Montag, 27. August 2012

27.08.2012: Haiti nach "Isaac"

++++ Nachtrag++++:
Heute Abend um 20 Uhr erreichte uns folgende Nachricht unserer haitianischen Projektpartnerin Eliette Jean-Beauplan:
"Hier ist die vorläufige Bilanz der durch den Hurrikan "Isaac" in Haiti verursachten Schäden, gemäß der Verlautbarungen der nationalen Zivilschutz-Behörde: 19 Personen starben in der Nacht von Freitag auf Samstag (6 Personen im Departement Süd-Ost, 5 Personen im Dep. West, 2 Personen im Dep. Artibonite und sechs weitere in anderen Städten. 300 Häuser wurden zerstört, davon 228 in Jacmel. 2.000 Häuser wurden beschädigt und 15.000 Menschen evakuiert."

****************************
Lt. ersten Pressemeldungen vom Sonntag wurden beim Durchzug von Hurrikan "Isaac" durch Haiti mindestens vier Menschen getötet.
Zahlreiche Zelte und Obdachlosenunterkünfte in den Lagern der Erdbebenopfer von 2010 wurden zerfetzt. Füsse traten über die Ufer, Bananen-Plantagen und Zuckerrohrfelder wurden verwüstet. Wie vorhergesagt, zog der Hurrikan über die Südküste des Landes, der Norden und somit auch Gonaives blieben weitgehend verschont. Aus dem Gonaiver Missionszentrum wurde bereits am Sonntag Entwarnung gemeldet. Wir können einmal mehr aufatmen.....

Sonntag, 26. August 2012

26.08.2012: HAITI - unmittelbar vor und nach "Isaac"....

.... meldete sich Martina Wittmer gestern per email aus Gonaives:
Zyklon Isaak kommt mit 200 km/h auf Haiti zu, es beginnt zu regnen und zu stürmen. Wir haben Bäume entlang der Stromleitung gefällt und Äste über Hausdächern abgesägt, das Depot ist gefüllt. Nun harren wir der Dinge, die da kommen... (Samstag, 4:00h MESZ)
.....Zyklon Isaak ist nun über uns hinweg. Es war zwar sehr stürmisch, er hat aber -Gott sei Dank- nur wenig Regen mit sich gebracht. Die Straßen sind wie gewohnt teilweise überschwemmt, doch die Häuser in Gonaives wurden von größeren Wasserfluten verschont. Es werden nun Äste und vereinzelte Bäume von den Straßen geräumt.
Es geht uns allen gut!

Danke für all Euer Mitfühlen! (Samstag 12:00 MESZ)

Mittwoch, 22. August 2012

22.-24.08.2012: HAITI - Erst kommt Isaac, dann Joyce

24.08.2012
Noch gehen die Prognosen auseinander, ob "Isaac" sich nun abschwächt oder doch verstärkt und damit zu einer wirklichen Bedrohung für Haiti - vor allem die immer noch mehr als 400.000 Bewohner der Notunterkünfte und Zeltstädte - werden wird. Ohne Richtungswechsel wird der Sturm den Südteil der Halbinsel Hispaniola überziehen.
So gehen wir nicht unbesorgt in das beginnende Wochenende, zumal am morgigen Samstag unsere Kinderdorf-Jugendlichen zu ein paar Ferientagen in einem befreundeten Heim in Léogane aufbrechen wollen. 14 junge Leute von dort waren bis heute für einige Tage in Gonaives zu Besuch.
Wir hoffen, bis Anfang nächster Woche nur gute Nachrichten zu haben......

23.08.2012
"Isaac" hat inzwischen eine Geschwindigkeit von 75 km/h erreicht. Da zu befürchten ist, dass er sich über der warmen karibischen See verstärkt, gilt für die Dominikanische Republik und Haiti eine Hurrikan-Warnung der Stufe 1. Dabei wird vor lebensbedrohlichen Sturmfluten und Erdrutschen gewarnt.
In Guántanamo bereiten sich die US-Amerikaner darauf vor, alle Landsleute rechtzeitig vor Ankunft von "Isaac" auszufliegen. Eine Möglichkeit, die die haitianische Bevölkerung leider nicht hat......

