Freitag, 28. Januar 2011

28.01.2011: Stichwahl oder Neuwahl?

Das Parteienbündnis INITE hat am Mittwoch mitgeteilt, dass sein Präsidentschaftskandidat Jude CELESTIN, zu dessen Gunsten es massiven Wahlbetrug gegeben haben soll, seine Kandidatur zurückgezogen hat. Allerdings hat Celestin dies selbst noch nicht bestätigt, auch fehlt die notariell beglaubigte Erklärung, die er bei dem Wahlrat vorlegen müsste, um den Vorschriften Genüge zu tun.
Aus diesem Grund fordern auch zahlreiche Oppositionskandidaten nach wie vor, dass die Wahl vom 28. November vollständig annulliert und wiederholt wird. Der Rücktritt Celestins sei nur auf Druck der Weltgemeinschaft hin erfolgt und entspreche in seinen Konsequenzen nicht dem Willen des Volkes.
Nun wird mit noch mehr Spannung auf die Veröffentlichung der Wahlergebnisse gewartet - und die Bekanntgabe der beiden Kandidaten für die Stichwahl - oder Annullierung und Festlegung eines neuen Wahltermines.
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In eigener Sache:
- Das Telefon im Büro Landau funktioniert wieder!
- Der Versand der Zuwendungsbestätigungen für 2011 ist angelaufen. Leider fehlen uns mehrere Hundert Anschriften von Spendern, die unsere Arbeit im vergangenen Jahr erstmals unterstützt haben. Falls Sie Ihre Bescheinigung nicht innerhalb der nächsten Woche erhalten, melden Sie sich bitte bei uns!

Dienstag, 25. Januar 2011

25.01.2011: In eigener Sache:

Seit heute Vormittag ist die Telefonanlage im Büro Landau defekt -
Wir hoffen auf schnelle Lieferung der Ersatz-Anlage durch die Telekom.

Erreichbar sind wir weiterhin per email:
lebensmission@t-online.de


Vielen Dank für Ihr Verständnis!

Freitag, 21. Januar 2011

21.01.2011: Duvalier und Aristide

Aus Kreisen um den am vergangenen Wochenende nach Haiti zurückgekehrten Ex-Diktator Jean-Claude Duvalier hört man immer mehr Stimmen, dass es sein Ziel sei, zur Wahl um das Amt des haitianischen Präsidenten anzutreten, wenn - wie er hofft - die Wahlen vom 28. November 2010 als ungültig erklärt werden.

Auch Jean-Bertrand Aristide, seit seinem Sturz 2004 im südafrikanischen Exil, hat in einem Schreiben an die südafrikanische und die haitianische Regierung seinem Wunsch Ausdruck verliehen, lieber heute als morgen "als einfacher Bürger, der seinen Brüdern und Schwestern helfen will", zurück nach Haiti zu reisen. Schließlich hätten in all den Jahren immer wieder seine Landsleute seine Rückkehr gefordert. Außerdem sei es aus medizinischen Gründen notwendig, da der südafrikanische Winter seine Gesundheit zu stark schädige und er sich deshalb schon mehreren Operationen habe unterziehen müssen.

21.01.2011: Hausbau in Carrefour

Nachdem unsere Baugruppe bereits Anfang der Woche nach Port-au-Prince aufgebrochen war, kann der Bau des Holzhauses für Mme Bazin und ihre sieben Kinder, auf deren Grundstück in Carrefour seit dem Erdbeben nur noch die Ruine eines Zimmers ihres Wohnhauses halbwegs steht, heute endlich beginnen.Bei ihrer Ankunft sah sich die Gruppe mit dem Problem konfrontiert, dass auf dem kleinen Gelände bereits ein von einer anderen Familie bewohnter hölzerner Shelter errichtet worden war und der verbliebene Platz für das geplante Haus nicht mehr ausreichte.
Nach langem Hin und Her und Rücksprache mit der Gruppe aus Frankreich, die diese Unterkunft gebaut hatte, wird sie nun mit vereinten Kräften komplett hochgehoben und an den Rand des Grundstücks verschoben um Platz für den Neubau zu schaffen.




