Aktuelles
(zus.gestellt von Barbara Knochel, Red.schluss 24.08.07)
Politisch-Wirtschaftliche Situation
Nicht nur die spärlichen Medien-Berichte, sondern auch die Aussagen unserer Reisenden der letzten Zeit bestätigen, dass es in Haiti derzeit relativ ruhig ist. Unsere Mitarbeiter müssen, zum Beispiel auf dem Weg zum Flughafen in Port-au-Prince, keine endlosen Umwege mehr fahren, und Anfang August besuchte der neue UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon für 24 Stunden nicht nur das Regierungsviertel von Port-au-Prince, sondern auch Cité Soleil, den größten und in den letzten Jahren gefährlichsten Slum der Hauptstadt, um sich einen eigenen Eindruck von den dortigen Entwicklungen und den Ergebnissen des MINUSTAH-Einsatzes zu machen. Bei dieser Gelegenheit forderte der Bürgermeister von Cité Soleil unter Hinweis auf die letzten sechs ruhigen Monate ein stärkeres Engagement von Investoren in seinem von mehr als 300.000 Menschen bewohnten Stadtteil, in dem es chronisch an Nahrungsmitteln, Unterkünften, Arbeitsplätzen und medizinischer Versorgung fehlt. Außerdem wünschte er sich einen Abbau des in Cité Soleil stationierten MINUSTAH-Kontingentes und den Aufbau stadtteileigener Polizei-Reviere und ist überzeugt, dass dies nicht zu neuen Unruhen führen wird. Gleichzeitig befürwortete er eine Verlängerung des im Oktober auslaufenden UN-Mandats. Diese Frage wird landesweit intensiv diskutiert, wobei die Mehrheit der Haitianer sich bewusst zu sein scheint, dass trotz der breit angelegten Entwaffnungsaktionen der letzten Jahre, die vor allem die verstreut agierenden Banditen-Gruppen trafen, noch zu viele Waffen im Umlauf sind. Chimären (Aristide-Anhänger) und ihre Gegner, ehemalige Militärs und Geschäftsleute ebenso wie Drogendealer, niemand weiß, wie viele Waffen von diesen Gruppen nicht abgegeben wurden und beim Versuch der gewalttätigen Machtergreifung nach dem Abzug der UNO den laufenden Demokratisierungsprozess blitzschnell zunichte machen könnten.
Offen gesprochen wird im Land inzwischen auch über das große Problem der Korruption. So vertritt der Leiter der ULCC (Vereinigung zum Kampf gegen die Korruption) die Ansicht, dass es in Haiti auch in den nächsten zehn Jahren keinen Rückgang der Armut geben kann, wenn dieses Problem nicht gelöst wird. Er verwies dabei auf die Rede von Präsident Préval anlässlich des diesjährigen Flaggenfestes (18.5.), in der dieser klar zum Ausdruck brachte, dass die Verstrickung höchster politischer und wirtschaftlicher Kreise in Korruptionsaffären allzu bekannte Tatsachen sind.
Der landwirtschaftliche Sektor des südlichen, fruchtbaren Haitis erlitt am 19./20.8. durch „Dean“, den ersten Hurrikan diesen Jahres einen ernsthaften Rückschlag. Zu Hunderten knickten die Bananenbäume,in den Plantagen ungeschützt zwischen den abgeholzten Hängen und dem Meer liegend, um. Die MINUSTAH-Truppen halfen beim Aufräumen und Regierungsvertreter besuchten die betroffenen Dörfer (Zitat eines Bauern: „Sie kommen, schreiben unsere Namen auf, gehen wieder und nichts passiert.“). Insgesamt wurden in den vier südlichen Departements des Landes sieben Tote und 15 Verletzte gezählt, mehrere Tausend Menschen wurden evakuiert, 1.900 Familien obdachlos, 450 Häuser zerstört und mehr als 900 beschädigt.
Kinderdorf
Das Schuljahr brachten unsere Kinder mit teilweise beachtlichen Ergebnissen hinter sich. Nur drei von ihnen müssen dieses Mal das Schuljahr wiederholen und erhielten während der Ferien intensiv Nachhilfe. Für alle gemeinsam gab es ein abwechslungsreiches Ferienprogramm mit einem ausgewogenen Verhältnis zwischen täglichen Pflichten und Vergnügungen. Leider gab es neben den üblichen Sommergrippe-Fällen auch einige schlechtere Nachrichten: André brach sich in der Schule ein Bein , Linda musste sich einer Brustoperation unterziehen und bei Maryse wurde Mitte August eine Zyste am Eierstock festgestellt, die operativ zu entfernen war. Die Familie unseres Pförtners erlitt einen herben Verlust im Tod zweier ihrer fünf Kinder binnen weniger Wochen. Beide litten an Fieber, dessen genaue Ursache nicht festgestellt werden konnte und dem sie aufgrund ihrer schlechten körperlichen Verfassung nicht genug entgegenzusetzen hatten.
