Mittwoch, 24. September 2008

Erste Fotos aus dem Kinderdorf / 22.09.08










Wartende Kinder





Kochen in großen Mengen

Essensausgabe











Ärzte ohne Grenzen Wartende

Dienstag, 23. September 2008

Neues aus Gonaives



„Es ist sehr schwierig, die Situation hier zu beschreiben, es ist ganz anders als 2004. Die Stadt ist praktisch zerstört, es gibt überall auf den Straßen und in den Häusern Tonnen von Schlamm.
Die Verteilung der Lebensmittel endet oft in unbeschreiblichem Durcheinander. Viele trauen sich gar nicht hin.
Unsere Gemeinderäume dienen immer noch vielen Menschen aus dem Viertel als Zuflucht. Sie leiden große Not, es tut weh, ihnen nicht so helfen zu können, wie wir es gerne würden....“
(aus einem email des französischen Missionars Patrice Derrouche, der seit vielen Jahren in Gonaives arbeitet, vom 20. September 2008)

„Ich grüße euch und kann euch mitteilen, dass die Lage bei uns im Kinderdorf soweit gut ist, auch was die sanitäre Situation betrifft, obwohl so viele Flutopfer hier bei uns sind. Mehr als zwei Wochen, nachdem Hanna die Stadt Gonaives verwüstet hat, laufen wir immer noch durch Schlamm und Wasser, obwohl langsam die Aufräumarbeiten beginnen. Mehr als 95% der von der Flut Betroffenen können immer noch nicht in ihre Häuser zurück.
Die Preise für die Grundnahrungsmittel sind unverändert hoch, auch die für Diesel und Benzin. Alles ist sehr teuer.
Über die MINUSTAH werden zwar Nahrungsmittelhilfen ausgegeben, aber dazu braucht man eine Berechtigungskarte. Um diese Karten prügeln sich viele aus der Bevölkerung, so dass es immer noch sehr viele Menschen gibt, die nirgends etwas zu Essen bekommen, wenn sie kein Geld haben, um etwas zu kaufen. Deshalb verhungern jetzt viele Menschen.
Wir haben von der ACF, einer anderen ONG (Nichtregierungsorganisation) aufbereitetes Wasser bekommen. Ich weiß nicht, ob dieses Wasser wirklich trinkbar ist, aber es ist irgendwie behandelt.
Letzten Freitag kamen Ärzte von „Médecins sans Frontières“ ins Kinderdorf und versorgten die aufgenommenen Leute und unsere Kinder medizinisch.“
(aus einem email des Kinderdorfsekretärs Bienné Joseph, vom 22. September 2008)

Am Montag, 22.09., fuhr Joseph Aristhyl, der Kinderdorfleiter, erstmals mit dem Auto nach Port-au-Prince, da das Wasser, das die Landstraße immer noch auf weiten Strecken überflutet hält, inzwischen weit genug gesunken ist, um sie passierbar zu machen. Da die Banken in Hauptstadt geöffnet sind, konnte er dort Geld abheben und Lebensmittelvorräte für die nächsten Tage einkaufen. Auf dem Rückweg begleitete ihn sein Sohn Joderson mit einigen Freunden, die in Gonaives helfen wollen.

Im Patenschaftsbüro melden sich täglich mehr Familien aus dem Patenschaftsprogramm und berichten von ihren Verlusten. Viele haben nicht nur ihre Möbel, ihre Kleidung und die Schulsachen der Kinder verloren, sondern auch die Waren ihres Kleinhandels, mit dem sie ihren Lebensunterhalt verdient haben.

Ihre Spenden werden weiter dringend benötigt:
Unter den Stichworten „Flutopferhilfe“
oder zweckgebunden für „Kinderdorf“, „Patenschaften“ oder „Kreditkasse“ an:
Sparkasse SÜW in Landau
(BLZ 548 500 10)
Konto 22343
oder
Clientis, Sparkasse Zürcher Oberland, 8620 Wetzikon ZH
z.G. Kto. 16. 1. 177. 200 10 (Clearing Nr. 6850)
Lebensmission, Turmstraße 10, 8330 Pfäffikon