Die drei Zimmerleute auf Wanderschaft, die uns seit nun schon vier bzw. acht Monaten ihre Zeit und ihr Wissen für diese wertvolle Aufbauarbeit zur Verfügung gestellt haben, werden uns voraussichtlich nach diesem Bau leider verlassen um weiter zu ziehen. Dann beginnt für die haitianischen Mitarbeiter der Gruppe eine Zeit neuer Herausforderung.
Dieufort Wittmer, der das Projekt und den Hausbau entwickelt hat, wird im Februar zwei Wochen vor Ort sein, um sie in der weiteren Planung zu unterstützen. Noch ist nicht abzusehen, ob und wann die Gruppe sich selbst durch ihre Arbeit wird finanzieren können - man könnte noch für unendlich viele Familien, die nach wie vor unter Planen und in Ruinen leben, neue Häuser bauen, doch kaum eine von ihnen kann etwas dafür bezahlen -, aber es bleibt unser Ziel und bis es soweit ist, werden wir das Projekt im Rahmen unserer Möglichkeiten weiter finanziell unterstützen.

Donnerstag, 20. Januar 2011

20.01.2011: Jean-Claude Duvalier,

...., genannt "Baby Doc", wurde am Dienstag dieser Woche von Justizbeamten in seinem Hotel in Port-au-Prince abgeholt und zum Gericht gebracht, wo er mehrere Stunden lang wegen der gegen ihn bestehenden Vorwürfe von Korruption, Diebstahl und Unterschlagung während seiner Regierungszeit verhört wurde.
Anschließend wurde er nach Angaben seines Anwalt "definitiv freigelassen".

In der Schweiz wird am 1. Februar ein "Lex Duvalier" in Kraft treten, das die Herausgabe von in der Schweiz liegenden Geldern politischer Persönlichkeiten an das jeweilige Land ermöglichen soll, auch wenn es zwischen den beiden Staaten keine Rechtsabkommen gibt. Um die Rückgabe von 5,7 Mio USD, die die Familie Duvalier in die Schweiz verbracht hatte, an das haitianische Volk wird seit Jahre gestritten.
Man geht davon aus, dass es ein Anliegen der Schweizer Regierung ist, mittels dieses neuen Gesetzes die Duvalier-Affäre schnell und endgültig zu beenden.

Dienstag, 18. Januar 2011

17.01.2011: Wie geht es weiter in Haiti?

Gestern machte sich J.M. Insulza, der Generalsekretär der OAS, auf den Weg nach Haiti. Mit Ministerpräsident Préval, Premierminister Bellerive und Vertretern der Wahlkommission will er eine Lösung für die Wahlkrise finden. Unmittelbar nach der Übergabe des OAS-Berichtes an die haitianische Regierung, dem zufolge Jude Célestin, der Kandidate der Regierung, nur durch Wahlbetrug an die zweite Stelle der Stimmabgaben rückte, war die für Februar geplante Stichwahl erneut auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Dies würde bedeuten, dass Prüval weiterhin im Amt bleibt, was wiederum die internationalen Hilfsgelder blockiert und den Wiederaufbau des Landes verzögert.

Ein Treffen mit Jean-Claude Duvalier, der 25 Jahre nach seiner Flucht nach Frankreich nach Haiti zurück gekehrt ist, ist nicht vorgesehen. "Baby Doc" Duvalier wurde bei seiner Ankunft von einer Gruppe von Anhängern stürmisch begrüßt.
Nun muss sich Haiti nicht nur mit den Folgen von Erdbeben, Cholera und missglückten Präsidentschaftswahlen herumschlagen, sondern sich zusätzlich noch mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen. Nach Ansicht von Menschenrechts-Vertretern ist die Rückkehr von Duvalier zum jetzigen Zeitpunkt eine zusätzliche Katastrophe für das Land. Es müsse unbedingt einen Prozess gegen ihn geben wegen der Verstoße gegen die Menschenrecht während seiner fünfzehnjährigen Regierungszeit, um das Bild Haitis als Staat, in dem Unrecht nicht verfolgt wird, nicht zu verstärken.

Montag, 17. Januar 2011

17.01.2011: Der Bericht der OAS-Kommission zu den Präsidentschaftswahlen.....

...vom 28.11.2010 wurde am 14. Januar im Beisein des Leiters der MINUSTAH der haitianischen Regierung vorgelegt. Obwohl es keine offizielle Verlautbarung über den Inhalt des Berichtes gab, äußerte sich Herr Mulet zuversichtlich, dass die Wahlkrise binnen weniger Tage beigelegt werden könnte. Ähnliche Äußerungen gab es auch von anderen westlichen Diplomaten.

Währenddessen herrschte in Port-au-Prince am Samstag eine Atmosphäre der Anspannung und Gewaltbereitschaft. Mehrere Versammlungen wurden aufgelöst, Autos, die Reifen geladen hatten, angehalten und ihre Fahrer verhaftet - aus Angst, sie seien unterwegs, um Straßenbarrikaden zu errichten.

