Montag, 25. Juni 2012

25.06.2012: Haiti - Rang 7 der Bankrott-Staaten der Erde

(Foto: mit freundlicher Genehmigung von Logan Abassi, UNDP)
Gemäß einem am 19.06. von der französischen "Foreign Policy" veröffentlichten Bericht nimmt Haiti in diesem Jahr weltweit den siebten Platz auf der Liste ein. Angeführt wird die Liste von Somalia; schlechter als Haiti stehen  nur noch der Yemen, der Irak, die Zentralafrikanische Republik Guinea und Pakistan da. Besser als Haiti geht es aber z.B. Zimbabwe, dem Tschad oder dem Sudan.
Gemeinsamer Nenner aller Länder oben auf dieser Liste, in die neben wirtschaftlichen auch politische Faktoren (Rechtsanspruch des Staates, Klassenkonflikte, Ausmaß der Abhängigkeit vom Ausland usw.) eine Rolle einfließen, ist die allgegenwärtige Armut: Haiti z.B. hat eine Geburtenrate von 27 auf 1.000 Einwohner (Somalia: 45 / USA: 14), die Lebenserwartung liegt bei 62 Jahren (Somalia: 51 / USA: 78), das Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner bei 67 USD (Somalia: unbekannt / USA: 47.164 USD).
Interessant: Die Skala der (finanziellen) Abhängigkeit vom Ausland reicht von 0 bis 10. Haiti erreicht dabei einen Wert von 9,7!
Die von "Foreign Policy" erstellte Liste dient weltweit vor allem Investoren als Entscheidungshilfe. Dies könnte die Bemühungen der haitianischen Regierung, mit Hilfe ausländischer Investoren umgehend 500.000 neue Arbeitsplätze im Land zu schaffen, erschweren.

Dienstag, 19. Juni 2012

19.06.2012: Haiti - Renovierungsbedarf in Gonaives

Nicht nur auf den Hausbaustellen in der Hauptstadt und im Süden des Landes, auch auf dem Gelände unserer "Mission de Vie" in Gonaives, wo die Bautruppe von HABITAT-HT ihre Zentrale hat, zeigen die Handwerker, was sie können: So haben sie im Frühjahr dieses Jahres die maroden Dächer des Depots und des Bürohauses der Schreinerwerkstatt komplett saniert.
Wo auch immer sie gerade im Einsatz sind: Wenn man auf den Fotos, die uns erreichen sieht, mit wie viel offensichtlicher Freude und Schwung die Männer an der Arbeit sind, kann man fast vergessen, wie schwierig die Umgebungsbedingungen mit Hitze, Staub, Moskitos, Lärm etc. sind.

 Für diese Männer zählt allein, dass sie endlich einmal für längere Zeit eine Arbeit und ein geregeltes Einkommen haben, mit dem sie ihre Familien versorgen können. Freudig kommen sie bei Bedarf auch am Wochenende zur Arbeit.
Ein dickes Kompliment an dieser Stelle an Dieufort Wittmer und sein HABITAT-HT-Team - und natürlich ein großes Dankeschön für ein wieder regensicheres Werkstattbüro und Holzlager!

Donnerstag, 14. Juni 2012

14.06.2012: Haiti - Kinderarbeit weit verbreitet

Am 12. Juni war der Internationale Tag gegen Kinderarbeit. In Europa mit seinen gesetzlichen Regelungen und Schutzbestimmungen ging er fast unbemerkt vorüber. In Haiti aber, wo bis zu 10 Prozent aller 5- bis 17-jährigen als so genannte Restavèks (vom frz. "rester avec" = bei jemandem bleiben) in fremden Haushalten arbeiten und die schweren Arbeiten für die Familien verrichten müssen, ist Kinderarbeit nach wie vor ein Thema. Zu viele Eltern sind einfach zu arm, als dass sie ihre oft großen Familien ausreichend ernähren könnten. So hoffen viele, dass ihre Kinder eine bessere Versorgung und Aussicht auf Schulbesuch haben, wenn sie sie in besser gestellte Familien geben. Leider trügt diese Hoffnung allzu oft.

