Freitag, 31. Oktober 2008

31.10.08: Noch immer dramatische Zustände in Gonaives/Haiti


Ein herzliches Dankeschön allen, die mit ihren Spenden bisher schon die Hilfsmaßnahmen in Gonaives unterstützt haben.

Inzwischen konnte mit der Ausstattung der im Kinderdorf beherbergten Menschen mit Kleidung begonnen werden. Nachdem bereits einige Schulen Anfang dieser Woche ihren Betrieb wieder aufgenommen haben, die übrigen in den nächsten beiden Wochen beginnen sollen, möchten diese Familien nach und nach das Kinderdorf verlassen.
Viele Familien wissen jedoch nicht, wie sie das Schulgeld für ihre Kleinen aufbringen sollen, nachdem sie alles verloren haben. In welchem Maße die Schulen hier kulant sein können, nachdem vom Staat keinerlei Hilfen für z.B. die Bezahlung der Lehrergehälter zu erwarten sind, bleibt abzuwarten. Wir selbst prüfen derzeit die Möglichkeit, den Schulbetrieb der „Ecole Freinet Célestin“, die auch viele der Kinderdorfkinder besuchen, über die bisherige Unterstützung hinaus zu finanzieren, sowie die eine Schulspeisung für die Kinder unseres Kindergartens während des neuen Schuljahres durchzuführen.

Die unmittelbar nach „Hanna“ angelaufene Straßen-Speisung wird, entgegen der bisherigen Planung, doch vorzeitig beendet werden können.





Die Mikrokredit-Kasse konnte bereits einigen ihrer Kunden aus Spendengeldern einen Neustart ermöglichen.

Aber die Lage in der Stadt Gonaives bleibt weiterhin dramatisch. Ein Mitarbeiter von „Catholic Relief Services“ schätzte in einem Interview, dass die Reinigung von den Schlammmassen ein volles Jahr dauern würde, selbst wenn täglich 400 LKW-Ladungen abtransportiert werden könnten.

Auch „Ärzte ohne Grenzen“, die ihre Arbeit in Gonaives unmittelbar nach dem Durchzug der Hurrikans intensiviert haben, berichten in einem Artikel in diesem Monat von besorgniserregenden Zuständen:
„....Seit Anfang Oktober werden Familien aus Schulen und Kirchen vertrieben, in denen sie Zuflucht gesucht hatten, nachdem die Stürme ihre Häuser zerstört hatten.....Da keine alternativen Unterkünfte zur Verfügung stehen, geht ÄoG davon aus, dass etwa 10.000 Einwohner der Stadt auf Dächern, in Zelten oder in instabil zusammengebauten Hütten aus Holzstücken und Leintüchern leben. Andere Familien sind dutzendweise in verlassenen Gebäuden zusammengepfercht oder leben vorübergehend bei Verwandten auf engstem Raum. Dies hat oft schlechte hygienische Bedingungen zur Folge.....Abgesehen davon ist die Versorgung mit Strom und fließendem Wasser noch nicht wiederhergestellt......
...Die Anzahl der mangelernährten Kinder steigt....Die Bevölkerung Haitis hat generell mit chronischer Nahrungsknappheit und Nahrungsmitteldefiziten zu kämpfen. Die jüngsten Tropenstürme haben die Ernten zerstört und eine große Anzahl an Vieh getötet, was die Menschen jetzt noch bedürftiger macht als vorher.....
...Die internationale Hilfe reicht bei weitem nicht aus und ist zudem chaotisch organisiert...Die Nahrungsmittelhilfe ist quantitativ völlig unzureichend. Darüber hinaus ist sie nicht
geeignet für die Bedürfnisse kleiner Kinder und wird auf eine Art und Weise verteilt, die alleinstehende Mütter ausschließt. Es gibt nach wie vor keine klare Strategie – weder zur Abschätzung des Bedarfs noch zur Durchführung entsprechender Maßnahmen im Bereich der Nahrungsmittelhilfe......Trotz der starken Präsenz internationaler Organisationen....kann die Bevölkerung von Gonaives noch nicht von der internationalen Hilfe profitieren.....
(mit freundlicher Genehmigung von „Ärzte ohne Grenzen“, Berlin, kompletter Artikel nachzulesen unter:
http://www.aerzte-ohne-Grenzen.de/Laender/Laenderauswahl/Haiti/Haiti-Gonaives.php)

Nach wie vor hängt über Gonaives auch die Gefahr von drohenden Epidemien. Seit einigen Tagen wird vom vermehrten Auftreten einer fiebrigen Erkrankung berichtet, die auch die Ärzte in der Stadt nicht diagnostizieren können.

