Freitag, 24. Dezember 2010

24.12.2010: Ruhe in Haiti

Nachdem die endgültigen Ergebnisse der Präsidentenwahl vom 28.11.2010 nicht wie ursprünglich geplant am vergangenen Montag bekannt gegeben wurden - man befürchtete den Ausbruch neuer Unruhen - könnte es offensichtlich noch bis Anfang Februar dauern, bis sie verkündet werden.

Die Amtszeit des derzeitigen Ministerpräsidenten René Préval läuft am 7. Februar ab. Nach einem Diskussionstreffen fordern 5 oppositionelle Senatoren, 10 der Präsidentschafts-Kandidaten und die Leiter verschiedener politischer Zusammenschlüsse Prévals Rücktritt und die Einsetzung einer Provisorischen Regierung ab 7. Februar oder einer Übergangsregierung noch 2010.

Die USA haben in dieser Woche 273 Mio USD für 4 Aufbauprojekte zur Verfügung gestellt.

Mit wesentlich weniger Geld arbeitet AFPROG unter Eliette Jean-Beauplan in Gonaives daran, die hygienischen Bedingungen für ihre Nachbarn zu verbessern und so das Cholera-Risiko in der Stadt zu verringern: Mit finanzieller Unterstützung zunächst von MINUSTAH und ab Ende November der LEBENSMISSION baut sie Latrinen an zentralen Stellen. Gestern erhielten wir erste Bilder von dieser Aktion, aber auch von den durch die Gruppe durchgeführten Informationsveranstaltungen in Sachen Cholera und der laufenden Krankenhaus-Speisung.




In der Hoffnung, dass es dem haitianischen Volk vergönnt sein wird, dieses Weihnachtsfest nach einem Katastrophen-Jahr und den Jahreswechsel in Frieden zu verleben, wünschen wir auch allen unseren Lesern und Freunden eine gesegnete Zeit - die nächste Aktualisierung unseres Bloges wird voraussichtlich erst Anfang Januar erfolgen - mit einem Weihnachtsgruß aus Haiti:
Weihnachten heißt, die Tränen trocken;
das, was du hast, mit anderen teilen.
Jedes Mal, wenn die Not eines Unglücklichen gemildert wird,
ist Weihnachten.

Montag, 20. Dezember 2010

20.12.2010

Spenden unter dem Stichwort "Hausbau Haiti"
bitte an unser Spendenkonto Nr. 22 343
bei der Sparkasse SÜW in Landau BLZ 548 500 10

Herzlichen Dank an alle, die in den letzten Tagen das Hausbau-Projekt mit ihrer Spende unterstützt haben!
Mitte letzter Woche konnte das Bauteam endlich mit der Konstruktion der Notunterkunft für die 44 Kinder in La Plaine beginnen, nachdem die Sicherheitslage in Haiti sich einigermaßen stabilisiert hatte. Noch vor Weihnachten soll das Gebäude inkl. neuer, mit Matratzen bestückter Stockbetten fertig sein. Die drei unermüdlichen deutschen Zimmerer werden anschließend für die Weihnachtstage nach Gonaives zurück kehren, bevor das nächste Projekt - voraussichtlich in Carrefour - gestartet wird.
(Foto: Die Kinder von La Plaine in ihrer improvisierten Schule)


Auf der politischen Bühne hat sich in der vergangenen Woche nichts Gravierendes ereignet.
Vertreter der französischen Regierung haben vorgeschlagen, die Stichwahl um das Präsidentenamt Mitte Januar mit drei statt mit zwei Kandidaten durchzuführen, was verfassungsrechtlich wohl möglich ist.
Derweil haben sich den 12 protestierenden Präsidentschaftskandidaten mindestens vier der neu gewählten Senatoren angeschlossen und fordern ebenfalls eine Anullierung sämtlicher Wahlergebnisse vom 28. November, sowie eine Rückführung des internationalen Einflusses auf das Wahlgeschehen im Land.