Donnerstag, 18. September 2008

Bericht aus dem Patenschaftsbüro Gonaives

„Kein Mensch kann sich vorstellen, wie sich der Hurrikan auf die Menschen in Gonaives ausgewirkt hat. Dank der Gnade Gottes bin ich noch am Leben, sind wir nicht umgekommen, obwohl wir alles verloren haben. Der Zaun um unser Grundstück und die Tür unseres Hauses sind zerstört. Durch das Wasser sind unsere Matratzen verdorben. Ich fand nicht einmal meine Sandalen. Jemand anderes musste mir Kleidung und Sandalen geben. Fast alle Sachen sind im Schlamm verschwunden. Ich versuchte sie herauszuholen und etwas zum Anziehen für mich zu finden, dass ich waschen kann, damit ich zur Arbeit kommen kann.
Die ganze Zeit habe ich bei Verwandten geschlafen, weil mein Haus noch voll Schlamm ist. Ich muss dafür bezahlen, dass der Schlamm weggeräumt wird, damit ich wieder zurück kann. Auch das Fahrrad ging in der Flut verloren. Ich war montags zur Arbeit gekommen, und als ich sah, dass es zu regnen begann, habe ich das Fahrrad genommen, um schneller nach Hause zu kommen. Das Wasser hat es mitgenommen, es hatte solche Kraft, dass es alles mitgerissen hat. Aber wir sind am Leben, dafür sind wir dankbar, und jetzt komme ich wieder zur Arbeit.“

- ein Erlebnisbericht von Phélitha Jean-Louis, einer Mitarbeiterin unseres Patenschaftsbüros, vom 15.09.08. Phélitha ist es ergangen wie Tausenden anderen Gonaivern, doch sie hat wenigstens ein festes Einkommen durch ihre Anstellung bei uns und weiß, dass sie sich nach und nach alles Verlorene wieder anschaffen kann.

Anschließend an ihr eigenes Erleben berichtet Phélitha von sieben Kindern des Patenschaftsprojektes und ihren Familien: Nur eine der Hütten wurde vollkommen zerstört, aber alle sieben Familien haben durch die Flut ihre gesamte Habe verloren, ihr Mobiliar, ihr Geschirr, ihre Kleidung, aber auch die komplette Schulausrüstung der Kinder inklusive des teilweise noch nicht bezahlten Schulgeldes. Ob diese Kinder Anfang Oktober das neue Schuljahr beginnen können? Den Patenschaftsfamilien soll mit einer Sonder-Auszahlung geholfen werden, ihre Verluste zu ersetzen.
(Spendenkonto Deutschland und Schweiz siehe Blog vom 16.09.08)

Die Sicherheitslage in Gonaives verschlechtert sich zusehends. Immer öfter hört man von umherziehenden Banditen, die den Männern und Frauen, die etwas von den raren Hilfsgütern ergattern konnten, diese wieder rauben. Hilfsorganisationen, die Schiffsladungen für die eingeschlossenen Menschen der Stadt zusammentragen, befürchten, dass diese Ware gar nicht zu den wirklich Bedürftigen gelangen werden und hoffen auf eine Verstärkung der UNO-Präsenz, damit Tumulte vermieden werden.

Dienstag, 16. September 2008

Gonaives braucht weiter Hilfe


Obwohl die Sonne seit Tagen wieder scheint und es keine neuen Regenfälle gab, ist Gonaives auch zwei Wochen nach „Hanna“ noch nicht wasserfrei. Zu viele der Abwasserkanäle und Bäche im Stadtgebiet sind von Unrat und umgestürzten Bäumen verstopft, so dass das Wasser nicht ablaufen kann.
Viele Menschen, die sich vor den Fluten auf die Berghänge gerettet hatten, harren immer noch dort aus und kommen nur tagsüber hinunter, um etwas zu essen zu suchen und mit dem Wiederaufbau ihrer Hütte zu beginnen

Die Verteilung der Hilfsgüter, die nach wie vor nur per Hubschrauber oder Schiff nach Gonaives gebracht werden können, läuft endlich richtig an.
Unserem haitianischen Leiter wurde allerdings sowohl von den UNO-Kräften als auch vom Roten Kreuz mitgeteilt, dass das Kinderdorf als ONG (Nichtregierungsorganisation) keinerlei Hilfe erwarten könne. Diese werde nur jenen zuteil, wo es keine ausländischen Gruppen als Finanzgeber gäbe.
Trotzdem soll die Versorgung der 400 Menschen, die täglich eine warme Mahlzeit aus der Kinderdorfküche erhalten, fortgesetzt werden, was dank der bisher eingegangenen Spenden auch möglich ist. Aber sie bleiben somit auch von Ihrer Hilfe abhängig.

Bienné Joseph, der Leiter der Mikrokreditkasse, meldete gestern, dass immer mehr seiner Kunden, die sich mit Hilfe der Kredite einen Kleinhandel aufbauen konnten, kommen und berichten, dass sie nicht nur ihre persönliche Habe verloren haben, sondern dass auch ihre Ware durch die Flut unbrauchbar gemacht oder weggeschwemmt wurde. Sie müssen alle wieder bei Null anfangen. Der in der Kasse noch vorhandene Geldbetrag wird nicht ausreichen, ihnen allen einen Neuanfang zu ermöglichen.

