Montag, 30. Mai 2011

30.05.2011: Staatlicher Schüler-Fonds

41 Prozent der geschätzten 9 Mio in Haiti lebenden Haitianer sind Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren. In den letzten Jahren gingen die Angaben zum Anteil der Analphabeten innerhalb der Bevölkerung von ca. 70 % auf ca. 55 % zurück. Doch noch immer können es sich viele Familien nicht leisten, ihre Kinder in die kostenpflichtigen Schulen zu schicken, oder nur das Älteste bekommt diese Chance.






Präsident Michel Martelly, zu dessen großen Wahlkampfthemen und Zukunftsprojekten die Erziehung gehört, hat nun offiziell einen "Nationalen Erziehungs-Fonds" ins Leben gerufen, mit dessen Hilfe in den nächsten fünf Jahren zwei Millionen Kindern ein kostenloser Schulbesuch ermöglicht werden soll. Finanziert werden soll das Projekt durch zusätzliche Abgaben auf internationale Telefonate und Geldtransfers. Martelly appelliert an die Hilfe aller öffentlichen Sektoren und der internationalen Organisationen.


Wenn er es schafft, dieses ehrgeizige Projekt wirklich Realität werden zu lassen, dann wird dies eine große Erleichterung für die Bevölkerung bedeuten. Und vielleicht werden dann solche Initiativen, wie die Schüler-Förderung von S.A.D., der Gruppe unserer ehemaligen Kinderdorfkinder, hinfällig werden. Mit dem neuen Schuljahr im September werden sie erstmals ihre Stipendien an mittellose begabte Kinder vergeben, leider nicht in dem ursprünglich geplanten großen Rahmen, denn so viel Geld wie hierfür benötigt konnten wir ihnen bislang noch nicht zur Verfügung stellen.

Sollte diese Art der Förderung wirklich eines Tages überflüssig, weil durch staatliche Maßnahmen ersetzt, werden, wird sich S.A.D. auf die Unterstützung von ausbildungswilligen Jugendlichen konzentrieren, die die Schule bereits abgeschlossen haben.
Spenden für S.A.D. und ihre Aufbauprojekte leiten wir gerne weiter. Wir erbitten sie unter dem Kennwort "S.A.D" auf unser Konto 22343 bei der Sparkasse SÜW in Landau (BLZ 548 500 10)

Samstag, 28. Mai 2011

28.05.2011: Wird er Premierminister?

Nachdem es in der letzten Woche noch hieß, INITE, die Parteien-Plattform des ehemaligen Präsidenten Préval und stärkste Gruppe im Parlament, hätte keine Einwände gegen die Wahl von M. Martellys Kandidaten Rouzier zum Premierminister, haben inzwischen einige Abgeordnete der Gruppe ihr Votum daran geknüoft, dass INITE mindestens vier Minister der neuen Regierung stellen wird, und zwar aus den wichtigen Bereichen wie Finanzen, Justiz, Inneres, Planung oder Handel.
Andere INITE-Vertreter sprechen sich vehement dagegen aus, da dies die Kontrolle der Regierung durch das Parlament beeinträchtige.

Donnerstag, 26. Mai 2011

26.05.2011: Die Regenzeit hat begonnen.....

"Hallo, Barbara,nun ist der Regen auch bei uns angekommen. Endlich! Die trockene, staubige Hitze war fast nicht mehr zu ertragen. Allerdings legt der Regen aber das ganze Leben lahm - ich glaube, die Angst vor weiteren heftigen Regenfällen und evt. Überflutungen sitzt tief, denn obwohl wir keineswegs einen prasselnden Tropenregen, sondern einen leichten, feinen Landregen haben und das schon die ganze Nacht, ist bis vorhin niemand - außer Mme Pierre und Rommel - zur Arbeit erschienen. Selbst die Leute vom Gelände haben sich nicht im Freien blicken lassen, als ich auf 8 Uhr zum Gebetstreffen ging. Da fand sich auch niemand, so dass ich wieder zu meinem Haus hochmarschiert bin und mir einen "Büroplatz" auf der Terrasse eingerichtet habe. Mit einer weiteren Tasse Kaffee fast beneidenswert.Aus der Nachbarschaft höre ich wie sie schon vorsorglich Gräben schaufeln, damit das Wasser, wenn es denn stärker kommt, abfließen kann.
Grüße, Helga"
(26.05.2011, 16.40 MESZ)

Dienstag, 24. Mai 2011

24.05.2011: Markthalle Gonaives abgebrannt

In der Nacht vom 21. auf den 22. Mai 2011 ist die Gonaiver Markthalle komplett niedergebrannt. Der Brand, der die Existenz vieler Kleinhändler der Stadt zerstört hat, soll mutwillig gelegt worden sein. Präsident Martelly, der am Sonntag selbst an den Ort des Geschehens eilte, hat eine offizielle Untersuchung des Sachverhaltes angeordnet.