Nachdem es binnen 24 Stunden dreizehn neue Cholera-Fälle in der Dominikanischen Republik gab (insgesamt bisher 59 Erkrankte, gerüchteweise 1 Toter), fordert die dominikanische Regierung eine Massenimpfung aller Haitianer. Abgesehen von dem logistischen Problem, alle Haitianer mit solch einer Maßnahme zu erreichen, könnten die benötigten Mengen an Impfdosen allerdings frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2011 zur Verfügung gestellt werden, da der Impfstoff weltweit nur noch von zwei Unternehmen produziert wird.

Montag, 13. Dezember 2010

13.12.2010: Nach den Wahlen

Barrikaden und Straßensperren innerhalb und außerhalb der Städte, geschlossene Grenzübergänge zur Dominikanischen Republik, ein geschlossener Flughafen, Warnungen der höchsten Stufe aus den Botschaften der Hauptstadt - die Situation in Haiti schien vor dem vergangenen Wochenende mehr als kritisch zu sein.
Doch sollen die Unruhen überall inzwischen nachgelassen haben, ohne dass es zu dramatischen Ausschreitungen gekommen wäre.
(Foto: der beim Erdbeben zerstörte Präsidentenpalast in Port-au-Prince (mit frndl. Gen. Logan Abassi-UNDP) )

Die haitianische Regierung hat inzwischen auf Empfehlung des Provisorischen Wahlrates angeboten, alle am 28. November abgegebenen Stimmen neu auszählen zu lassen. Jude Célestin, der Schwiegersohn und Favorit des noch amtierenden Präsidenten Préval, befürwortet die Neuauszählung, erwartet er, dem Umfragen vor der Wahl ein katastrophal schlechtes Abschneiden prophezeiten, doch, anschließend der Kandidat mit den meisten Stimmen zu sein. Aber Leslie Manigat, seine Gegnerin in der Stichwahl im Januar, und Michel Martelly, der unterlegene Dritte (den die Umfragen ganz weit vorne sahen) lehnen eine Neuauszählung rundweg ab, denn wie solle - so ihre Ansicht - dabei ein anderes Ergebnis herauskommen, wenn die Stimmen noch einmal von den gleichen Leuten gezählt würden, die für die Manipulationen zuständig waren.

Während also die politische Lage in Haiti weiterhin labil scheint, wartet unser Bauteam ungeduldig darauf, endlich mit der Konstruktion des Shelters für die Kindergruppe in La Plaine beginnen zu können. Ein zweiter Martin, genannt Stegi, ebenfalls Handwerkbursche auf der Walz, hat Ende November das Team um die beiden "alten Hasen" Eddy und Martin und ihre haitianischen Mitstreiter verstärkt.

Im neuen Missionsheft, das diese Woche gedruckt wird, berichten die Zimmerer und ihr "Chef" Dieufort Wittmer ausführlich über den "Bau von erdbeben- und orkansicheren Häusern aus Holzbaustoffen". Bis das Projekt sich in Haiti etabliert hat, sind sie auf Spendengelder angewiesen, um für weitere obdachlose Familien Häuser bauen zu können.


Spenden unter dem Stichwort "Hausbau Haiti"


bitte an unser Spendenkonto Nr. 22 343

bei der Sparkasse SÜW in Landau BLZ 548 500 10


Donnerstag, 9. Dezember 2010

09.12.2010: Ausschreitungen in Port-au-Prince

Heute Vormittag warnte die Deutsche Botschaft in Port-au-Prince erneut alle Landsleute, besser das Haus nicht zu verlassen, da mit neuen Protesten gegen die offensichtlich gefälschten Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen vom 28.11. zu rechnen sei.

Kurz nach 21 h (MEZ) leitete sie folgende Informationen der MINUSTAH-Zentrale in Port-au-Prince weiter:
"13.40 h (Ortszeit, ca. 19.40 MEZ): Ein friedlicher Zug von mehr als 2.000 Anhängern des (gescheiterten) Kandidaten Martelly zieht von der Delmas (Stadtmitte) Richtung Pétionville"

"13.50 h: Auf dem Champs de Mars (Stadtzentrum) treffen Anhänger von Martelly und Anhänger des Regierungskandidaten Célestin aufeinander."

"14.15 h: Es kommt zum Zusammenstoß und Gewalttätigkeiten zwischen Anhängern von Célestin und von Martelly. Tränengas wird eingesetzt. Menschen rennen ziellos über den Platz."

