten Straßen wenigstens zu Fuß zu benutzen, machten sich Joe und andere Angestellte täglich auf den Weg, um außerhalb Gonaives’ zusätzlich Reis, Bohnen und Sardinen zu kaufen, denn inzwischen mussten statt der üblichen dreißig bis vierzig mehr als 200 Menschen täglich mit Essen versorgt werden. Auch die zunächst überfluteten Häuser konnten recht schnell trockengelegt und wieder genutzt werden, und bis auf einen zerstörten Inverter und mehrere umgestürzte Bäume waren keine größeren Schäden zu beklagen.
Der Umzug von Elie und Maryse ins ehemalige Pförtner-Haus musste vorläufig aufgeschoben werden, da dieses Haus Sr. Paul (siehe Bericht von Bienné Seite ) und einem völlig mittellosen, obdachlos gewordenen älteren Ehepaar als Wohnung zur Verfügung gestellt wurde. Das obere Gästehaus auf dem Kinderdorfgelände wird voraussichtlich noch für einige Monate von Wilfrid Durenom, dem Leiter des Patenschaftsprojektes, und seiner Familie bewohnt werden, da auch das Heim dieser Familie unbewohnbar wurde und sie zunächst sehr beengt bei Verwandten Unterschlupf suchen mussten.
Kinderdorfleiter Joseph Aristhyl konnte mit dreimonatiger Verspätung Ende der dritten Novemberwoche endlich seine Reise in die USA antreten.
Viele Eltern unserer Patenkinder kamen nach der Flut ins Büro und berichtete von ihren Verlusten an Kleidung, Schulmaterial, Haushaltsgegenständen und Möbeln. Doch sind es erfreulich wenige, deren Haus unbewohnbar oder ganz zerstört wurde, und bis heute wurde uns noch von keinerlei Todesfall unter diesen mehr als 300 Familien berichtet. Allen Familien konnten wir mit einer Ersthilfe für Wiederanschaffungen von ca. 50 EUR unter die Arme greifen.
(zus.gestellt v. B. Knochel, Red.schluss 26.11.08)
Kaum im Amt, sah sich Premierministerin Michelle Pierre-Louis nach „Hanna“ und „Ike“ einer menschlichen und wirtschaftlichen Katastrophe im Land gegenüber, die ihr keinen Raum für eine innenpolitische Profilierung ließ. Die Regierung stand der Krisensituation recht hilflos gegenüber und ohne die schnell anlaufende internationale Hilfe und den Einsatz der vor Ort tätigen Nichtregierungs-Organisationen sähe es auch heute in Haiti noch wesentlich schlimmer aus. Gleichzeitig gab es die in solchen Fällen üblichen Schuldzuweisungen; so wies Gérard Latortue, Mme Pierre-Louis’ Vor-Vorgänger, darauf hin, dass unter seiner Übergangsregierung 2005/2006 noch Katastrophenschutz-Projekte für Gonaives in die Wege geleitet worden seien, und nur sein Nachfolger habe zu verantworten, dass weder gegen die Versandung des Hafens noch die Zerrüttung des Kanalisationssystems der Stadt etwas unternommen worden sei.
Die Regierung verschob im September den Schuljahresbeginn auf zunächst Anfang, dann Ende Oktober, verordnete allen Schul-Betreibern, für die Sicherheit ihrer Gebäude zu sorgen, ohne sich finanziell in die Pflicht nehmen zu lassen, und traf mit den USA eine Vereinbarung über den Bau eines 1,2 Mio USD teuren Katastrophen-Zentrums, das künftig für schnellere Hilfe im Krisenfall sorgen soll.
Obwohl die UNO in den letzten Monaten eine Verbesserung der Sicherheitslage im Land festzustellen wagte, ist ihrer Ansicht nach die Situation immer noch so prekär, dass das bis 15. Oktober 2008 befristete Mandat der MINUSTAH um ein weiteres Jahr verlängert wurde. Dies wurde allgemein mit Dankbarkeit aufgenommen, stehen doch im April bereits die nächsten Wahlen an, bei denen nun endlich das bereits seit über einem Jahr vakante Drittel des Senates wieder besetzt werden soll.
Gonaives war nach den Hurrikans zunächst wochenlang auf sich allein gestellt. Erst Ende September konnte die Hochbrücke an der Straße nach Port-au-Prince repariert und wieder befahren werden und gelangten auch erste Hilfstransporte aus dem Norden bzw. über den Seeweg in die Stadt. Viele Menschen haben die Stadt verlassen, in der Schlamm, Müll und die Angst vor Epidemien ein Leben fast unmöglich machen. Die Bewohner schaffen den oft meterhohen Schlamm aus ihren Häusern und kippen ihn mangels anderer Möglichkeiten auf die Straßen. Da die Häuser oft tiefer liegen als die Straßenoberfläche würde jeder größere Regenfall die Viertel sofort wieder hoffnungslos überfluten. Beobachter schätzen, dass man während eines ganzen Jahres täglich 400 LKW-Ladungen Schlamm aus der Stadt schaffen müsste, um sie wieder einigermaßen sauber zu bekommen.
Dank guter Bevorratung war die Versorgung der Kinder und Mitarbeiter im Kinderdorf auch in den ersten Tagen nach „Hanna“ gesichert. Sobald es wieder möglich war, die überfluteten Straßen wenigstens zu Fuß zu benutzen, machten sich Joe und andere Angestellte täglich auf den Weg, um außerhalb Gonaives’ zusätzlich Reis, Bohnen und Sardinen zu kaufen, denn inzwischen mussten statt der üblichen dreißig bis vierzig mehr als 200 Menschen täglich mit Essen versorgt werden. Auch die zunächst überfluteten Häuser konnten recht schnell trockengelegt und wieder genutzt werden, und bis auf einen zerstörten Inverter und mehrere umgestürzte Bäume waren keine größeren Schäden zu beklagen.
Der Umzug von Elie und Maryse ins ehemalige Pförtner-Haus musste vorläufig aufgeschoben werden, da dieses Haus Sr. Paul (siehe Bericht von Bienné Seite ) und einem völlig mittellosen, obdachlos gewordenen älteren Ehepaar als Wohnung zur Verfügung gestellt wurde. Das obere Gästehaus auf dem Kinderdorfgelände wird voraussichtlich noch für einige Monate von Wilfrid Durenom, dem Leiter des Patenschaftsprojektes, und seiner Familie bewohnt werden, da auch das Heim dieser Familie unbewohnbar wurde und sie zunächst sehr beengt bei Verwandten Unterschlupf suchen mussten.
Kinderdorfleiter Joseph Aristhyl konnte mit dreimonatiger Verspätung Ende der dritten Novemberwoche endlich seine Reise in die USA antreten.
Viele Eltern unserer Patenkinder kamen nach der Flut ins Büro und berichtete von ihren Verlusten an Kleidung, Schulmaterial, Haushaltsgegenständen und Möbeln. Doch sind es erfreulich wenige, deren Haus unbewohnbar oder ganz zerstört wurde, und bis heute wurde uns noch von keinerlei Todesfall unter diesen mehr als 300 Familien berichtet. Allen Familien konnten wir mit einer Ersthilfe für Wiederanschaffungen von ca. 50 EUR unter die Arme greifen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen