Mittwoch, 10. Februar 2010

Erdbebenhilfe HAITI / Februar 2010

24.02.2010 - Fotos von heute
Karin Berneburg ist heute mit Karlheinz Wittmer und Kidender Aristhyl nach Gonaives gefahren, um sich einen Überblick über den Stand des Speisungsprogrammes auf dem Missionsgelände zu verschaffen, die Buchhaltung des Projektes mit den dortigen Verantwortlichen durchzusprechen und letzte Fragen der Medikamentenverteilung zu klären.

Die Fotos:
Karlheinz, Eliette und Karin im AFPROG-Büro













Die Kochstellen
Die Essensausgabe











Der Bau des Schutz-Hauses für die Wasseraufbereitungsanlage











Aus einem Tages-Bericht von Karin vom Wochenanfang:
"....Bei der langen Fahrt durch Port-au-Prince denke ich, die Zerstörung und das Leid der Menschen hier grenzt an Unendlichkeit. Stundenlang nur Trümmer und beschädigte Häuser, wie soll das alles wieder in Ordnung kommen? Und - obwohl mehr als 200.000 Menschen gestorben sind und mehr als eine halbe Million die Stadt verlassen haben - überall Menschenmassen, die täglich etwas zu essen und ein Dach über dem Kopf brauchen. So viele Hilfsangebote von außen - und das Gefühl, dies versickert in diesem Riesengebiet wie in Sand. Und eben doch immer wieder ein Lager mit einem Schuld, das auf eine der vielen Hilfsorganisationen hinweist, Anlaufstationen, sichtbare Hilfe. Und zwischen den Trümmern der normale Alltag der Haitianer mit Handel, viel Fröhlichkeit, aber auch mit hungrigen Menschen, Alte und Kinder, die Wege suchen, Aufmerksamkeit und vielleicht ein wenig Geld zu erlangen...."
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22.02.2010
Karin Berneburg ist am 18. Februar gut in Titanyen angekommen und schon mitten in der Arbeit. Wie erhofft ist die schwierige Buchhaltungsarbeit für das Gemeinschaftsprojekt mit Nehemia, bei dem es u.a. zum Beispiel mit vier verschiedenen Währungen (EUR, USD, dominikanische Peso und haitianische Dollar) zu rechnen gilt, bei ihr in den allerbesten Händen.

Am Samstag wurde ein Pickup voller "Erdbeben-Medikamente" aus der zweiten Nehemia-Bestellung für die fünf Projektorte in Haiti nach Gonaives gebracht. Eliette Jean-Beauplan, ehemaliges Patenkind und Leiterin der Frauengruppe AFPROG, übernimmt die Verteilung innerhalb der Stadt an vertrauenswürdige Krankenstationen und Dispensaires, wo nach wie vor großer Bedarf vor allem an Verbandsmaterial und Schmerzmitteln besteht.

Ebenfalls am Samstag traf in Landau ein großes Paket mit Post aus Haiti ein, das die erste Nothelfergruppe mit zurückgebracht hatte. Neben zahlreichen Patenschaftsberichten und Briefen (wir bitten schon jetzt alle Paten um Verständnis, dass die Weiterleitung sich teilweise verzögern kann!) sind auch wieder viele neue Patenschaftsanträge gekommen, auch einige für Flüchtlingskinder aus Port-au-Prince. Diese Kinder werden wir gerne vorrangig vermitteln, auch wenn teilweise noch Geburtsurkunden oder Fotos fehlen.

In eigener Sache: Endlich ist sie online - unsere neue Homepage:
http://www.lebensmission-haiti.org/ ,
was uns ganz besonders freut.
Herzlichen Dank, Karin und Philip, dass ihr das so schnell so hervorragend hinbekommen habt!

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16.02.2010
Heinz und Helga Östreicher, Thomas Schaffner und Monika Jakob sind gestern nach drei Wochen aufopferungsvollem Einsatz in Gonaives wohlbehalten in der Dominikanischen Republik eingetroffen und werden am Mittwoch in Deutschland zurück erwartet. Karin Berneburg wird am Donnerstag Mittag in Port-au-Prince eintreffen, wo Karlheinz Wittmer die Stellung hält.

Auszug aus Thomas Schaffner's letztem Bericht aus Haiti:
"Heute fahren wir wieder einmal nach Port-au-Prince........Wir halten unterwegs in Titanyen, um Lebensmittel für eine Freundin mitzunehmen, die seit mehr als 25 Jahren in Meyer, in den Bergen hinter Léogane, arbeitet. Sie hat uns erzählt, dass dort alle Steinhäuser zerstört sind, die Lebensmittel knapp werden und sie keine Möglichkeit hat, an Geld zu kommen. Bisher sind noch keine Helfer bis nach Meyer vorgedrungen.
Leider bekommen wir nicht so viele Nahrungsmittel und Wasser mit, wie wir erhofft hatten. Als die Helfer im Depot nach der zweiten Schubkarrenfuhre gelangweilt herumstehen, frage ich vorsichtig nach, ob das denn alles sei. Sie sagen mit, dass sie seit Tagen auf ein Containerschiff mit Hilfsgütern warten, es aber noch nicht eingetroffen ist.
So fahren wir weiter, zu einer Kirche mit Notunterkünften in der Vorstandtzone von Port-au-Prince, wo wir mit unseren Erfahrungen aus dem Speisungsprojekt in Gonaives den Verantwortlichen unter die Arme greifen sollen. Als wir ankommen, freuen sich alle. Sie gehen davon aus, dass die Reis- und Bohnensäcke auf unserem Pickup für sie bestimmt sind und im Nu stehen sehr viele Leute um unser Auto um sofort abzuladen. Wir versuchen die Situation zu klären. Die Information, dass wir nur zu einer Besprechung kommen und die Lebensmittel nicht für sie sind, können und wollen sie nicht glauben. Um uns herum wird es immer lauter. Ich entferne mich mit einigen Diskutierenden langsam vom Auto. Philistin, unser haitianischer Fahrer, legt den Rückwärtsgang ein und fährt sehr langsam vom Gelände. Ich erkläre den Leuten, dass wir ein Kinderdorf in Gonaives haben und die Lebensmittel dringend benötigen. Das ist für diese hungrigen Menschen hier zwar nur ein kleiner Trost, aber ihre Gemüter kühlen ab. Philistin hat sich mit Auto und Waren sprichwörtlich vom Acker gemacht, was die ganze Situation bald vergessen lässt.....
Bei einer Missionsorganisation versuchen wir noch, einen Rollstuhl für eine junge Frau zu organisieren, die in Gonaives liegt. Ihr mussten beide Beine amputiert werden. Es fällt mir noch Tage danach schwer darüber zu schreiben... Erfreulicherweise haben wir einen erhalten. Dieses Erdbeben wird Haiti noch jahrzehntelang begleiten....... (Den kompletten Bericht von Thomas senden wir Ihnen auf Anforderung gerne zu)


(Foto: Heinz, Helga und Monika beim Entladen des Rollstuhls)

In Gonaives läuft das Speisungsprojekt unter der Leitungs von Frantz Pierre, einem ehemaligen Kinderdorfkind, und das Schülerprojekt in der Verantwortung von Vital Jacques weiter. Die Lieferung der Wasseraufbereitungsanlage wird erwartet.
Auch die Versorgung der Flüchtlinge mit Nahrungsmittel durch das "Centre de Vie", "AFPROG", die Gemeinde von Pastor Denis und andere einheimische Gruppierungen werden fortgesetzt. Wir werden sie noch weiter bei der Finanzierung dieser dringend notwendigen Maßnahmen unterstützen.
Spendenkonto:
Sparkasse SÜW in Landau, BLZ 548 500 10
Konto: 22343, Kennwort: Nothilfe Haiti
(Schweiz und IBAN/BIC: siehe nebenstehend)

In eigener Sache:
An unserer neuen website wird nach wie vor mit Hochdruck gearbeitet. Wir rechnen damit, dass sie in wenigen Tagen wieder online gehen kann: http://www.lebensmission-haiti.org/
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13.02.2010
Das Nehemia+Lebensmission-Speisungsprogramm in Port-au-Prince, Léogane, Titanyen und Gonaives - Karlheinz Wittmer berichtet per email:

Die Speisung in Terre Noire läuft seit ca. 3 Wochen für 240 Menschen täglich. Die Speisung in Gonaives (Foto: Karlheinz vergangenes Wochenende bei der Essensausgabe auf dem Gelände der "Mission de Vie"/Lebensmission) läuft, mit gekochtem Essen, seit ca. 2 Wochen für 2.000 Menschen. Drei haitianische Waisenheime haben wir mit Lebensmitteln und Wasser für die nächsten Wochen versorgt. Das Projekt in Léogane steht in den Startlöchern und wartet auf die erste Auslieferung von Fertignahrung, kann voraussichtlich nächste Woche beginnen. Die Vorbereitung für das größte Teil-Projekt in Titanyen ist bisher schleppend verlaufen, weil die amerikanisch/haitianische Partnerorganisation überlastet ist. Außerdem haben die Fertigrationen zum Austeilen bisher gefehlt, stehen nun aber zur Verfügung. Medikamente und Speiseöl sind aus der Dominikanischen Republik angekommen und warten auf Verteilung.
Viel Herumfahrerei und viel Organisationsarbeit, die Verkehrssituation ist aufreibend und Telefonverbindungen sind nach wie vor problematisch.
Von Freitag bis Sonntag hat die haitianische Regierung so etwas wie Nationale Buß-/Gebets-/Fasten- und Trauer-Tage ausgerufen. Das blockiert viele praktische Aktivitäten, da von den Haitianern hier im Lager niemand arbeitet und weder Fahrzeuge noch Fahrer zur Verfügung stehen. Dafür wird die kommende Woche dann wieder völlig überfrachtet sein, allein über 5 to Babynahrung sollen verteilt werden.
Aber man darf hier nicht über den jeweiligen Tag hinausdenken; einfach einen Fuß vor den anderen setzen und weiter vorwärts gehen und durch die Gnade Gottes geht es - irgendwie!
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12.02.2010
Um Karlheinz Wittmer bei seiner mehr als schwierigen Aufgabe, in einem Land ohne Infrastrukturen das groß angelegte Speisungsprogramm für fünf verschiedene Projektorte zu koordinieren zu unterstützen, wird Karin Berneburg vom Lebensmissions-Vorstand am kommenden Mittwoch für drei Wochen nach Haiti reisen. Sie wird Karlheinz im administrativen Bereich den Rücken freihalten, so dass er sich um den Nachschub, die Transporte und die Abstimmung der einzelnen Bereiche kümmern kann.
Ihr Weg wird dabei möglicherweise den der jetzigen Nothelfer auf dem Frankfurter Flughafen kreuzen, die am Mittwoch wieder in Deutschland zurückerwartet werden. Ihre Erfahrungen und Eindrücke direkt aus Port-au-Prince und Gonaives werden die Basis für weitere, längerfristig angelegte Hilfsprojekte sein, mit denen wir den Aufbau Haitis und den Neuanfang vieler Betroffener des Erdbebens vom Januar unterstützen wollen.
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11.02.2010
PATENKINDER: Ein neues email aus dem Patenschaftsbüro in Gonaives: "Was die Patenkinder angeht, die in Port-au-Prince, Gros-Morne und anderen mehr vom Erdbeben betroffenen Gebieten leben, so sind sie fast alle da; aber die meisten haben alles verloren und kamen mit leeren Händen; ihre Schulen sind eingestürzt. Das sind sie: Adler MONFLEURY, Benjamin JULES, Chounara JOSEPH, Daniel GUERRIER, Dieuseul JOSEPH, Dominique DORMEVIL, Fegenson PETITHOMME, Fridnel ARCHIPAT, Gilene CASSEUS, Margreth JEAN, Marie-Love PROPHETE, Marise JEAN-CHARLES, Minouche SAUVEUR, Nacha Cass. DAUPHIN, Paule Kettia MONDESIR, Reniane St. LOUIS, Robenson DESIR, Rodrigue AUGUSTIN, Rubens IGNACE, Sindy Love PROPHETE, Stanley JEAN. Danke für eure Hilfe, Carline"
Nun sind es nur noch drei der Port-au-Prince'r jungen Leute, über deren Ergehen wir noch nichts wissen. Wir hoffen weiter, froh darüber, dass von den anderen niemand schwer verletzt oder umgekommen ist.