Mit einer Veröffentlichung des Berichtes, der nun von der Regierung geprüft werden muss, wird nicht vor Ende dieser Woche gerechnet. Gerüchten zufolge enthält der Bericht jedoch Hinweise auf Wahlbetrug bei den Präsidentschaftswahlen und die Empfehlung, Jude Célestin, der Schwiegersohn des jetzigen Präsidenten Préval, solle seine Kandidatur zurückziehen, um den Weg für eine Stichwahl zwischen Mme Manigat und Mr. Martelly frei zu machen.

Besorgt hat man in der internationalen Gemeinschaft zur Kenntnis genommen, dass am Freitag "Baby Doc" Jean-Claude Duvalier aus seinem französischen Exil nach Haiti zurück gekehrt ist, wie er sagt, um "seinem Land zu helfen."


Jenseits der großen Politik bleiben die Erdbebenopfer in den zahlreichen Camps und die Bekämpfung der Cholera in ganz Haiti zentrales Thema.
Die Gonaiver Frauenorganisation AFPROG hat in den letzten Tagen ein Konzept für eine Sensibilisierungskampagne gegen die Cholera, inklusive der Ausgabe von Hygiene-Kits an gefährdete Familien erarbeitet.
Die LEBENSMISSION wird dieses 12.000 USD-Projekt zunächst mit 4.000 USD mitfinanzieren.

Wenn sie dieses Programm, das sich gezielt an die arme Bevölkerung der Randbezirke um Gonaives, die keinen direkten Zugang zu einem der Cholera-Zentren hat, richtet, unterstützen möchten - oder den Bau weiterer Latrinen in Gonaives, die ebenfalls das Risiko einer Cholera-Ansteckung erheblich mindern - erbitten wir Ihre Spende unter dem Stichwort "Cholera" auf eines unserer Spendenkonten (siehe nebenstehend)

Mittwoch, 12. Januar 2011

12.01.2011 - Nachtrag zu: Eisenmarkt/Port-au-Prince

Ein interessanter Artikel zum neu eröffneten Eisenmarkt bzw. dem Komplex der Bedeutung architektonischer Werke für die nationale Identität Haitis erschien in der heutigen Ausgabe von "der Freitag" - siehe:

www.freitag.de/politik/1102-der-sintflut-widerstanden

(Foto: ebenda)

12.01.2011 - 1 Jahr nach dem Erdbeben von Port-au-Prince

Ein Jahr nach dem Erdbeben, das ganze Stadtviertel der Hauptstadt Port-au-Prince und 70% aller Häuser in Léogane in Schutt und Asche legte und zwischen 250.000 und 300.000 Haitianer das Leben kostete, leben die Menschen in Port-au-Prince nicht mehr "zwischen Trümmern", sondern "auf den Trümmern". Erst 10 bis 15 Porzent der schätzungsweise 11 Millionen Kubikmeter Schutt konnten bis jetzt beseitigt werden. Immer noch leben mehr als 800.000 Menschen in notdürftigen Unterkünften aus Planen, Decken und Zelten in den 1.150 Camps. Nach wie vor sind viele Schulen geschlossen, unzählige Krankenhäuser, Waisenheime und Familien von ausländischer Hilfe abhängig.
Und immer noch wird der Großteil der von der internationalen Gemeinschaft zugesagten Hilfsgelder zurückgehalten, weil dem Land eine funktionierende Regierung fehlt - wie lange noch, weiß niemand, denn weder ein Ergebnis der erneuten Auszählung der Stimmen vom 28 November noch ein Termin für die Stichwahl des Präsidenten sind bislang bekannt.

Wie gestern in arte berichtet wurde, hat die Telefongesellschaft Digicel rechtzeitig zum ersten Jahrestag der Katastrophe den Eisen-Markt in Port-au-Prince wieder aufgebaut. Die Händler, die sich in den letzten Monaten um die Ruine herum eingerichtet hatten, freut es, für das Unternehmen selbst ist es mit Sicherheit eine großartige Werbe-Maßnahme. Es wurde nicht gesagt, wie viel Geld in dieses Projekt geflossen ist. Doch muss man sich nicht fragen, ob man dieses Geld nicht anderswo sinnvoller hätte einsetzen können?