Deshalb: Bitte helfen Sie weiter. Gonaives und seine Bevölkerung sind auf Ihre Unterstützung angewiesen.
Eingehende Spenden fließen weiterhin gezielt in diese Projekte, wo sie Bedürftigen, die unseren Mitarbeitern persönlich bekannt sind, zugute kommen:

Aufbauhilfe für Patenschaftsfamilien
Unterstützung von Schule und Kindergarten
Starthilfe für Kleinhändler und Gewerbetreibende
Einzelfallhilfen und
Reparaturen im Kinderdorf selbst

Unsere Spendenkonten:
Deutschland: Sparkasse Südliche Weinstraße in Landau (BLZ 548 500 10), Konto 22343
Schweiz: Clientis, Sparkasse Zürcher Oberland, 8620 Wetzikon ZH, z.G. Konto 16. 1. 177. 200 10 (Clearing Nr. 6850), Lebensmission, Turmstraße 10, 8330 Pfäffikon

Dienstag, 21. Oktober 2008

Gonaives - die Not besteht weiter

„Bonn/Haiti: Erneut hat es die Ärmsten der Armen getroffen. Vier schwere Tropenstürme haben eines der ärmsten Länder der westlichen Welt zusätzlich in eine Hungerkatastrophe gestürzt. Ca. 80 % der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze. Die Situation der Opfer ist verzweifelt. Immer wieder brechen Unruhen aus, wenn irgendwo die Chance besteht, Nahrung zu bekommen. Viele Kinder sind obdachlos, haben die Eltern verloren.
Die junge Mutter mit ihren beiden kleinen Kindern war auf der Suche nach etwas Essbarem viele Kilometer durch das überflutete Gebiet gewatet. Jetzt hat sie es geschafft, sie ist an einer der wenigen Essensausgabestationen angekommen. Schützend hat sie ihre Arme um ihre beiden kleinen Kinder gelegt. Sie weint und ist doch glücklich: „Vielleicht kann ich jetzt das Leben meiner Kinder retten!“, meint sie. .........(
aus einem Bericht der dt. Don-Bosco-Jugend vom 17.10.08 / Foto: „Kekse“ aus Erde, Salz und Öl, für viele Haitianer das einzige Nahrungsmittel)

Da die Versorgung der Gonaiver Bevölkerung mit Lebensmitteln nach wie vor nicht ausreichend funktioniert, obwohl inzwischen die Brücke nach Ennery wieder repariert werden konnte, und so Hilfsgütertransporte auch auf dem Landweg in die Stadt gelangen, soll das Straßen-Speisungsprogramm des Kinderdorfes bis mindestens Ende November fortgeführt werden. (Kosten: ca. 12.000 USD)

Um der Gruppe der Obdachlosen ein Verlassen des Kinderdorfes zu ermöglichen, sobald sich eine neue Unterkunft für sie gefunden hat, wird derzeit ein Großeinkauf an Gebrauchtkleidung getätigt – geschätzte Kosten laut unserer Kinderdorfleitung: 7.000 USD . Denn viele dieser Menschen besitzen nichts mehr zum Anziehen, und da in Haiti, wer nicht ordentlich gekleidet ist, sein Gesicht verliert, kann man diese Männer, Frauen und Kinder nicht so, wie sie kamen, wieder auf die Straße schicken.


Manche Stadtteile sind durch die Schlamm- und Abfallmassen, deren Entsorgung sich voraussichtlich noch Monate hinziehen wird, nach wie vor nicht begeh- oder gar bewohnbar. Das gesundheitliche Risiko ist extrem hoch. Es soll in Regierungskreisen bereits darüber gesprochen worden sein, die ganze Milllionenstadt Gonaives zu „verlegen“, da die Stadt jeder neuen Naturkatastrophe genaus hilflos ausgeliefert sein wird wie den Hurrikans dieses Jahres. Aufgrund dieser andauernden Ausnahmesituation wird in Gonaives, im Gegensatz zum Rest des Landes, das neue Schuljahr erst Anfang November beginnen können.

Gerne würden unsere Verantwortlichen vor Ort für diejenigen, die auch auf absehbare Zeit nicht in ihre alte Wohngegend zurück können, günstige Unterkünfte bauen, bei den hohen Grundstücks- und Materialpreisen ist dies jedoch ein Großprojekt, das, wenn überhaupt, nur mittel- bis langfristig realisiert werden kann.

Kurzfristig nötig ist eine Entscheidung, wie viel Geld der Mikrokredit-Bank für Kleinhändler und Gewerbetreibende, aber auch der Kreditkasse für die Mitarbeiter des Kinderdorfes und der angeschlossenen Projekte zur Verfügung gestellt werden kann, um den Kunden, die zum Großteil ihren gesamten Warenbestand verloren haben, einen Neuanfang zu ermöglichen.