Deshalb erbitten wir weiterhin Ihre Spenden unter den Stichworten „Flutopferhilfe“ oder „Kreditkasse“ an:
Sparkasse SÜW in Landau
(BLZ 548 500 10)
Konto 22343
oder
Clientis, Sparkasse Zürcher Oberland, 8620 Wetzikon ZH
z.G. Kto. 16. 1. 177. 200 10 (Clearing Nr. 6850)
Lebensmission, Turmstraße 10, 8330 Pfäffikon

Freitag, 12. September 2008

Freitag, 12.09. - Neues aus Gonaives



Dieses Foto wurde am Mittwoch dieser Woche aufgenommen, von einem der Begleiter aus der Gruppe um Patrice Derrouche, auf dem Weg von Port-au-Prince nach Gonaives.
In Gonaives selbst steht das Wasser zwar nicht mehr so hoch, aber die Hoffnung, dass bis zum Wochenende alles Wasser abgelaufen sein würde, hat sich zerschlagen, nachdem es am Donnerstag erneut geregnet hat.

Inzwischen sollen die UNO-Kräfte mit der Ausgabe von Nahrungsmitteln begonnen haben, allerdings nur punktuell, unter Bewachung durch hochbewaffnete Militärs, und nicht unbedingt sinnvoll: So wird Reis z.B. sackweise ausgegeben, d.h. einige wenige erhalten viel, viele aber gar nichts. Vertreter der UNO vor Ort warnen vor dem Ausbruch von Unruhen, wenn es nicht bald gelingt, genügend Hilfsgüter in die überflutete Stadt zu bringen.
Darüber hinaus scheinen sich erneut, wie 2004 nach „Jeanne“, bewaffnete Banden zusammen zu rotten, die Gefahr von Überfällen steigt.

Die Leitung des Kinderdorfes verwendet täglich viele Stunden darauf, Lebensmittel für die Kinder und die Mitarbeiter, die bisher wieder zur Arbeit kommen – was leider noch nicht allen möglich ist - , die einhundert Obdachlosen und weitere 300 Personen von außerhalb, für die täglich mitgekocht wird, zu organisieren. Erstmals konnte bei einem Wasserwagen auch ein kleiner Container Frischwasser gekauft werden, der nach Einschätzung von Joe Aristhyl für etwa drei Tage reichen wird. Zur Neige geht inzwischen allerdings der Holzkohle-Vorrat des Kinderdorfes, der unter normalen Umständen bis Ende Oktober gereicht hätte.

Inzwischen kommen täglich mehr und mehr Eltern und Kinder aus dem Patenschaftsprojekt vorbei, um über die Lage in ihrem Viertel zu berichten. Wir hoffen, dass es den Mitarbeitern bald gelingt, sich einen Überblick über das Schicksal dieser 300 Familien zu verschaffen. Bislang konnte aber nur ein Patenschaftsmitarbeiter seine Arbeit wieder aufnehmen, da beide Damen selbst stark von der Überschwemmung betroffen sind.

Die von uns mit finanzierte Schule „Freinet Célestin“, deren Gebäude gleichzeitig als Kirche dient, hat durch ihre massive Bauweise auf einem soliden Fundament dieses Mal den Hurrikan relativ unbeschadet überstanden, nachdem das zuvor genutzte Haus 2004 durch „Jeanne“ völlig zerstört und weggespült worden war. Von Pastor Denis Noel und seiner Kirche (siehe auch 2. Foto im Blog vom 11.09. , im Hintergrund) liegen uns leider noch keine Informationen vor.
Der Schuljahresbeginn wurde angesichts der Katastrophen-Lage im ganzen Land vom 8. September auf den 6. Oktober verschoben (Innenraum der Schule "Freinet Célestin")

Unser herzlicher Dank gilt allen, die uns bisher schon ihre Spende zugunsten der Flutopfer überwiesen haben. Wir hoffen, dass die Banken in Gonaives in den nächsten Tagen wieder ihren regulären Betrieb aufnehmen können und wir eine zweite Zusatz-Überweisung veranlassen können.

Ihre Flutopfer-Spende wird ohne Abzüge nach Haiti weitergeleitet:

Deutsches Konto:
Sparkasse SÜW in Landau
BLZ 548 500 10
Konto Nr. 22 343

Stichwort: "Flutopferhilfe"
Schweizer Konto:
Clientis, Sparkasse Zürcher Oberland, 8620 Wetzikon ZH
z.G. Kto. 16. 1. 177. 200 10 (Clearing Nr. 6850)
Lebensmission, Turmstraße 10, 8330 Pfäffikon






Donnerstag, 11. September 2008

Gonaives - zehn Tage nach "Hanna"

(Sturmschaden im Kinderdorf)





email von Bienné Joseph, Sekretär des Kinderdorfes in Gonaives, vom 10.09.08:

„Liebe Barbara,
nach dem Durchzug von « Hanna » findet man überall in der Stadt Abfälle und es gibt nur noch schlechte Gerüche. Zahlreiche Häuser sind zerstört, was das Vorwärtskommen sehr behindert. Manche Viertel lassen sich vergleichen mit den Vierteln von Unterernährten, wo man stinkende Abfälle findet, die den Weg versperren, und das Wasser steht in diesen Vierteln noch sehr hoch. Außerdem verpesten die Müllhaufen alle Häuser in der Umgebung. Die Situation der Leute, die in der Nähe wohnen, ist wirklich schwierig, die Leute können davon krank werden.