Daniel Guerrier, Ehemaliger aus dem Kinderdorf in Gonaives, hat uns dazu einen kleinen Bericht geschickt und seine Sicht der Dinge geschildert:
Restaveks: „Hausangestellte“ in Haiti
Eine der größten Geiseln der heutigen haitianischen Gesellschaft betrifft die Hausangestellten. Sie schreit nach Lösungen. Vor mehr als 200 Jahren wurde mit der Abschaffung der Sklaverei auch der Handel mit Kindern gesetzlich verboten. Aber wie sind die Zustände heute bei den Kindern, die in haitianischen Haushalten beschäftigt werden?
Es gibt viele Eltern, die völlig mittellos sind, aber fünf oder sechs oder mehr Kinder haben, die ihre Not noch verschlimmern. Weil sie sie nicht versorgen können, entscheiden sich manche Eltern, ein Kind einer bessergestellten Familie anzuvertrauen, damit das Kind versorgt ist und nicht Hunger leiden muss.
Aber was erwartet diese Kinder in Wirklichkeit: Sie haben keinen Anspruch auf Schulbildung, auf Gesundheitsversorgung, auf anständige Unterbringung, auf Nahrung….. Sie werden beleidigt und geschlagen, vom Hausherrn, oft sogar von den Kindern des Haushaltes. Außerdem werden sie oft zu Opfern von ungerechtfertigten Beschuldigungen oder Vergewaltigungen. Nicht nur hinter verschlossenen Türen, auch in aller Öffentlichkeit werden diese Kinder gedemütigt und man lässt sie rund um die Uhr hart arbeiten, weckt sie dazu auch mitten in der Nacht willkürlich auf.
Viele dieser Kinder werden schwer krank oder sterben sogar unter diesen harten Bedingungen, denn ärztliche Versorgung wird ihnen vorenthalten.
Dass diesen Jungen und Mädchen der Schulbesuch verweigert wird, birgt eine große Gefahr für die haitianische Gesellschaft in sich. Denn Bildung ist die Grundlage einer gerechten Gesellschaft, die auf Fortschritt ausgerichtet ist.
In vielen Ländern der Erde werden die Eltern vom Staat finanziell unterstützt, in Haiti hängt alles von den Eltern selbst ab. Sie sind arm, sie haben keine Arbeit, aber viele Kinder…..

Freitag, 8. Juni 2012

08.06.2012: Haiti/Gonaives: Frischer Wind in der Mission de Vie

Mit einem fröhlichen "Byenvini"-Lied hießen die Kinderdorfkinder am vergangenen Freitag den neuen Missionsleiter Walner Michaud und seine Frau Neytha Dasema offiziell im Missionszentrum willkommen. Auch die Mitarbeiter begrüßten das Ehepaar und gemeinsam feierten alle zusammen ein kleines Willkommensfest.
Während Neytha bereits seit zwei Monaten als Sozialarbeiterin für und mit den Kindern des Kinderdorfes arbeitet, hat Walner sich jetzt in seiner ersten Arbeitswoche einen Überblick über die verschiedenen Arbeitszweige gemacht, die Kinder und Mitarbeiter in ihren Häusern und an ihren Arbeitsplätzen bzw. in den Büros besucht. Da er in einer ähnlichen Funktion bei einer größeren amerikanischen Organisation angestellt war, kann er sich gut in die Abläufe hineinfinden und hat bereits einige Pläne zur effizienteren Strukturierung der Arbeitsabläufe angedacht.
Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit unserem neuen haitianischen Direktor und wünschen beiden ein gutes Einleben in Gonaives.

PS: Da zusätzliche Mitarbeiter auch immer zusätzliche Ausgaben bedeuten, sind wir für Sonderspenden mit dem Vermerk "Gehälter Haitianer" jederzeit dankbar. (Konto 22343 bei der Sparkasse SÜW in Landau, BLZ 54850010 - Schweizer Bankverbindung siehe nebenstehend)