(Archiv-Foto: Markt Gonaives, April 2009)




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Nach Aussage eines Parlamentariers wird sich INITE, die stärkste Gruppe in beiden Abgeordnetenhäusern und Plattform des ex-Präsidenten Préval, nicht gegen die Ernennung von Daniel Gérard Rouzier zum neuen Premierminister Haitis stellen. In der Bevölkerung stößt Rouzier allerdings auch auf Widerstand. Es wird von zahlreichen Protestaktionen unter dem Slogan "Aba Daniel" (Nieder mit Daniel) berichtet.

Montag, 23. Mai 2011

23.05.2011: Cholera in Haiti

Laut letztem OCHA-Bericht wurden in Haiti bis zum 15. Mai insgesamt 293.470 Fälle von Cholera gezählt. 4.954 Menschen starben an der Krankheit. Man spricht von momentan täglich vier Todesfällen und 560 Neuerkrankungen. Bis Herbst, d.h. innerhalb der ersten 12 Monate nach Ausbruch der Epidemie, wird mit insgesamt 400.000 Erkrankten gerechnet, von denen 140.000 stationär behandelt werden müssen.



In den letzten Wochen konnten wir 500 USD an AFPROG für die Zusammenstellung von Hilfs-Kits für Cholera-Kranke und 2.000 USD an ADBP, eine Selbsthilfegruppe in "unserem" Viertel der Ka-Soleil, für den Bau von zwei Latrinen überweisen.

Romel Aristilde, technischer Mitarbeiter unseres Missionszentrums und ehrenamtlich im Leitungsgremium von ADBP engagiert, schrieb uns dazu vergangene Woche:

"Wir danken euch von Herzen für eure Ermutigung und die Unterstützung dieses Projektes. Nach wie vor tötet die Cholera immer wieder Menschen, auch in dem Gebiet, in dem wir die neuen Latrinen bauen konnten. Deshalb bitten wir euch von Herzen, neue Spender zu suchen, die uns helfen, das Leben der Menschen unserer Nachbarschaft zu retten....."

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Gerne würden wir diese beiden einheimischen Gruppen weiter in ihrem Kampf gegen die Cholera unterstützen. Zweckgebundene Spenden erbitten wir unter dem Stichwort "Cholera" auf unser Spendenkonto 22343 bei der Sparkasse SÜW in Landau (BLZ 548 500 10)

Samstag, 21. Mai 2011

21.05.2011: Der nächste haitianische Premierminister

soll nach dem Wunsch von Präsident Martelly Daniel Gerard Rouzier heißen. Am Freitag Abend benannte Martelly den einundfünfzigjährigen Volkswissenschaftler zu seinem Kandidaten. Rouzier ist Chef eines privaten Elektrizitätswerkes und Besitzer eines Autohandels.
Die Entscheidung liegt nun bei dem haitianischen Parlament, dessen Abgeordnete der Ernennung des Premierministers zustimmen müssen.

Freitag, 20. Mai 2011

20.05.2011: Verschiedenes aus Haiti

Am Donnerstag, 19.05., hat Michel Martelly die "baldige" Ernennung seines Premierministers gesprochen. In der näheren Auswahl sollen ein Industrieller, ein Soziologe und ein Anwalt sein. Erschwert wird die Auswahl durch die Notwendigkeit des Einverständnisses der beiden Kammern des haitianischen Parlamentes, in denen Michel Martelly keine Mehrheit hat.

Als die vier Hauptachsen seiner künftigen Politik nannte Martelly: Erziehung/Bildung, Arbeitsplätzem, Rechtsstaat und Umwelt.

Als einen ersten Erfolg des neuen Staatschefs darf die Verlängerung der Aufenthaltsgenehmigung für Haitianer, die nach dem Erdbeben vom Januar 2010 ihr Heimtland verlassen haben, durch die US-amerikanischen Behörden gelten.

Es kommt in Haiti immer wieder zu Unruhen wegen vermuteten Wahlbetrugs bei den Abgeordnetenwahlen. Währenddessen haben die internationalen Wahlbeobachter ihre Arbeit im Land für beendet erklärt.

