Aktuelles
(zusammengestellt von B. Knochel, Redaktionsschluss 19.11.07)
Politisch-Wirtschaftliche Situation
Überwiegend mit Erleichterung aufgenommen wurde die Entscheidung des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen, das MINUSTAH-Mandat bis zum 15. Oktober 2008 zu verlängern. Hauptaufgaben bleiben die Eindämmung der Gewalt im Land, die Unterstützung der nationalen haitianischen Polizei und Patrouillen entlang der Küsten des Staates. Es gibt aber auch kritische Stimmen wie die des Parteichefs der „Démocrates Chrétiens“, Osner Fevry, der die Erneuerung des Mandates als „einen neuen Sieg derjenigen politischen Parteien, die die Besetzung des Landes befürworten, als Beweis für den Rassismus, den Imperialismus und Kolonialismus des Sicherheitsrates“ bezeichnete.
Mehr als 100 aus Sri Lanka stammende Blauhelme wurden Ende Oktober nach Hause geschickt, nachdem aufgedeckt worden war, dass sie für den sexuellen Missbrauch junger Haitianerinnen verantwortlich waren. Dass die Regierung sich in dieser Affäre, die als Spitze eines riesigen Eisberges angesehen wird, sehr zurückhaltend verhielt, dient nicht dazu, ihre Anerkennung im eigenen Land zu stärken.
(zusammengestellt von B. Knochel, Redaktionsschluss 19.11.07)
Politisch-Wirtschaftliche Situation
Überwiegend mit Erleichterung aufgenommen wurde die Entscheidung des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen, das MINUSTAH-Mandat bis zum 15. Oktober 2008 zu verlängern. Hauptaufgaben bleiben die Eindämmung der Gewalt im Land, die Unterstützung der nationalen haitianischen Polizei und Patrouillen entlang der Küsten des Staates. Es gibt aber auch kritische Stimmen wie die des Parteichefs der „Démocrates Chrétiens“, Osner Fevry, der die Erneuerung des Mandates als „einen neuen Sieg derjenigen politischen Parteien, die die Besetzung des Landes befürworten, als Beweis für den Rassismus, den Imperialismus und Kolonialismus des Sicherheitsrates“ bezeichnete.
Mehr als 100 aus Sri Lanka stammende Blauhelme wurden Ende Oktober nach Hause geschickt, nachdem aufgedeckt worden war, dass sie für den sexuellen Missbrauch junger Haitianerinnen verantwortlich waren. Dass die Regierung sich in dieser Affäre, die als Spitze eines riesigen Eisberges angesehen wird, sehr zurückhaltend verhielt, dient nicht dazu, ihre Anerkennung im eigenen Land zu stärken.
( Blauhelme aus Sri Lanka
im Einsatz in Haiti)
Auch eine Rede von Präsident Préval, in der er eine Überarbeitung der haitianischen Verfassung anregte, sorgte für einigen Wirbel. Zwar sind sich die politischen Kreise weitgehend darüber einig, dass es in der erst 20 Jahre alten Verfassung zahlreiche Widersprüche gibt, doch gibt es Zweifel an den hehren Zielen des Präsidenten. Da gibt es Äußerungen über ein „antidemokratisches Projekt“ bis hin zu Vorwürfen, Préval wolle sich wie seinerzeit Duvalier seine eigene nur ihm dienende Verfassung zurechtstricken. Solche Vorwürfe sind schnell zur Hand in einem Land, in dem antidemokratisches Verhalten der Regierenden keine Seltenheit ist und im politischen wie im wirtschaftlichen Bereich oft genug in die eigene Tasche gewirtschaftet wird, wie in dem Anfang November aufgedeckten Fall des Verkaufs eines Lots von „Alteisen“, bestehend unter anderem aus 11 Bulldozern, 10 LKWs, 7 Tiefladern, 8 Grätern, diversen Kompressoren etc. an eine ausländische Metall-Firma, vereinbart in trautem Einvernehmen zwischen dem zuständigen nationalen Straßenbauamt und Verantwortlichen des Rechnungshofes sowie der Zollbehörden.