"15.12 h: In Cité Soleil (Armenviertel) formieren sich Sympathisanten von Célestin, um nach Pétionville zu ziehen."

"15.15 h: Eine große Menschenmenge zieht von Kenscoff (oberhalb der Hauptstadt) Richtung Thomassint zum Wohnsitz von Premierminister Préval, mit Sprechchören "Wir wollen ihn haben!" "

Mittwoch, 8. Dezember 2010

08.12.2010: Erste Ergebnisse der Wahlen 2010

"Nach Bekanntgabe des vorläufigen Wahlergebnisses ist es in der Nacht vom 7. auf den 8. Dezember 2010 überall in Haiti zu Unruhen und Ausschreitungen gekommen.
Geschäfte und Bürogebäude wurden geplündert oder in Brand gesetzt, Straßensperren bestimmen das Bild nicht nur in Port-au-Prince und Pétionville.
Flüge wurden für den 8. Dezember gestrichen (z.B. American Airlines).Die Botschaft empfiehlt, möglichst im Hause zu bleiben, bis sich die allgemeine Lage beruhigt." (Mitteilung der Deutschen Botschaft Port-au-Prince, 08.12.10)

Inoffizielle Hochrechnungen hatten Mirlande MANIGAT, die ehemalige First Lady, an erster, Michel MARTELLY, als Sänger vor allem bei den jungen Wählern beliebt, an zweiter und Jude CELESTIN, den ersten Regierungs-Kandidaten erst an dritter Position gesehen.

Nach offizieller Mitteilung der Wahlkommission vom späten Dienstagabend (Ortszeit) liegt jedoch Jude CELESTIN mit 22 Prozent der abgegebenen Stimmen hinter Mirlande MANIGAT, die 31 Prozent erhielt, so dass diese beiden Mitte Januar zur Stichwahl um den Präsidentensessel antreten werden.

Obwohl nach Aussagen des Generalsekretärs der Vereinten Nationen, Ban Ki-moon, die Unregelmäßigkeiten während der Wahlen viel schlimmer waren als erwartet, halten UN und haitianische Wahlbehörde derzeit noch an der Gültigkeit des Wahlprozesses fest, wobei von allen Seiten eine minutiöse Aufklärung aller Vorwürfe gefordert wird, damit wirklich der Wille des Volkes den neuen Präsidenten bestimmt, der die schwierige Aufgabe übernimmt, ein von Erdbeben, Hurrikans und Cholera gebeuteltes Land, das schon immer ganz unten war, aus der Krise zu führen.

In der Hauptstadt Port-au-Prince herrschte nach der Bekanntgabe der Wahlergebnisse eine angespannte Stimmung, die sich - bei Nicht-Präsenz der haitianischen Polizei - in lautstarken Protesten und brennenden Straßenbarrikaden entlud. Es kam zu Schießereien mit mehreren Verwundeten. Auch wurden in verschiedenen Städten Haitis Gebäude in Brand gesetzt, so z.B. auch die Büros der INITE ("Einheit"), des Bündnisses der Regierungsparteien, in Carrefour.

In Carrefour befindet sich das Waisenhaus von "Mama Esther", das seit dem Erdbeben vom Januar in bedenklichem Zustand war. Dorit Haller, die deutsche Verantwortliche des Projektes, war über das Wahl-Wochenende vor Ort, um die noch notwendigen Reparaturarbeiten mit haitianischen Mitarbeitern und Ingenieuren durchzusprechen. Sie ist inzwischen wohlbehalten wieder zurück in Deutschland.