Auch wo es kein Hochwasser mehr gibt, ist es sehr schwierig zum Beispiel zum Krankenhaus zu kommen, wegen der Abfälle und der Löcher in den Straßen der Stadt. Es wäre auch schwierig, wenn ein Patient einen Arzt konsultieren wollte, der selbst von der Flut betroffen ist und seine Ausrüstung verloren hat.
Zum Glück sind unsere Kinderdorf-Kinder, die uns manchmal zwingen, ins Krankenhaus zu gehen, in letzter Zeit nicht krank. Ich danke Gott und bin sehr froh, wenn ich sehe, wie sie alle zusammen im Kinderdorf sind. Ich vermute, dass einige von ihnen die Situation nutzen und neue Freundschaften schließen, weil es viele kleine Kinder im Dorf gibt, die sich vor einigen Tagen mit ihren Eltern hierher gerettet haben.
Ich habe in der Stadt schon ein Fahrzeug von Ärzte ohne Grenzen gesehen, aber es schien nur Erstversorgung von solchen Personen zu leisten, die durch die Trümmer, die das Wasser von „Hanna“ brachte, verletzt wurden.

Auch wenn das Leben im Moment in Gonaives sehr teuer ist, haben unsere Kinder doch wie zuvor zu essen, im Gegensatz zu denen außerhalb, die auf die Verteilung von Lebensmittel-Spenden warten. Man hat gehört, dass in einem anderen Waisenhaus damit begonnen werden sollte, Hilfsgüter an Frauen und Kinder zu verteilen, aber es herrschte große Unordnung und es war so chaotisch mit den Hungernden, dass die Leute nichts bekommen konnten.
Dank eurer tollen Arbeit in Europa und eurer Unterstützung sind die Kinder des Kinderdorfes nicht in einer so bedauernswerten Lage. Deshalb hoffe ich, dass Gott es euch ermöglicht, noch viel Geld zu sammeln, das Kinderdorf braucht es. Ich wünsche, dass Gott euch und eure Familien und unsere europäischen Spender weiterhin segnet, die dazu beitragen, uns zu helfen.
Herzliche Grüße, Bienné“







Telefonische Informationen, ebenfalls vom 10.09.08:


Das Wasser in Gonaives ist inzwischen so weit gesunken, dass man (mit Dieselfahrzeugen) wieder fahren kann, soweit es der Zustand der Straßen zulässt.
Die ganze Stadt ist nach wie vor praktisch ohne Strom.
Außerhalb Gonaives' konnten die Mitarbeiter des Kinderdorfes etwas Diesel erwerben, so dass der Generator wenigstens zeitweise wieder betrieben werden kann. Es ist ihnen auch gelungen, Reis, Bohnen und Sardinen zu kaufen, die Preise steigen unaufhörlich.
Trinkwasser gibt es immer noch keines. Angeblich liegen im Hafen inzwischen mehrere große Schiffe mit Hilfsgütern, wann und wie diese verteilt werden, weiß niemand.
Auch die Zusage des UNO-Verantwortlichen, das Kinderdorf werde mit Lebensmittel aus dem Camp versorgt, wurde noch nicht umgesetzt.
Ein befreundeter französischer Missionar, der zur Zeit der Überflutung nicht in der Stadt war, traf am Dienstag aus Port-au-Prince in Gonaives ein. Für die 150 km aus der Hauptstadt brauchte seine Gruppe 12 Stunden, mit mehrfachem Umsteigen, wo die Straße unpassierbar war und nach einem langen Fußmarsch durch den See vor Gonaives und durch die Stadt. Da in seinem eigenen Haus das Wasser nach "Hanna" zweieinhalb Meter hoch stand, ist er mit seinen Begleitern im Kinderdorf untergekommen, um von hier aus die Arbeiten an seiner Station zu koordinieren.






