Martina Wittmer berichtet:
Am Mittwoch, 23.04., klopfte das haitianische Jugendamt IBESR an unser Tor, mit drei Jungs in seiner Obhut: Godière (16), Pidens (13) und Watson (11). Die Mutter hatten den drei Brüdern etwas Geld gegeben, einen kleinen Rucksack gepackt und sie losgeschickt - auf die Flucht vor ihrem gewalttätigen Vater, einem Kokain-Abhängigen. Die Körper der drei Jungs sind übersät von Narben: Hände, Arme, Beine, Rücken, sogar der Kopf, Spuren der Büffelpeitsche, des Weidenstocks und anderer Schlaginstrumente. Die drei berichten, dass es der jüngeren Schwester (7) noch schlimmer ergehe als ihnen, nur die Zweijährige würde noch nicht geschlagen. Alle drei sorgen sich um ihre Mutter und möchten ihr gerne mitteilen, dass sie erst einmal gut untergekommen sind. Denn auch die Sechsunddreißigjähre wird von ihrem Mann malträtiert und kann weder sich noch ihre Kinder vor ihm schützen.
Auf der Suche nach einer Bleibe, einem Job als "Restavek" (Haushaltshilfe) ging Watson auf einen Polizisten zu und teilte sich mit all seinen Nöten mit. So wurden die Jungen zum IBESR Gonaives gebracht und daraufhin in das Kinderdorf der Lebensmission.
Pidens meint, die Polizei würde den Vater eh nicht finden, er habe sich schon öfter erfolgreich vor der Polizei versteckt. Die Jungs haben nicht viel Hoffnung, dass sie da etwas ändern kann. Ein neues Zuhause mit der Mutter gemeinsam in Gonaives, das könnten sie sich gut vorstellen.
Nun spielen wir erstmal Fußball, essen lecker gemeinsam und richten die Betten. In den nächsten Tagen wird IBESR über das weitere Vorgehen entscheiden.
Mein Herz ist schwer. Wie viele Kinder erleiden ähnliche unsagbare Qualen? Wie viele Nachbarn sehen tagtäglich zu? Wie viele Familienangehörigen hören ihr Weinen, sehen ihre Wunden - ohne zu handeln? Wie viele Väter verstecken sich einige wenige Wochen um dann wieder als Familienschrecken zurückzukehren?
Heute kann ich den kleinen Watson im Arm halten. Er ist so anschmiegsam, kuschelt seinen kleinen - zu kleinen - Körper an mich, lehnt seinen Kopf an meine Schulter. Vielleicht vermag ich eine kleine Wunde zu heilen - eine von unzählbaren.....
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