Noch vor der Einsetzung der neuen Regierung hatte es eine Verfassungsänderung geben sollen, die die "Fehler der letzten Überarbeitung der Verfassung von 1987" korrigieren sollte. Nachdem das Protokoll der Parlamentssitzung, die sich mit den Änderungen befasste, verschwunden, angeblich gestohlen worden war, wurden unkorrekte Änderungen der Verfassung im offiziellen Bulletin des Landes veröffentlicht. Auch zwei Wochen später ist noch keine Kommission zur Untersuchung der Vorgänge eingesetzt worden.
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Ein Tiefdruckgebiet über der haitianisch-dominikanischen Grenze könnte sich am Wochenende über Haiti entladen. Da es bereits von Dienstag bis Donnerstag teilweise starke Regenfälle gab, drohen Erdrutsche, über die Ufer tretende Flüsse und Überflutung ganzer Landstriche.



Übrigens wurde bereits vor einiger Zeit damit begonnen, die bei Gonaives ins Meer mündenden Flüsse an ihrem Oberlauf zu verbreitern und vertiefen - was den Bau mehrerer Brücken erforderlich macht - um so die Gefahr der Überflutung der Stadt wie 2004 und 2008 erlebt zu verringern.

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Helga Östreicher genoss während der schulfreien Woche anlässlich des jährlichen Flaggentages mit den Kindern des Kinderdorfes und einigen der Mitarbeiter einen "Ferientag" am Meer, etwa 20 km nördlich von Gonaives. Zum Glück ist inzwischen wenigstens das neuere der beiden Kinderdorfautos wieder fahrtüchtig, nachdem es vergangene Woche zwei Drittel der Strecke von Port-au-Prince nach Gonaives abgeschleppt werden musste, so dass es für die für das Wochenende geplante Fahrt von Helga und zwei der älteren Kinderdorfjugendlichen nach Meyer im Süden Haitis zur Verfügung steht.

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Montag, 16. Mai 2011

16.05.2011: Michel Martelly - Präsident Haitis

Zum vorgesehenen Termin wurde am vergangenen Samstag Michel Martelly als neuer Präsident Haitis vereidigt. Nun kann er sich daran machen, seine Wahlversprechen einzulösen.
Während er sich um die großen Probleme Haitis, die Arbeitslosigkeit, das Analphabetentum, die Unterbringung der nach wie vor 680.000 Erdbebenopfer, die in Notunterkünften ausharren, die allgemeine Sicherheit kümmern wird, kämpft man im unserem Zentrum in Gonaives derzeit mit den kleinen Steinchen im Getriebe der Missionsarbeit, den technischen Problemen, die immer wieder Zeit, Schweiß und Geld kosten und ein normales Arbeiten schier unmöglich machen - Helga Östreicher schrieb uns heute:

"Hallo Barbara, wie es scheint, geht grad ein Ding nach dem anderen bei uns kaputt:
- Wir haben noch immer kein Ersatzteil für die Wasseraufbereitungsanlage (dabei von H.Z. so schnell zugesagt) und müssen nun Wasser kaufen
- Der große Generator hat am Samstag seinen Dienst eingestellt, er verlor Wasser und lief wohl heiß, Rommel baut heute das Teil/die Teile aus um zu sehen, woran es liegt. Das heißt aber auch, dass unsere Wasserpumpe, die Brauchwasser in unsere Dachbehälter pumpt, nur läuft, wenn Stadtstrom da ist, außerdem können die Maschinen in der Schreinerei nicht betrieben werden, wenn kein Strom da ist.
- Das schwarzes Auto hat ein weiteres Problem mit dem Auspuff - es lärmt wie ein Panzer und qualmt wie eine alte Diesellok.
- Die Ersatzteile für das graue Auto konnten letzte Woche nicht besorgt, werden, da mehr kaputt ist als ursprünglich angenommen und Philistin nicht genug Geld dabei hatte. Außerdem ist er heute krank, d.h. morgen wird Enel erneut mit dem Taptap nach St. Marc fahren um die restlichen Teile zu kaufen, die ein Mechaniker hier dann einbaut......"

Dienstag, 10. Mai 2011

10.05.2011: Lage in Haiti

Wie OCHA meldet, wird am 15. Mai Camp Corail, eines der ersten Auffanglager für Erdbebenflüchtlinge nördlich der Hauptstadt, in dem 7.500 Menschen in Notunterkünften leben, an die haitianischen Behörden übertragen und Teil der Gemeinde von Croix-des-Bouquets.




Für die Betreibung der Camps in Land fehlen bis zum Jahresende 2011 lt. OCHA bis Jahresende ca. 36 Mio USD. Man rechnet damit, dass von den derzeit noch 680.000 Menschen, die in diesen Zelt- und Hüttenstädten wohnen, ca. 500.000 dies auch Ende 2011 noch tun werden.