Eingehende Spenden fließen weiterhin gezielt in diese Projekte:
- Straßenspeisung und Versorgung der Obdachlosen im Kinderdorf
- Aufbauhilfe für Patenschaftsfamilien
- Unterstützung von Schule und Kindergarten sowie zweier Kirchengemeinden
- Starthilfe für Kleinhändler und Gewerbetreibende
- Einzelfallhilfen und
- Reparaturen im Kinderdorf selbst

Unsere Spendenkonten:
Deutschland: Sparkasse Südliche Weinstraße in Landau (BLZ 548 500 10), Konto 22343
Schweiz: Clientis, Sparkasse Zürcher Oberland, 8620 Wetzikon ZH, z.G. Konto 16. 1. 177. 200 10 (Clearing Nr. 6850), Lebensmission, Turmstraße 10, 8330 Pfäffikon
UNSER HERZLICHER DANK GILT ALLEN, DIE DIE BEREITS ANGELAUFENEN HILFSMASSNAHMEN MIT ERMÖGLICHT HABEN!

Donnerstag, 2. Oktober 2008

Anfang Oktober: Situationsbericht


„Die Stadt Gonaives ist immer noch vom Schlamm bedeckt und es gibt kaum ein Durchkommen. In manchen Straßen der unteren Stadt schlägt einem ein ekelerregender Gestank entgegen. Die Situation ist unerträglich. Es wurde zwar inzwischen damit begonnen, Schlamm und Abfall mit LKWs abzufahren, aber es gibt zu wenig Maschinen.
Die Preise steigen weiter, nach wie vor gibt es wegen der zerstörten Tankstellen kaum Diesel zu kaufen.
Der Schuljahresbeginn ist von den Behörden auf den 6. Oktober verschoben worden. Aber viele Schulen dienen nach wie vor Tausenden von Obdachlosen als Notunterkunft.
Auch bei uns im Kinderdorf ist die Situation unverändert. Wir beherbergen immer noch viele Familien, die kein Haus mehr haben, und der Staat tut nichts für sie. Wir haben nicht die finanziellen Möglichkeiten, ihnen zu helfen, ein Haus oder auch nur ein Zimmer zu mieten. Wir können nichts für ihre Lage und wir würden ihnen so gerne helfen, aber es geht nicht.“
(aus einem email von Bienné Joseph, 01.10.08)

Vital Jacques, der stellvertretende Kinderdorfleiter, der zwischenzeitlich das von ihm bewohnte Haus aus dem Kinderdorfgelände nach einigen kleinen Reparaturen wieder beziehen konnte, berichtet über die Situation in der Schule „Freinet Célestin“, die von den jüngeren Kinderdorfkindern besucht wird und eine kleine monatliche Unterstützung erhält:
„Hanna hat beim Durchzug durch die Stadt Gonaives überall sichtbar Spuren hinterlassen. Wo das Wasser nicht so hoch gestiegen ist, gab es Erdstöße. So ist es auch bei der Schule Freinet Célestin. Durch das Dach drang viel Wasser ein, der Schaden ist enorm. Am schlimmsten ist, dass sich der Boden durch die Erschütterungen gesenkt hat. Die Gemeinde trifft sich zwar noch dort, aber mit großen Bedenken, und man fragt sich, ob die das Gebäude zum Schuljahresanfang überhaupt genutzt werden kann.“
Die Reparaturkosten für den Boden der erst vor zwei Jahren in Betrieb genommenen Schule (das alte Gebäude war durch „Jeanne“ vollkommen zerstört worden) beziffert Vital auf ca. 5.500 USD, Neuanschaffungen für Bücher, Hefte, Karten, Instrumente und sonstiges Material würden mit ca. 1.500 USD zu Buche schlagen – Geld, das weder der Schulträger noch die Eltern der Kinder aufbringen können.

In der vergangenen Woche konnten die Mitarbeiter des Kinderdorfes erfreulicherweise genug Holzkohle und Gas kaufen, um weiterhin im bisherigen Umfang Mahlzeiten zubereiten zu können. Die Kosten für die tägliche Versorgung der Menschen im und außerhalb des Kinderdorfes schätzt Joseph Aristhyl auf etwa 300 USD pro Tag.

Die Banken in Gonaives haben inzwischen wieder geöffnet, und ein befreundeter Missionar berichtete vor einigen Tagen, dass erstmals Helfer aus dem Norden in die Stadt gelangen konnten. Nach Süden, zur Hauptstadt hin, führt die Straße nach wie vor durch den See, kann aber mit Allradfahrzeugen benutzt werden.

Nach wie vor leiten wir alle Spenden für die Flutopfer ohne Abzug nach Gonaives weiter. Unsere Spendenkonten:
Sparkasse SÜW in Landau
(BLZ 548 500 10)
Konto 22343
oder
Clientis, Sparkasse Zürcher Oberland, 8620 Wetzikon ZH
z.G. Kto. 16. 1. 177. 200 10 (Clearing Nr. 6850)
Lebensmission, Turmstraße 10, 8330 Pfäffikon