Unsere Spendenkonten für Ihre Hilfe:
Deutschland:
Sparkasse SÜW in Landau
BLZ 548 500 10
Konto 22343, Stichwort: "Flutopferhilfe"

Schweiz:
Clientis, Sparkasse Zürcher Oberland, 8620 Wetzikon ZH
z.G. Kto. 16. 1. 177. 200 10 (Clearing Nr. 6850)
Lebensmission, Turmstraße 10, 8330 Pfäffikon ZH




Dienstag, 9. September 2008

Gonaives immer noch eingeschlossen

Auch nachdem "Ike" Haiti längst hinter sich gelassen hat, sind die Menschen in Gonaives immer noch auf sich allein gestellt. Auf dem Landweg ist die Stadt, in der mehrere Hunderttausend Menschen direkt von der Flut getroffen wurden, nach wie vor nicht zu erreichen.
In der Stadt selbst steht das Wasser nach Aussage von Joe Aristhyl noch immer kniehoch. Vereinzelt seien Hubschrauben an trockeneren Orten gelandet. Ein Hubschrauber kann nach Angabe eines Piloten maximal Lebensmittel transportieren, die ausreichen, etwa 1.000 Menschen einen Tag lang zu ernähren......

Es geht das Gerücht, dass in den nächsten Tagen mehrere große Schiffe, beladen mit Hilfsgütern, im Hafen der Stadt anlegen sollen......

Für unser Kinderdorf hat das nahegelegene UNO-Camp Nahrungshilfe in Aussicht gestellt, nachdem Joe dort vorstellig wurde und von der großen Not der im Kinderdorf aufgenommenen Familien berichtete. Währenddessen machten sich Joe und ein weiterer Mitarbeiter heute wieder auf den Weg Richtung eines außerhalb gelegenen Ortes, wo angeblich ein Markt abgehalten würde, in der Hoffnung, dort Lebensmitteln einkaufen zu können. Für alle Kinder, Mitarbeiter und Fremde gibt es im Kinderdorf weiterhin eine warme Mahlzeit am Tag, damit geht es ihnen noch viel besser als vielen in der Stadt, die seit Tagen ohne Nahrung auf den Dächern der Häuser ausharren.

Dringend benötigt werden im Kinderdorf auch Trinkwasser - das Regenwasser ist nicht mehr lange trinkbar - und Diesel.

**********
Wir danken von Herzen für alle bisher eingegangenen Sonder-Spenden.
Sie werden zu 100% den Flutopfern in Gonaives zugute kommen.
Bitte helfen auch Sie mit!

Lebensmission e.V.
Sparkasse SÜW in Landau, BLZ 548 500 10
Konto 22343
Stichwort: Flutopferhilfe

Montag, 8. September 2008

Montag, 08.09.08 - telefonische Informationen aus Gonaives

Joe meldete am frühen Vormittag (Ortszeit), dass der Regen in Gonaives aufgehört hat und die Sonne langsam wieder durchkommt. In den Straßen der Stadt steht das Wasser noch brusthoch, bzw. es steht nicht, es fließt wie ein Fluß überall durch, wo ihm nichts im Weg steht.
Durch "Ike" soll sich vor allem die Situation in der Hauptstadt Port-au-Prince, besonders im Armenviertel Carrefour verschlimmert haben, wo die Zustände inzwischen denen in Gonaives ähneln sollen.
Die einzige Möglichkeit, Gonaives zu verlassen oder in die Stadt hinein zu kommen, sei nach wie vor ein Hubschrauber.

Im Kinderdorf wurde inzwischen mit den Aufräumarbeiten begonnen, d.h. die umgestürzten Bäume werden zerkleinert. Außerdem muss regelmäßig die obere Außenmauer auf Schäden kontrolliert werden.
Allen Kindern, Müttern und Mitarbeitern auf dem Gelände geht es gut, nur die beiden Leiter sind durch den tagelangen Schlafentzug fast am Ende ihrer Kräfte angelangt.

Noch kann das in den Vortagen aufgefangene Regenwasser getrunken werden, man hofft, dass es bald Wasserverteilstellen gibt oder wieder Mineralwasser gekauft werden kann.

Sonntag, 7. September 2008

"Ike" verschont Gonaives nicht

Nachdem der von "Hanna" über das Haiti gebrachte Sturzregen endlich aufgehört hatte und das Wasser in der überschwemmten Stadt zurück zu gehen begann, ein erstes Schiff mit Hilfsgütern für die eingeschlossenen Menschen im Hafen anlegen konnte und man zu hoffen begann, dass bald auch die Straßen wieder für Hilfskonvois passierbar wären, hat "Ike" die Situation in Gonaives noch verschlimmert: Joseph Aristhyl berichtete heute telefonisch aus dem Kinderdorf, dass am Samstag Abend um 20.00 h Ortszeit (Sonntag, 3.00 h MESZ) erneut starker Regen einsetzte, begleitet von Sturmböen, und dass binnen Stunden das Wasser erneut so hoch stand wie unmittelbar nach "Hanna". Wenn man über unsere Mauer schaut, sieht man das Wasser ständig steigen", sagt er, froh darüber, dass es ihm in den Vortagen gelungen war, wenigstens einige Sack Lebensmittel und etwas Trinkwasser zu organisieren. Inzwischen muss zum Trinken bereits wieder auf Regenwasser zurück gegriffen werden.
Ständig müssen am Kinderdorftor Hilfesuchende abgewiesen werden, weil einfach niemand mehr aufgenommen werden kann, eine Situation, die den Mitarbeitern sehr zu schaffen macht. "Man hört von überall her die Hilferufe verzweifelter Menschen, und weiß, dass man ihnen doch nicht helfen kann", so Joe.
Durch die neuen starken Regenfälle sei die Hochbrücke über die Savanne Désolée, die Hauptverbindung in Richtung der Hauptstadt Port-au-Prince, inzwischen gänzlich zerstört.
Auch im Kinderdorf kam es zu neuen Schäden durch umstürzende Bäume, es wurde jedoch glücklicherweise niemand verletzt.