In der zu Ende gehenden Hurrikanzeit des Jahres 2007 machte sich vor allem „Noël“ einen Namen, der auf seinem Weg auch Haiti in Mitleidenschaft zog. Vor allem das Departement West des Landes mit der Hauptstadt Port-au-Prince wurde getroffen, die Statistik listete am 5. November insgesamt 62 Tote, 17 Vermisste, 104 Verletzte und 9.568 obdachlose Familien auf. 1.589 Häuser sollen zerstört worden sein. In Gonaives ging bereits Tage vor dem Durchzug von „Noël“ die Angst um, zu frisch sind noch die Erinnerungen an „Jeanne“ 2004, doch blieb die Stadt verschont. Nur über wesentlich stärkere Regenfälle als üblich wurde berichtet, die die Bevölkerung aber nicht abhielten, in Massen das jährliche Schutzheiligen-Fest auf der Place d’Armes zu feiern. Die Regenfälle hielten auch in der Folgezeit an und behinderten zusammen mit dem für Gonaives sehr ungewöhnlichen dauerhaft bewölkten Himmel stark die Internet- und Telefon-Verbindungen selbst innerhalb des Landes.
Kinderdorf
Wir sind dankbar, dass es durch Hurrikan und Gewitterregen keine größeren Schäden gab. So konnte das Gelände schnell wieder aufgeräumt werden, wobei die Kinder, die in den Tagen der größten Niederschläge und am Morgen nach dem Schutzheiligen-Fest aufgrund staatlich verordneter Schulschließung keinen Unterricht hatten, tatkräftig halfen. Zum Glück sind auch alle gesund und bekamen weder die in der Stadt grassierende Bindehautentzündung noch durch die vielen nassen Tage mehr als einen Schnupfen.
Maryse, eine unserer beiden älteren Mädchen, die eine hauswirtschaftliche Ausbildung machen, wurde von ihrer Schule an einer vom Ministerium für Soziales und Arbeit organisierten Leistungsprüfung angemeldet, die sie mit Erfolg bestanden hat. Dies ist ein großer Ansporn für sie für das letzte Jahr ihrer dreijährigen Ausbildung, das jetzt begonnen hat. Elie, unser Ältester, der eine Installateur-Lehre machen wollte, hat leider die Aufnahmeprüfung nicht bestanden. Nun will er sich zum Mechaniker ausbilden lassen. Alle anderen Kinder besuchen nach wie vor Schule und Kindergarten. (Elie Charjot)
Der Kindergartenbetrieb konnte nur schleppend aufgenommen werden. Zunächst verschoben wegen des schlechten Wetters die Behörden den offiziellen Beginn des Schuljahres, dann schickten manche Familien ihre Kinder zunächst nicht, weil sie die am Anfang des Schuljahres fälligen höheren Beträge nicht aufbringen konnten. Es ist für unsere Mitarbeiter immer wieder neu ein Balance-Akt: Einerseits müssen sie auf der Zahlung des Schulgeldes bestehen, damit die Löhne und Nebenkosten bezahlt werden können, andererseits sehen sie die oft aussichtslose Lage der Familien. Eltern ohne Arbeit und Einkommen, mit meist mehreren Kindern, deren größter Wunsch es ist, ihren Söhnen und Töchtern durch eine Schulausbildung einen besseren Start in die Zukunft zu geben, als sie ihn hatten.
Ein neues Auto für Kinderdorf und Patenschaften
Spendenstand per 31.10.07: 36.000 USD
Patenschaften
Ende Oktober kam endlich wieder Post aus Gonaives, darunter der erste Stapel der diesjährigen Weihnachtskarten. Die nächsten Postsendungen wurden Mitte November auf den Weg gebracht, wie hoffen, dass sie den Rest der Karten enthalten und wir diese rechtzeitig vor dem Fest an alle Paten weiterleiten können.
In der Patenschaftsarbeit ist zur Zeit einige Bewegung, auch wenn die Gesamtzahl der von uns betreuten Kinder mit etwa 300 relativ konstant bleibt. Neben den vielen neu begonnenen Patenschaften dieses Jahres wurden etwa gleich viel auch beendet, weil diese jungen Frauen und Männer ihre Ausbildung abgeschlossen haben oder 2007 25 Jahre alt wurden. Beim Schreiben der Kündigungsbriefe an die Patenschaftsnehmer fiel auf, dass viele von ihnen über weit mehr als zehn Jahre vom gleichen Paten unterstützt worden sind. Wir möchten die Gelegenheit nutzen, an dieser Stelle einmal diesen langjährigen treuen Spendern ganz herzlich zu danken! Auch in Zukunft wird es weitere Umschichtungen geben, denn allein in den nächsten fünf Jahren werden etwa 40 % aller Patenkinder das Patenschafts-Höchstalter von 25 Jahren erreichen. In einem der nächsten Hefte möchten wir hierauf einmal näher eingehen.