Dienstag, 7. Dezember 2010

07.12.2010

Für heute, den 7. Dezember, waren die ersten Ergebnisse der haitianischen Wahlen vom 28. November angekündigt worden. Bis jetzt (17 Uhr MEZ) melden die Medien noch keine Bekanntgabe.
Die Wahlen haben weltweil die Cholera von der ersten Stelle der Berichterstattung verdrängt. Doch sie breitet sich weiter aus. Nach letzten Informationen sind inzwischen mehr als 2.000 Menschen gestorben, bis zu 90.000 wurden in den Behandlungszentren als infiziert erfasst.
Auch in Gonaives sind die Krankenhäuser nach wie vor mit Cholera-Kranken überfüllt. Andere Patienten werden gar nicht mehr aufgenommen - so hörten wir von einem jungen Mädchen, das auf der Straße vor unserem Gelände von einem Auto angefahren wurde und bei dem der Verdacht auf innere Blutungen bestand. Auf der Pritsche des Pickups musste sie quer durch die Stadt in eine "Privatklinik" gebracht werden - die hygienischen Zustände dort waren unbeschreiblich, doch fand sich wenigstens eine Krankenschwester, die sie fachkundig untersuchte und zur Beobachtung dortbehielt. Am nächsten Nachmittag holte ihr Vater sie ab und fuhr mit ihr auf dem Moped-Rücksitz nach Hause.

Montag, 6. Dezember 2010

06.12.2010: Die Proteste gegen die Wahlen vom 28.11.

gehen weiter: Täglich versammeln sich nach Zeugenaussagen Tausende von Haitianern vor allem in der Hauptstadt, um ihrem Unmut gegen die ihrer Ansicht nach manipulierten Präsidentschafts-Wahlen Luft zu verschaffen. Da hört man immer wieder, dass die Urnen schon bei der Öffnung der Wahllokale mit Stimmzetteln für den Kandidaten der Regierung gefüllt gewesen seien.
Der Leiter der UN-Mission MINUSTAH drohte inzwischen, die Blauhelme würden das Land verlassen, wenn der Volkswille nicht repektiert würde. Bisher hatten MINUSTAH und internationale Gemeinschaft die Rechtmäßigkeit des Wahlganges nicht angezweifelt, da es nur in einem kleinen Bruchteil der Wahlbezirke zu Unregelmäßigkeiten gekommen sei.

Die Unruhen in Port-au-Prince verzögern leider den Beginn der Bauarbeiten an der Unterkunft für die Waisenkinder von La Plaine. Bei aller Ungeduld unseres Bautrupps darf er sich nicht unnötig in Gefahr begeben.

Als nächstes größeres Projekt soll der Bau des Waisenheimes von Renise Noel in Gonaives vorangetrieben werden, für den vom Vorstand an vergangenen Samstag die Bereitstellung der noch vorhandenen restlichen Erdbeben-Hilfsgelder genehmigt wurde. Hier wird noch geprüft, ob das Haus komplett aus Holzwerkstoffen errichtet werden kann oder auf eine Misch-Bauweise (Holz und Beton) zurückgegriffen wird.Solange der Bau ruht, hat Renise die Aufklärungsarbeit über Hygiene und Cholera-Risiken intensiviert und versorgt das Viertel um ihren Bauplatz mit desinfiziertem Trinkwasser aus dem Brunnen auf dem Waisenhausgelände.

Donnerstag, 2. Dezember 2010

02.12.2010

Auch gestern warnte die deutsche Botschaft in Port-au-Prince noch vor Protestaktionen enttäuschter Wähler in Port-au-Prince, die in verschiedenen Stadtteilen Barrikaden aus brennenden Autoreifen errichteten. Weitere Protestversammlungen, auch in den Provinzstädten, wurden angekündigt.


Sobald es ruhiger wird, soll mit dem Bau des Shelters für die Kindergruppe in La Plaine begonnen werden, damit die hygienischen Lebensumstände der 44 Jungen und Mädchen verbessert werden und ihre Krankheitsanfälligkeit sinkt. Denn gerade in Port-au-Prince und seinen Randbezirken greift die Cholera nach wie vor weiter um sich, trotz aller Schulungen für die Bevölkerung und der flächendeckenden Einrichtung von Behandlungszentren.

(Abb.: Shelter La Plaine, Ansicht von vorne)

Anschließend ist der Bau eines Hauses für eine Mutter mit ihren Kindern in Carrefour geplant, die seit dem Erdbeben auf ihrem Grundstück ohne Unterkunft leben müssen. Hierfür fehlt es allerdings noch an den benötigten Finanzen, weil die Frau selbst nichts mehr hat und sich an den Kosten nicht beteiligen kann.
Die Baugruppe bittet daher um Ihre Unterstützung unter dem Stichwort "Hausbau" auf unser Konto bei der Sparkasse SÜW in Landau (BLZ: 548 500 10 / Kto. 22 343)