Samstag, 6. September 2008

Helfen Sie den Flutopfern in Gonaives !

Spenden unter dem Stichwort "Flutopferhilfe" erbitten wir auf das Konto der LEBENSMISSION e.V. "Jesus für Haiti", bei der Sparkasse "Südliche Weinstraße in Landau" (BLZ 548 500 10), Konto Nr. 22 343. DANKE!

Bericht aus Gonaives / email vom 06.09., 3.00 h





(Savanne désolée, 05.09.08)

Meine Lieben,
ich melde mich ein weiteres Mal, heute, Freitag, 5. September, mit einigen Informationen, die ihr vielleicht im Internet gelesen habt.
Erlaubt mir, dass ich mich so ausdrücke: Ich hätte es vorgezogen, während dieses großen Ereignisses, das mir, wenn ich das alles sehe, Kopfschmerzen bereitet, nicht hier zu sein. Nachts schlafe ich keine 2 Stunden. Ich lege mich spät hin und erwache früh.
Der Tag des 4. September lässt an einen Hoffnungsschimmer denken. Der Himmel klarte auf und die Sonne kam zeitweilig durch. Der Regen hörte auf zu fallen, und an manchen Stellen begann das Wasser zu fallen. Nicht identifizierbare Gerüche begannen die Nase zu verstopfen. Überall in den Straßen laufen jetzt Leute hin und her und versuchen in ihre Häuser zu kommen, die durch die Kraft des Wassers noch verschlossen sind. Allrad-Fahrzeuge können an manchen Stellen schon fahren.
An einigen Orten, wo das Wasser nicht zu hoch stand, versuchen die Besitzer von Lebensmittellagern in ihre Lager zu kommen um die Schäden zu prüfen. Aus den Lagern von Reis und Erbsen riecht es schon. Es wird auf die Straße geworfen, die Leute weinen durch den aufsteigenden Gestank. Alles ist verloren. Man kann die beträchtlichen Schäden in der Lebensmittelversorgung gar nicht abschätzen.

Ich bin durch einige Gegenden gelaufen, dort wo es ging, und habe nicht identifizierbare Tote, auch tote Tiere wie Ziegen, Schweine, Katzen gesehen. Überall auf der Straße kann man Rufe hören wie „Jeanne war nicht so schlimm.“ „Jeanne“ war nichts im Vergleich zu „Hanna“. Es ist wirklich schrecklich. Gonaives ist vollkommen überflutet. Flutwasser stürzt riesige Bäume um. In einigen Gegenden sind die Häuser vollkommen verwüstet, entweder durch das Wasser oder durch den Wind. Selbst solche, die höher gelegen sind, fielen dem zum Opfer.
Ich habe den Eindruck, dass die Stadt Gonaives isoliert ist. Die Straßen nach Norden sind unterbrochen. Nach Cap, Port-de-Paix und Gros-Morne können keine TapTaps fahren, weil die Brücken zerstört sind. Die Straße aus Anse-Rouge, im Nordwesten von Gonaives, ist blockiert. Gonaives bleibt ohne Hilfe von außen. Derzeit können uns nur Helicopter Hilfe bringen.
In Savanne Désolée konkurriert „Hanna“ mit dem 2004 durch „Jeanne“ entstandenen großen See. Seit der Zeit nach 2004 überquert eine Brücke die Savanne Désolée. Eine Brücke von fast 4 m Höhe, jetzt von „Hanna“ bedeckt. Man sieht sie nicht einmal mehr. Eine Organisation namens FOOD FOR THE POOR setzt mit zwei verfügbaren Booten nur Frauen, Kinder und Alte über. Man ist wie in einem Konzentrationslager.
Aber die Kleinhändler von Süßwaren und kleinen nützlichen Dingen möchten die Zeit jetzt nutzen um reich zu werden. Einige Läden weiter oben, die ein Lebensmittellager hatten, erhöhen die Preise auf das Doppelte.