Zum Beispiel in Projekten zum Bau von Häusern für die Menschen in den Zeltlagern, die ohne Besitz, Arbeit, Schulen, ärztliche Versorgung keine Chance sehen, diese Lager wieder verlassen zu können? Oder statt eines zugigen Zeltes, in das es hineinregnet, wenigstens wieder ein festes Dach über dem Kopf zu haben?

So wie die Waisenkinder von La Plaine, denen unsere Zimmerer rechtzeitig zu Weihnachten eine einfache Behausung übergeben konnten, die - sobald die letzten offenen Fragen hinsichtlich der Eigentumsrechte des Grundstücks geklärt sind - durch ein festes Haus ersetzt werden soll. Inzwischen erreichten uns die ersten Fotos von diesem Projekt, dem noch in diesem Monat der Bau eines Hauses für eine mittellose Familie ohne Vater in Carrefour folgen wird:





Wir bedanken uns für jede Unterstützung im vergangenen Jahr und möchten mit Ihrer Hilfe auch künftig noch möglichst viele dieser "Hoffnungszeichen" bauen, sowie auch die Waisengruppen von La Plaine und von FODAED in La Troché weiterhin unterstützen, die für jede Zuwendung und Lebensmittelspende dankbar sind.
(Spendenkonten siehe nebenstehend)
Foto: Heiligabend - ein gedeckter Tisch für die Kinder von La Plaine

Mittwoch, 5. Januar 2011

05.01.2010: HAITI - Auch 2011 bleiben Präsidentenwahl und Cholera die bestimmenden Themen!

Weihnachten und die Tage bis zum 1. Januar, der traditionell mit Festessen und Feiern begangen wird, verliefen ruhig in Haiti.

Doch kam es schon am Samstag auch erneut zu Protesten gegen die amtierende Regierung, demonstrierte die Bevölkerung in der Hauptstadt, wo sie die berüchtigten Barrikaden aus brennenden Autoreifen errichtete, und überschüttete Präsident Préval bei seiner Neujahrsansprache in Gonaives, der Wiege der haitianischen Demokratie, mit Schmährufen und Rücktrittsforderungen.

Normalerweise wäre der 6. Februar der letzte Arbeitstag des scheidenden Präsidenten. Doch hatte er schon vor einem halben Jahr unter Berufung auf die fünfjährige Amtsdauer eine Mandatsverlängerung bis zum 14. Mai 2011 durch das Parlament verabschieden lassen.
Seit klar ist, dass der zweite Wahlgang der Präsidentenwahl nicht am 16. Januar stattfinden wird, sondern "frühestens im Februar" - die Vertreter der OAS haben mit einem zeitlich unbegrenzten Mandat am 30. Dezember ihrer Überprüfung der Ergebnisse des ersten Wahlganges (die nach wie vor nicht veröffentlicht sind) begonnen - wird im Land über die Vor- und Nachteile einer provisorischen oder einer Übergangs-Regierung diskutiert, beide nach Ansicht der meisten Politiker einzusetzen am 7. Februar....

An der Cholera sterben derzeit täglich etwas mehr als 20 Menschen in Haiti, wobei die Sterberate bei landesweit 2,2 % im Südosten Haitis mit fast 13 % besorgniserregend hoch ist. Insgesamt sind nach Angaben der OCHA bis zum 29. Dezember etwa 3.500 Haitianer an der Krankheit gestorben, und über 150.000 erkrankt (etwa 1,5 % der Bevölkerung des Landes).

Ungeachtet der Unruhen im Land und der Cholera-Fälle im Umkreis der Hauptstadt hat der deutsch-haitianische Bautrupp das Shelter für die Waisenkinder von La Plaine errichten können.



Inzwischen sind die Männer bereits wieder in Gonaives und haben in den letzten Tagen das bereits gelegte Fundament des Waisenhausprojektes von Renise Noel vermessen. In Holzbauweise konstruiert belaufen sich die Kosten dieses Heimes auf etwa ein Drittel des ursprünglichen Kostenvoranschlages für einen Massivbau. Allerdings erfordern die größeren Räume und die Sicherheits-Ansprüche eine ganz eigene Planung. Wir hoffen, dass dieser Bau zügig in Angriff genommen werden kann und bald die ersten Erdbeben-Waisen dort einziehen werden.
Wenn Sie den Bau dieses Waisenheimes und die Errichtung weiterer Holzhäuser für die Erdbebenopfer unterstützen möchten, vermerken Sie bitte als Verwendungszweck "Bauprojekt Haiti"
Spenden erbitten wir auf Konto Nr. 22 343 bei der Sparkasse SÜW in Landau (BLZ 548 500 10)