Während im gesamten Kinderdorfgelände nach und nach kleinere Reparaturen durchgeführt werden, konnte endlich das gesamte Dach des Kindergartens erneuert werden. Nun ist sichergestellt, dass in der Regenzeit niemand darin nass wird. Langfristig sollen auch die Wände von Grund auf saniert werden.
Patenschaften
Seit Karins Rückkehr nach Europa im Mai kamen bereits zweimal größere Postsendungen mit Berichten, Fotos und neuen Anträgen in Landau an – ein erfreuliches Ergebnis von Karins intensiver Schulung für die Mitarbeiter. Zwar enthalten die Besuchsberichte noch vereinzelt kleine Fehler – z.B. wird ein falsches Geburtsdatum eingetragen, wie es von den Eltern der Kinder genannt wird, die es oft leider selbst nicht genau wissen - , aber unsere Mitarbeiter haben solche Schwächen erkannt und arbeiten noch intensiver mit den bereits vorhandenen Unterlagen wie Geburtsurkunden usw.
Auch Informationen über schulische und familiäre Ereignisse erreichen uns derzeit in etwas größerem Umfang als früher, und Fragen aus Europa werden gezielter und schneller beantwortet. Danke, Karin!
In den letzten Monaten konnten wir zehn laufende Außenpatenschaften beenden, die meisten davon, weil die jungen Leute inzwischen das Ende ihrer Ausbildung erreicht haben – ein Ziel, von dem sie ohne Patenschaft nur hätten träumen können. Unser Dank gilt ihren Paten, die sie so lange begleitet haben und von denen viele gleich die Patenschaft für ein neues Kind übernahmen.
Carline Noel komplettiert nach der Geburt ihres zweiten Kindes im Mai des Jahres seit Anfang August das Mitarbeiterteam im Gonaiver Patenschaftsbüro wieder. In der Zwischenzeit haben Phélitha Jean-Louis und Wilfrid Durenom sie perfekt vertreten.
Mitte August organisierte Wilfrid für mehr als hundert unserer Patenkinder, alle im Alter von 13 bis 20 Jahren, einen Ausflug mit zahlreichen sportlichen Aktivitäten sowie biblischem und praktischem Unterricht. Ermöglicht wurde dieser besondere Tag durch eine Spende „von Kindern für Kinder“. Auch hierfür sagen wir von Herzen Danke.
Ein neues Auto für Kinderdorf und Patenschaften
Spendenstand per 31.07.07: 33.500 USD
(zus.gestellt von Barbara Knochel, Red.schluss 24.08.07)
Politisch-Wirtschaftliche Situation
Nicht nur die spärlichen Medien-Berichte, sondern auch die Aussagen unserer Reisenden der letzten Zeit bestätigen, dass es in Haiti derzeit relativ ruhig ist. Unsere Mitarbeiter müssen, zum Beispiel auf dem Weg zum Flughafen in Port-au-Prince, keine endlosen Umwege mehr fahren, und Anfang August besuchte der neue UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon für 24 Stunden nicht nur das Regierungsviertel von Port-au-Prince, sondern auch Cité Soleil, den größten und in den letzten Jahren gefährlichsten Slum der Hauptstadt, um sich einen eigenen Eindruck von den dortigen Entwicklungen und den Ergebnissen des MINUSTAH-Einsatzes zu machen. Bei dieser Gelegenheit forderte der Bürgermeister von Cité Soleil unter Hinweis auf die letzten sechs ruhigen Monate ein stärkeres Engagement von Investoren in seinem von mehr als 300.000 Menschen bewohnten Stadtteil, in dem es chronisch an Nahrungsmitteln, Unterkünften, Arbeitsplätzen und medizinischer Versorgung fehlt. Außerdem wünschte er sich einen Abbau des in Cité Soleil stationierten MINUSTAH-Kontingentes und den Aufbau stadtteileigener Polizei-Reviere und ist überzeugt, dass dies nicht zu neuen Unruhen führen wird. Gleichzeitig befürwortete er eine Verlängerung des im Oktober auslaufenden UN-Mandats. Diese Frage wird landesweit intensiv diskutiert, wobei die Mehrheit der Haitianer sich bewusst zu sein scheint, dass trotz der breit angelegten Entwaffnungsaktionen der letzten Jahre, die vor allem die verstreut agierenden Banditen-Gruppen trafen, noch zu viele Waffen im Umlauf sind. Chimären (Aristide-Anhänger) und ihre Gegner, ehemalige Militärs und Geschäftsleute ebenso wie Drogendealer, niemand weiß, wie viele Waffen von diesen Gruppen nicht abgegeben wurden und beim Versuch der gewalttätigen Machtergreifung nach dem Abzug der UNO den laufenden Demokratisierungsprozess blitzschnell zunichte machen könnten.