In der zu Ende gehenden Hurrikanzeit des Jahres 2007 machte sich vor allem „Noël“ einen Namen, der auf seinem Weg auch Haiti in Mitleidenschaft zog. Vor allem das Departement West des Landes mit der Hauptstadt Port-au-Prince wurde getroffen, die Statistik listete am 5. November insgesamt 62 Tote, 17 Vermisste, 104 Verletzte und 9.568 obdachlose Familien auf. 1.589 Häuser sollen zerstört worden sein. In Gonaives ging bereits Tage vor dem Durchzug von „Noël“ die Angst um, zu frisch sind noch die Erinnerungen an „Jeanne“ 2004, doch blieb die Stadt verschont. Nur über wesentlich stärkere Regenfälle als üblich wurde berichtet, die die Bevölkerung aber nicht abhielten, in Massen das jährliche Schutzheiligen-Fest auf der Place d’Armes zu feiern. Die Regenfälle hielten auch in der Folgezeit an und behinderten zusammen mit dem für Gonaives sehr ungewöhnlichen dauerhaft bewölkten Himmel stark die Internet- und Telefon-Verbindungen selbst innerhalb des Landes.
Kinderdorf
Wir sind dankbar, dass es durch Hurrikan und Gewitterregen keine größeren Schäden gab. So konnte das Gelände schnell wieder aufgeräumt werden, wobei die Kinder, die in den Tagen der größten Niederschläge und am Morgen nach dem Schutzheiligen-Fest aufgrund staatlich verordneter Schulschließung keinen Unterricht hatten, tatkräftig halfen. Zum Glück sind auch alle gesund und bekamen weder die in der Stadt grassierende Bindehautentzündung noch durch die vielen nassen Tage mehr als einen Schnupfen.
Maryse, eine unserer beiden älteren Mädchen, die eine hauswirtschaftliche Ausbildung machen, wurde von ihrer Schule an einer vom Ministerium für Soziales und Arbeit organisierten Leistungsprüfung angemeldet, die sie mit Erfolg bestanden hat. Dies ist ein großer Ansporn für sie für das letzte Jahr ihrer dreijährigen Ausbildung, das jetzt begonnen hat. Elie, unser Ältester, der eine Installateur-Lehre machen wollte, hat leider die Aufnahmeprüfung nicht bestanden. Nun will er sich zum Mechaniker ausbilden lassen. Alle anderen Kinder besuchen nach wie vor Schule und Kindergarten. (Elie Charjot)
Der Kindergartenbetrieb konnte nur schleppend aufgenommen werden. Zunächst verschoben wegen des schlechten Wetters die Behörden den offiziellen Beginn des Schuljahres, dann schickten manche Familien ihre Kinder zunächst nicht, weil sie die am Anfang des Schuljahres fälligen höheren Beträge nicht aufbringen konnten. Es ist für unsere Mitarbeiter immer wieder neu ein Balance-Akt: Einerseits müssen sie auf der Zahlung des Schulgeldes bestehen, damit die Löhne und Nebenkosten bezahlt werden können, andererseits sehen sie die oft aussichtslose Lage der Familien. Eltern ohne Arbeit und Einkommen, mit meist mehreren Kindern, deren größter Wunsch es ist, ihren Söhnen und Töchtern durch eine Schulausbildung einen besseren Start in die Zukunft zu geben, als sie ihn hatten.
Ein neues Auto für Kinderdorf und Patenschaften
Spendenstand per 31.10.07: 36.000 USD
Patenschaften
Ende Oktober kam endlich wieder Post aus Gonaives, darunter der erste Stapel der diesjährigen Weihnachtskarten. Die nächsten Postsendungen wurden Mitte November auf den Weg gebracht, wie hoffen, dass sie den Rest der Karten enthalten und wir diese rechtzeitig vor dem Fest an alle Paten weiterleiten können.
In der Patenschaftsarbeit ist zur Zeit einige Bewegung, auch wenn die Gesamtzahl der von uns betreuten Kinder mit etwa 300 relativ konstant bleibt. Neben den vielen neu begonnenen Patenschaften dieses Jahres wurden etwa gleich viel auch beendet, weil diese jungen Frauen und Männer ihre Ausbildung abgeschlossen haben oder 2007 25 Jahre alt wurden. Beim Schreiben der Kündigungsbriefe an die Patenschaftsnehmer fiel auf, dass viele von ihnen über weit mehr als zehn Jahre vom gleichen Paten unterstützt worden sind. Wir möchten die Gelegenheit nutzen, an dieser Stelle einmal diesen langjährigen treuen Spendern ganz herzlich zu danken! Auch in Zukunft wird es weitere Umschichtungen geben, denn allein in den nächsten fünf Jahren werden etwa 40 % aller Patenkinder das Patenschafts-Höchstalter von 25 Jahren erreichen. In einem der nächsten Hefte möchten wir hierauf einmal näher eingehen.
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