Die etwa 35.000 Menschen in dem Camp auf dem Gelände des Petion Ville Club werden künftig für ihr Trinkwasser bezahlen müssen. Generell versuchen die internationalen Kärfte weg zu kommen von der Gratisversorgung mittels Wasser-Lastern, hin zur Reparatur von vorhandenen Brunnen und Zapfstellen, Installation von Handpumpen etc.
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In den am meisten von dem Januar-Erdbeben 2010 betroffenen Departements im Westen, Süden und Südwesten Haitis sind mehr Menschen unterernährt als im Rest des Landes. Dies und der erschwerte Zugang zu sauberem Trinkwasser führt dazu, dass die Rate der neuen Cholera-Fälle dort eher zunimmt, während sie im Norden und Zentrum des Landes nach wie vor abnimmt. Generell geht man davon aus, dass die Epidemie nicht noch einmal ein solches Ausmaß annehmen wird wie Ende vergangenen Jahres, auch wenn es noch Jahre dauern wird, bis sie ganz gebannt sein wird. Währenddessen ziehen immer mehr internationale Organisationen ihr Personal aus den Cholera-Behandlungszentren zurück. Grund ist der Rückgang der Neuerkrankungen, aber auch der beginnende Mangel an ausreichenden Finanzmitteln.


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Helga Östreicher ist inzwischen bereits einen Monat in Haiti. Langsam normalisiert sich der Alltag und erhält sie immer mehr Einblick in den Ablauf des Kinderdorfes und die aktuelle Situation der einzelnen Projekte. Im persönlichen Gespräch vor Ort kann Vieles besser erklärt und erörtert werden als auf dem normalen schriftlichen Weg per email. Es braucht viel Geduld und Zeit, Informationen zu verdeutlichen und Verständnis für die europäische Denkweise zu vermitteln, doch langfristig erleichtert es die Arbeit und den Fortschritt der Projekte ungemein.



Natürlich sieht sich Helga als "Blanc" immer wieder besonders mit der Not der Haitianer konfrontiert, die ihr ihr tägliches und besonderes Leid klagen und auf ihre Hilfe hoffen. Wenn Sie Helga in dieser Nothilfe im Kleinen unterstützen möchten, spenden Sie bitte mit dem Vermerk "Nothilfe Helga Östreicher" auf unser Konto Nr. 22343 bei der Sparkasse SÜW in Landau (BLZ 548 500 10). Herzlichen Dank!

Donnerstag, 5. Mai 2011

05.05.2011:

Bereits Ende April hat die Organisation Amerikanischer Entscheidung den haitianischen Behörden ihren Bericht vorgelegt, in dem sie fordert, aufgrund vermuteter Unregelmäßigkeiten bei den Wahlen vom 20. März 17 neugewählten Abgeordneten und 2 Senatoren des Regierungslagers ihre Mandate abzuerkennen.
Der Provisorische Wahlrat hat bislang nicht darauf reagiert. Angeblich seien nie genug Mitglieder des Gremiums zu einer Besprechung anwesend gewesen, und überhaupt könne man die "mit einer Mehrheit beschlossenen" Sitzverteilungen nicht einfach zurücknehmen, sondern müsse "eine politische Lösung" finden.
Auch die Regierung unternimmt nichts um die Dinge zu beschleunigen und baldmöglichst die Liste der Volksvertreter im Staatsbulletin zu veröffentlichen und so das Parlament arbeitsfähig zu machen, und sieht sich ebenso wie der Provisorische Wahlrat mit dem Vorwurf konfrontiert, durch diese abwartende Haltung für die jetzige politische Krise in Haiti verantwortlich zu sein, deren Folge immer wieder aufflammende Gewalttätigkeiten in verschiedenen Regionen des Landes sind.
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Am 29. April wurden in der Schweiz erste offizielle Schritte unternommen, das auf ca. 4,5 Mio EUR geschätzte Vermögen des Duvalier-Clans zu beschlagnahmen, um es im Rahmen der Vorschriften des neuen Finanzgesetzes (genannt "Lex Duvalier") dem haitianischen Staat zurück zu erstatten.
Insgesamt soll die Familie Duvalier während der Jahre ihrer Herrschaft ca. 100 Mio USD unterschlagen und außer Landes gebracht haben.

Sonntag, 1. Mai 2011

01.05.2011: Hochzeit in Gonaives

An diesem Wochenende hat Enel Luxana, unser Missions-Administrator in Gonaives, seine Marthine geheiratet. Die Feier fand auf dem Missionsgelände statt, was die gesamte Belegschaft für mehrere Tage in einen emsigen Bienenschwarm verwandelte, der putzte und schrubbte, malte und bastelte, kochte und backte.

WIR GRATULIEREN DEM BRAUTPAAR VON HERZEN, und freuen uns, dass Enel mit seiner Frau weiterhin in dem kleinem Häuschen unten am Tor wohnen wird.