Ich weiß nicht mehr, wo mir der Kopf steht. Montag Nacht wurde aus unserem Kinderdorf ein Flüchtlingslager. Seit Montag versorgen wir bis heute 120 Personen. Unsere Häuser sind voll und es gibt keinen Platz mehr, noch mehr aufzunehmen. Andere Personen, denen wir schon bei „Jeanne“ zu essen gegeben hatten, kommen um etwas zu essen zu bekommen.
Am Freitag Morgen bin ich früh aufgestanden und habe in höheren Gebieten versucht, ein Lager zu finden. Ich bin bis Poteau gefahren, einen Ort ungefähr 8 km von Gonaives entfernt. Vor dem Hurrikan kam man für 2 hD nach Poteau. Jetzt muss man mehrfach umsteigen. Einen Teil des Wegs muss man zu Fuß gehen. Man muss dabei durch Wasserlöcher hindurch.
In Poteau konnte ich ein Lebensmittellager finden. Ich konnte einen Teil von dem kaufen, was ich brauchte. Aber der Transport durch die Löcher war sehr schwierig. Ich konnte zwei Sack Reis, einen Sack Mais, eine Kiste Öl und einige Dosen Erbsen kaufen. Erst gegen 14 h kam ich, unterwegs seit 9.30 h, wieder im Kinderdorf an.
Die Banken sind noch geschlossen. Man lebt im Stress. Aber wir haben keine Angst. Wir leben mit großer Hoffnung.


Was die Bevölkerung von Gonaives derzeit beschäftigt, ist die Ankündigung, dass am Sonntag eventuell der Hurrikan „Ike“ kommt.
Ich kenne euch sehr gut und weiß, dass ihr für uns betet. Eure Gebete bewirken schon viel und sie werden noch größere Dinge bewirken.
Meine Grüße an alle,

Joe

(Joseph Aristhyl ist der haitianische Leiter der LEBENSMISSION e.V. "Jesus für Haiti" in Gonaives, wo er seit mehr als 20 Jahren im Kinderdorf arbeitet)

Freitag, 5. September 2008

Gonaives - 05. September 2008

Im Laufe des Donnerstags hat es in Gonaives aufgehört zu regnen, die Sonne kam durch. In den Straßen vor dem Kinderdorf stand das Wasser noch kniehoch, an Autofahren war nicht zu denken.

Die ganze Stadt ist ohne Strom, alle (6) Tankstellen kaputt, so dass man kein Benzin und keinen Diesel kaufen kann. Somit kann auch der Generator des Kinderdorfes nicht mehr betrieben werden, da die Dieselvorräte erschöpft sind.


Alle Brücken in der Gegend sind zerstört. Die neu gebaute Hoch-Straße um den durch "Jeanne" 2004 entstandenen See im Osten der Stadt steht 3 m unter Wasser. Hilfstransporte kommen nur bis L'Estère.




Am Donnerstag war es in Gonaives möglich, Trinkwasser in kleineren Mengen (10 l) zu kaufen, am Freitag nicht mehr. Zusätzlich zu den knapp 100 Personen, die im Kinderdorf unterkommen werden konnten, erhielten am Donnerstag weitere 110 Menschen, die vor dem Tor ausharren, warmes Essen aus der Kinderdorf-Küche. Wir hoffen und beten, dass es bald möglich sein wird, wieder Lebensmittel zu kaufen. Vielen Menschen in Gonaives droht der Hungertod, sind sie doch schon vor der Katastrophe fast alle unterernährt gewesen.


Wir wollen helfen:

Konto Nr. 22 343
Sparkasse "Südliche Weinstraße in Landau"
BLZ 548 500 10

Stichwort: Flutopferhilfe

Herzlichen Dank für jede Hilfe!
LEBENSMISSION e.V. "Jesus für Haiti"

Donnerstag, 4. September 2008

Gonaives - Aktuelles vom 03.09.08

Am Mittwoch früh hat der Regen in Gonaives zunächst aufgehört. Joe nutzte die Gelegenheit, das Kinderdorf zu verlassen und sich zu Fuß auf den Weg Richtung Innenstadt zu machen. Er kam jedoch nicht weit, es gab noch kein Durchkommen, in den tiefer gelegenen Stadtteilen stand das Wasser nach wie vor mehr als mannshoch. Selbst die Trucks der UNO-Truppen konnten nicht fahren.

Joe berichtete, dass man auch im Kinderdorf noch die Hilferufe der Menschen hört, die sich angesichts der Wassermassen nur auf das nächstgelegene Dach eines höheren Hauses retten konnten. Er schrieb: "Jetzt fürchten wir, dass viele an Hunger sterben werden, denn es kann ihnen niemand zu Hilfe kommen."