22.08.2012
Es ist die Zeit der Tropenstürme in der Karibik.
Aktuell etwa 430 km östlich von Guadeloupe unterwegs, wird "Isaac" am Freitag Nachmittag über Haiti erwartet. Das Zentrum des Sturm soll genau über die südöstliche Spitze der Halbinsel hinwegziehen, das ganze Land in seinem Einflussbereich liegen. Momentan wird Isaac noch als "gering bis moderat" eingeschätzt, was heißen kann, dass es "nur" zu heftigen Regenfällen, Überschwemmungen etc. kommen kann. Allerdings besteht derzeit auch noch die Hoffnung, dass der der Sturm sich auf seinem weiteren Weg abschwächt und Haiti ohne Schaden überzieht.

Vier bis fünf Tage später folgt "Joyce", die sich nach dem jetzigen Erkenntnisstand zu einem der zehn stärksten Hurrikans dieses Jahres entwickeln kann

Montag, 20. August 2012

20.08.2012: Haiti/Gonaives - Fleißige Handwerker sorgen für ein trockenes Dach

Während in Europa derzeit die Sonne vom strahlend blauen Himmer herunterscheint, regnet es in Haiti jahreszeitbedingt immer wieder. Was gut ist für die vielen Klein- und Kleinstbauern, die ihren trockenen Parzellen nur in der Regenzeit etwas Nahrung abtrotzen können, erhöht den Renovierungsbedarf an unseren teilweise schon in die Jahre gekommenen Gebäuden auf dem Missionsgelände in Gonaives.
Vor allem Haus Nr. 15, vor zwanzig Jahren als Flachbau mit Betondecke angelegt, auf die irgendwann ein zweiter Stock aufgesetzt werden sollte, hat in den letzten Jahren sehr gelitten. So musste es dringend renoviert werden, zum einen, weil der Aufbau des zweiten Stockes dringender denn je geworden ist (wenn auch leider noch nicht finanzierbar), zum anderen, um Familie Wittmer vor immer stärkeren Wasserschäden in ihrer Wohnung zu bewahren.
Wie so oft zeigte sich das ganze Ausmaß der Schäden erst, nachdem die alte Decke vorsichtig geöffnet worden war. Da war vieles verrostet oder von der Bewehrung her von vornherein nicht ausreichend angelegt, so dass nicht nur geflickt werden konnte, sondern kernsaniert werden musste.

Auch wenn diese Renovierungsarbeiten, die vor einigen Tagen abgeschlossen werden konnten, mit fast 7.000 USD Kosten wieder ein neues Loch in unsere Kasse rissen, sind wir doch froh, dass es geschafft ist, Dieufort und Martina Wittmer mit ihren Kindern wieder im Trockenen wohnen, und die Handwerker von HABITAT-HT neue praktische Erfahrungen sammeln konnten. Und nicht nur sie waren konzentriert und fleißig bei der Sache, auch einige der älteren Jugendlichen des Kinderdorfs halfen in ihren Sommerferien mit Feuereifer mit und verdienten sich so ein kleines Taschengeld. Auch für sie sind solche praktischen Arbeiten eine wertvolle Erfahrung in Richtung auf die bald anstehende Berufsorientierung.

Dienstag, 14. August 2012

14.08.2012: Haiti/Olympia - Sport für Haiti

Olympia 2012 ging ohne eine Medaille für die fünf gestarteten Haitianer zu Ende.
Nur eine, die in ihrem ersten Kampf ausgeschiedene Judoka, stammt aus und lebt in Haiti. Die vier Leichtathleten wurden alle als Kinder haitianischer Eltern in den USA geboren, wo sie auch leben. Bei den drei Läufern ist davon auszugehen, dass sie nur deshalb für das Heimatland ihrer Eltern starteten, weil sie es nicht in die amerikanische Auswahl geschafft hätten.
Einzige Ausnahme ist Samyr Laine, der Dreispringer. Er, ehemaliger Zimmergenosse von Mark Zuckerberg und daher vierzehntes Facebook-Mitglied weltweit, startete aus Überzeugnus für Haiti und für seine Initiative "Jump for Haiti", mit der er die Jugend seines Heimatlandes unterstützen und fördern möchte, z.B. mit dem Ausbau von Sportstätten.
Dies ist sicher eine sinnvollere Aktion als der Plan der haitianischen Regierung, den immer noch in Schutt und Asche liegenden Präsidentenpalast im alten Glanz wieder aufzubauen, der, lt. offizieller Erklärung aus der Hauptstadt, "ein nationales Symbol" sei, "das nun mit Mitteln der Haitianer/innen wieder aufgebaut wird."
Nicht "Jump!", sondern: "Run!" heißt es am 9. September wieder in Landau/Pfalz, wenn am Stammsitz der LEBENSMISSION e.V. "Jesus für Haiti" der fünfte Sponsorenlauf zugunsten Haitis bzw. des seit 29 Jahren dort bestehenden Kinderdorfes des Vereins in Gonaives startet  (Stadion am Prießnitzweg, 13 h - 16 h). Dank der großzügigen Unterstützung zahlreicher ortsansässiger Firmen (siehe Plakat), mit deren Hilfe alle anfallenden Kosten der Verantstaltung gedeckt werden können, ist es wieder möglich, alle Sponsorengelder, die erlaufen werden, zu einhundert Prozent in das Projekt in Haiti fließen zu lassen.
Die Evangelische Allianz Landau als Veranstalter und die Lebensmission als Begünstigter des Events freuen sich auf jede und jeden, der/die als Läufer, Sponsor oder einfach nur Besucher dabei sein möchte. Nähere Informationen bei der Lebensmission oder auf www.haiti-lauf.de