Offen gesprochen wird im Land inzwischen auch über das große Problem der Korruption. So vertritt der Leiter der ULCC (Vereinigung zum Kampf gegen die Korruption) die Ansicht, dass es in Haiti auch in den nächsten zehn Jahren keinen Rückgang der Armut geben kann, wenn dieses Problem nicht gelöst wird. Er verwies dabei auf die Rede von Präsident Préval anlässlich des diesjährigen Flaggenfestes (18.5.), in der dieser klar zum Ausdruck brachte, dass die Verstrickung höchster politischer und wirtschaftlicher Kreise in Korruptionsaffären allzu bekannte Tatsachen sind.
Der landwirtschaftliche Sektor des südlichen, fruchtbaren Haitis erlitt am 19./20.8. durch „Dean“, den ersten Hurrikan diesen Jahres einen ernsthaften Rückschlag. Zu Hunderten knickten die Bananenbäume,in den Plantagen ungeschützt zwischen den abgeholzten Hängen und dem Meer liegend, um. Die MINUSTAH-Truppen halfen beim Aufräumen und Regierungsvertreter besuchten die betroffenen Dörfer (Zitat eines Bauern: „Sie kommen, schreiben unsere Namen auf, gehen wieder und nichts passiert.“). Insgesamt wurden in den vier südlichen Departements des Landes sieben Tote und 15 Verletzte gezählt, mehrere Tausend Menschen wurden evakuiert, 1.900 Familien obdachlos, 450 Häuser zerstört und mehr als 900 beschädigt.
Kinderdorf
Das Schuljahr brachten unsere Kinder mit teilweise beachtlichen Ergebnissen hinter sich. Nur drei von ihnen müssen dieses Mal das Schuljahr wiederholen und erhielten während der Ferien intensiv Nachhilfe. Für alle gemeinsam gab es ein abwechslungsreiches Ferienprogramm mit einem ausgewogenen Verhältnis zwischen täglichen Pflichten und Vergnügungen. Leider gab es neben den üblichen Sommergrippe-Fällen auch einige schlechtere Nachrichten: André brach sich in der Schule ein Bein , Linda musste sich einer Brustoperation unterziehen und bei Maryse wurde Mitte August eine Zyste am Eierstock festgestellt, die operativ zu entfernen war. Die Familie unseres Pförtners erlitt einen herben Verlust im Tod zweier ihrer fünf Kinder binnen weniger Wochen. Beide litten an Fieber, dessen genaue Ursache nicht festgestellt werden konnte und dem sie aufgrund ihrer schlechten körperlichen Verfassung nicht genug entgegenzusetzen hatten.
Während im gesamten Kinderdorfgelände nach und nach kleinere Reparaturen durchgeführt werden, konnte endlich das gesamte Dach des Kindergartens erneuert werden. Nun ist sichergestellt, dass in der Regenzeit niemand darin nass wird. Langfristig sollen auch die Wände von Grund auf saniert werden.
Patenschaften
Seit Karins Rückkehr nach Europa im Mai kamen bereits zweimal größere Postsendungen mit Berichten, Fotos und neuen Anträgen in Landau an – ein erfreuliches Ergebnis von Karins intensiver Schulung für die Mitarbeiter. Zwar enthalten die Besuchsberichte noch vereinzelt kleine Fehler – z.B. wird ein falsches Geburtsdatum eingetragen, wie es von den Eltern der Kinder genannt wird, die es oft leider selbst nicht genau wissen - , aber unsere Mitarbeiter haben solche Schwächen erkannt und arbeiten noch intensiver mit den bereits vorhandenen Unterlagen wie Geburtsurkunden usw.
Auch Informationen über schulische und familiäre Ereignisse erreichen uns derzeit in etwas größerem Umfang als früher, und Fragen aus Europa werden gezielter und schneller beantwortet. Danke, Karin!
In den letzten Monaten konnten wir zehn laufende Außenpatenschaften beenden, die meisten davon, weil die jungen Leute inzwischen das Ende ihrer Ausbildung erreicht haben – ein Ziel, von dem sie ohne Patenschaft nur hätten träumen können. Unser Dank gilt ihren Paten, die sie so lange begleitet haben und von denen viele gleich die Patenschaft für ein neues Kind übernahmen.
Carline Noel komplettiert nach der Geburt ihres zweiten Kindes im Mai des Jahres seit Anfang August das Mitarbeiterteam im Gonaiver Patenschaftsbüro wieder. In der Zwischenzeit haben Phélitha Jean-Louis und Wilfrid Durenom sie perfekt vertreten.
Mitte August organisierte Wilfrid für mehr als hundert unserer Patenkinder, alle im Alter von 13 bis 20 Jahren, einen Ausflug mit zahlreichen sportlichen Aktivitäten sowie biblischem und praktischem Unterricht. Ermöglicht wurde dieser besondere Tag durch eine Spende „von Kindern für Kinder“. Auch hierfür sagen wir von Herzen Danke.
Ein neues Auto für Kinderdorf und Patenschaften
Spendenstand per 31.07.07: 33.500 USD
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