Im Kinderdorf konnte der Kindergarten trocken gelegt werden. Er dient jetzt neben dem Gemeinschaftshaus, dem Lehrwerkstattgebäude und dem kleinen Gästehaus als Notunterkunft für inzwischen knapp Männer, Frauen und Kinder, die aus der Stadt fliehen mussten.
Joe: "Wir wissen nicht, wie lange sie bei uns bleiben müssen. Einige sind vorsichtig nach Hause gegangen, um zu sehen, was sie noch retten können. Aber da ist nichts mehr......"

Mittwoch Nachmittag setzte der Regen wieder ein. Lt. Joe erwartet man, dass er noch bis Freitag anhält.

Mittwoch, 3. September 2008

GONAIVES ERNEUT ÜBERFLUTET !

(Archivbild: Gonaives, Sept. 2004)

Vier Jahre, nachdem im September 2004 der Hurrikan „Jeanne“ mit Flutwellen vom Meer her und Schlammassen aus den Bergen Gonaives schier unbewohnbar machte und fast 3.000 Todesopfer forderte, brachte „Hanna“ am 01.09.2008 neues Leid über die Stadt, in der die Schäden von 2004 noch immer sichtbar sind.
Diesmal war es der Regen, der am Montag Abend, begleitet von heftigen Sturmböen, losbrach und ohne Unterbrechung stundenlang anhielt und alles unter Wasser setzte. Bis zu 2 m hoch standen die Fluten in den Straßen der Stadt, der Bürgermeister rief den Notstand aus, aber nach Aussagen von UN-Kräften gab es kein Durchkommen, niemandem konnte von außerhalb geholfen werden. Viele der oft notdürftig errichteten Hütten brachen zusammen, Hab und Gut ihrer Besitzer wurden weggeschwemmt, Bäume und Strommasten wurden entwurzelt und verstopften zusätzlich die Straßen.

Auch das Kinderdorf der Lebensmission wurde in Mitleidenschaft gezogen: Der Kindergarten lief voll Wasser, ein Mitarbeiterhaus und eines der Kinderhäuser waren bereits nach wenigen Stunden unbewohnbar. Ein umstürzender Baum zerstörte einen der Strommasten, so dass die Stromversorgung durch den Generator nicht aufrecht erhalten werden konnte. Durch 20 cm hohes Wasser wateten die Mitarbeiter die ganze Nacht und den folgenden Dienstag, um die Schäden zu sichten und zu retten, was zu retten war.
(der Kindergarten )



Gleichzeitig sammelten sich immer mehr obdachlos gewordene Menschen vor dem Eingangstor und baten um Hilfe. Nur mit dem, was sie am Leib trugen, war ihnen die Flucht vor dem Wasser gelungen.
So wurde kurzerhand das große Gemeinschaftshaus zum Notlager umfunktioniert, in dem 40 Personen untergebracht werden konnten. Auch das Lehrwerkstattgebäude sollte nach Planungen von Dienstag Abend als Auffangquartier hergerichtet werden.
(das Gemeinschaftshaus, li Jertha, unsere Köchin)




Zum Glück waren die Lebensmitteleinkäufe für September bereits Ende des Vormonats getätigt worden. Wann wieder etwas eingekauft werden kann, ist ungewiss. So wird jetzt alles gestreckt, um neben den Bewohnern des Kinderdorfes eine mehr als doppelt so große Anzahl von aufgenommenen Personen mit zu versorgen, so dass jeder wenigstens eine warme Mahlzeit am Tag zu sich nehmen kann.
Als erste Hilfsmaßnahme haben wir die europäischen Konten der Lebensmission geleert und 10.000 USD auf das Kinderdorf-Konto in Gonaives überwiesen.
Wir können noch nicht abschätzen, welche Schäden es letztendlich im Kinderdorf zu beheben gilt.
Wir wissen noch nicht, wie viele Familien aus der Nachbarschaft des Dorfes und aus dem Patenschaftsprojekt betroffen sind und Hab und Gut, unter Umständen ihr ganzes Haus verloren haben.
Wir wissen nicht, wie die Stadt Gonaives diesen erneuten Schlag verkraften wird.

Aber wir wissen, dass Hilfe dringend notwendig ist und bitten um Unterstützung, im Gebet für die gebeutelte Stadt und unsere Lieben im Kinderdorf, aber auch um finanzielle Hilfe, um kurzfristig weitere Lebensmittel kaufen, Zerstörtes reparieren und Verlorengegangenes ersetzen zu können.

Spenden unter dem Stichwort „Flutopferhilfe“ bitte auf das Konto der
Lebensmission e.V. bei der
Sparkasse „Südliche Weinstraße in Landau“, BLZ 548 500 10
Konto 22343
(Stand: 03.09.08, 11 h MESZ)