Montag, 6. August 2012

06.08.2012: HAITI: Sommerferien - Schulbesuch

Nicht sechs Wochen wie bei uns in Deutschland, sondern mindestens zwei bis drei Monate (abhängig von den jeweiligen Abschlussprüfungen und der Entscheidung der Regierung, wann das neue Schuljahr beginnen wird) dauern in Haiti die Sommerferien.
Aber auch im September, wenn das neue Schuljahr voraussichtlich beginnt, werden viele haitianische Kinder im schulpflichtigen Alter zuhause bleiben. Laut den Ergebnissen eines internationalen Experten-Seminars, das im Juli in Port-au-Prince stattfand, werden es mehr als 500.000 Kinder sein, denen der Schulbesuch verwehrt bleibt, was bei einer Gesamtbevölkerung von knapp 10 Mio Menschen und einem Anteil der unter 14-jährigen von mehr als 50 Prozent etwa einem Achtel dieser Altersgruppe entspricht. Diese Jungen und Mädchen riskieren, den Anteil der Analphabeten an der Bevölkerung, der immer noch mehr als die Hälfte der Erwachsenen beträgt, zu vergrößern.
Und dies, obwohl Ministerpräsident Martelly seit seinem Amtsantritt den kostenlosen Schulbesuch für alle Grundschulkinder propagiert. Doch beschränkt sich dieses - mehr als lobenswerte - Programm bis jetzt ausschließlich auf die staatlichen Schulen in der Hauptstadt Port-au-Prince. Aber mehr als 90 Prozent der haitianischen Schulen sind private oder kirchliche Einrichtungen, die, ebenso wie alle Schulen in den Provinzen des Landes, Schulgebühren fordern, die viele Familien nicht oder nur für eines ihrer Kinder aufbringen können.

Wir sind froh, dass unsere Patenkinder und unsere Kinderdorfkinder die Möglichkeit haben, zur Schule zu gehen, zu lernen und später möglichst eine Ausbildung zu machen. Auch ILDA LUXANA, ein neunjähriges Mädchen aus einem kleinen Dorf nördlich von Gonaives, hat seit dem 23. Juli 2012 diese Sicherheit. An diesem Tag zog sie im Kinderdorf in Gonaives in das dritte Kinderhaus ein, wo sie nun mit ihren drei neuen "Schwestern" Luciana, Renise und Daphnie leben wird. Ildas Mutter lebt schon seit drei Jahren nicht mehr. Nachdem im Februar 2012 auch ihr Vater verstarb, wurde sie von seinen Eltern aufgenommen. Die Großeltern sind jedoch arm und alt und nicht in der Lage, das Mädchen richtig zu versorgen. Deshalb fragten sie an, ob nicht das Kinderdorf in Gonaives Ilda eine neue Chance auf ein unbeschwerteres und sorgenfreieres Leben bieten könnte.

Auch Linda Beliard, über die die RHEINPFALZ in ihrer Landauer Lokal-Ausgabe von heute berichtet (wofür wir uns an dieser Stelle herzlich bedanken!), hat schon  22 von ihren bisher 24 Lebensjahren dort im Kinderdorf verbracht. Sie wird Ende August aus Deutschland nach Haiti zurück kehren, wo sie mit vier anderen jungen Frauen gemeinsam ein Häuschen auf dem Kinderdorfgelände bewohnt.