Zitat aus dem Bericht eines deutschen Missionars, der seit vielen Jahren im Süden Haitis arbeitet: "Wir besuchen in "Bonne Fin", dem Krankenhaus unseres Gemeindeverbandes, ein Ärzteteam. So viele schwerverletzte Menschen zu sehen, von denen die meisten einen frohen und dankbaren Eindruck machen, gibt es wahrscheinlich nur in Haiti. Bei Vielen liegt eine Bibel auf dem Bett und oftmals klingt es wie ein mehrstimmiger Choral aus einem der Krankenzimmer. Die meisten medizinischen Teams kehren als Gesegnete aus diesem Einsatz zurück....." (J. Schürer)
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10.02.2010
Vier Wochen nach der Katastrophe: Rund um Port-au-Prince wachsen immer noch die dort eingerichteten Zeltstädte an, wo Zehntausende auf wenigstens ein provisorisches Dach über dem Kopf und etwas Essen hoffen. In der Stadt selbst: Nach wie vor überall im Freien lagernde Menschen - die einen warten auf Hilfe, die anderen räumen ein Eckchen Grund frei um wieder etwas aufbauen zu können.
Mitglieder der Gonaiver Gemeinde um den Franzosen Patrice Derrouche fahren regelmäßig nach Carrefour um die Aufräum- und Aufbauarbeiten der stark betroffenen Kirche "Kay en Kay" zu unterstützen. Die nach Gonaives evakuierten Mitglieder dieser Gemeinde, die zum Teil auch auf unserem Missionsgelände untergekommen sind, werden wohl noch eine längere Zeit nicht in die Hauptstadt zurückkehren können.

Die internationale Hilfe konzentriert sich mehr und mehr auf Léogane, südlich der Hauptstadt und näher am Epizentrum gelegen. 90% der Stadt sind zerstört. Dort sollen, wie in Gonaives, 2.000 Menschen täglich mit Essen versorgt werden.

Das Speisungsprogramm in Gonaives hat seinen Rythmus gefunden: Gekocht wird von morgens bis abends, um 17 Uhr nimmt die letzte Gruppe ihr warmes Essen entgegen. Auch andere Gemeinden und einheimische Gruppen engagieren sich in der Versorgung der Port-au-Princer. So auch die Kirche von Pastor Denis NOEL, das "Centre de Vie" von Patrice und die Frauengruppe "AFPROG" um Eliette Jean-Beauplan. Unsere Reisenden konnten sich von deren effektiver Hilfe überzeugen und haben diesen und zwei weiteren Essensprojekten in der Stadt finanzielle Unterstützung angeboten.

(Foto: Thomas Schaffner mit einer Gruppe Flüchtlingskinder)

Viele der aus Port-au-Prince Geflohenen, die dort alles verloren haben, sind Kinder. Um diesen ein Stück Normalität wieder zu geben und zu verhindern, dass sie dieses Schuljahr wiederholen müssen, hat Vital Jacques, unser stellvertretender Kinderdorfleiter, für uns ein zusätzliches Projekt entwickelt: Er hat in den Schulen der Stadt freie Plätze gesucht und um die Aufnahme zusätzlicher Kinder gebeten. Leider dürfen die Schulleitungen nicht auf die staatlich vorgeschriebenen Schulgebühren verzichten und bestehen auf der Anschaffung von Schuluniformen (manche der Flüchtlingskinder hätten andernfalls mangels Kleidung gar nicht die Möglichkeit, zur Schule zu gehen). Etwa 125 USD hat Vital für die Ausstattung, Anmeldung und monatlichen Gebühren eines Grundschulkindes bis zum Ende dieses Schuljahres kalkuliert. Für die weiterführenden Schulen werden die Kosten etwas höher liegen.Die VR-Bank an unserem Vereinssitz Landau unterstützt dieses "Schüler"-Projekt mit 5.000 EUR. Wir konnten diesen Betrag spontan verdoppeln und Vital kurzfristig 15.000 USD zur Verfügung stellen. Wir prüfen derzeit, ob wir für einige dieser Schüler, obwohl sie schon etwas älter sind, auch Patenschaften vermitteln können, damit ihr Schulbesuch auch über das Ende dieses Schuljahres hinaus gesichert ist.

(Foto: Scheckübergabe in der VR-Bank Landau)

Wenn Sie Vital helfen möchten, weitere Schüler in den Schulen Gonaives unterzubringen, spenden Sie bitte mit dem Kennwort "Schüler-Hilfe" auf das Konto der Lebensmission e.V., Konto-Nr. 22343, bei der Sparkasse SÜW in Landau, BLZ 548 500 10. Geht mehr Geld ein, als für diese zeitlich befristete Aktion benötigt wird, wird es für Schulspeisungen verwendet werden. Auch allgemeine Nothilfe-Spenden werden weiterhin dringend benötigt.