Donnerstag, 31. März 2011

31.03.2011: Unsicherheit - im Großen und Kleinen

"Hallo, liebe Unterstützer, ich möchte euch etwas zu den Wahlen vom 20. März 2011 schreiben: Nachdem man von verspäteten und gefälschten Ergebnissen hört, bereiten sich die Haitianer im Land darauf vor, nach der Bekanntgabe des endgültigen Wahlergebnisses durch die CEP ihren Unmut zum Ausdruck zu bringen...."
(Warnung Eliette Jean-Beauplan's/AFPROG, in einem email von gestern Abend vor möglichen Unruhen in der kommenden Woche)

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Abseits der Politik: Ein Einzelschicksal, von dem uns unsere Patenschaftsmitarbeiter berichten: "Renette's Mutter ist in der vergangenen Woche gestorben. Jetzt ist Renette Vollwaise. Um die Beerdigung zu organisieren, haben Renette und ihre Geschwister 5.000 hD (630 USD) gegen Zinsen leihen müssen - die Zinsen belaufen sich auf 300 hD im Monat für jeweils 1.000 hD. Renettes Mutter hat sechs Kinder hinterlassen: Der älteste Sohn ist 27 Jahre alt und kurz vor dem Abitur. Das zweite Kind ist ein Mädchen, Mutter von zwei Kindern, von 25 Jahren. Dann noch ein Junge von 20 Jahren, Renette mit ihren 17 Jahren und zwei jüngere Geschwister von 15 und 13 Jahren. Auch für das Grundstück, auf dem sie ihr Haus gebaut haben, mussten sie einen Kredit von 1.500 hD (190 USD) aufnehmen, weil das Gelände nur gepachtet ist. Und Renette hat Typhus-Fieber, d.h., sie ist nicht gesund......"

Foto: Renette im Februar 2011 mit ihrer kranken Mutter


Beerdigungen sind in Haiti sehr teuer. Es entspricht dem Bemühen der Haitianer um das Bewahren ihrer Würde in Armut und Not, dass sie ihre Toten in angemessener Weise zu Grabe tragen. Oft verschulden sich die Familien dafür auf Jahre hinaus, und solche Wucherzinsen von 360% pro Jahr, wie sie Renette und ihre Geschwister zahlen sollen, sind leider keine Seltenheit.

Wir haben unser Patenschaftsbüro angewiesen, diesen Kredit abzulösen, um den Kindern die Zinsen zu ersparen. Doch auch an die Mission werden sie diesen Betrag kaum zurückzahlen können.

Möchten sie Renette und anderen Familien in ähnlicher Situation helfen? Bitte verwenden Sie bei Ihrer Spende dafür den Verwendungszweck "Nothilfe Beerdigung" - Spendenkonto: Sparkasse SÜW in Landau (BLZ 548 500 10), Konto Nr. 22343 Herzlichen Dank!


Mittwoch, 30. März 2011

30.03.2011: Bekanntgabe der Wahlergebnisse auf den 4. April verschoben

(Bulletin Nr. 91 des Provisorischen Wahlrates vom 29.03.2011): Präsidentschafts- und Parlamentswahlen / Bericht der vorläufigen Ergebnisse am 4. April 2011 Der Provisorische Wahlrat informiert die Bevölkerung, dass bei der Auswertung der Wählerstimmen ein hohes Maß an Betrug und Unregelmäßigkeiten verschiedenster Art aufgedeckt wurde. Daraus ergibt sich ein verstärktes Engagement der Gesetzlichen Kontrolle und die Anwendung noch strengerer Überprüfungsmethoden. Diese Maßnahmen, die sich als notwendig erwiesen haben um die Glaubwürdigkeit der Resultate sicher zu stellen, beeinflussen leider das Arbeitstempo des Auswertungs-Zentrums, welches nicht mehr in der Lage ist, seinen Bericht zum ursprünglich vorgesehenen Datum vorzulegen. Der Provisorische Wahlrat sieht sich daher veranlasst, die Veröffentlichung der vorläufigen Wahlergebnisse auf Montag, den 4. April 2011, zu verschieben. Der Provisorische Wahlrat dankt der Bevölkerung für ihr Verständnis und bekräftigt sein Engagement für einen guten Abschluss des Wahlprozesses. Gaillot DORSINVIL, Präsident ************ (der französische Originaltext): ÉLECTIONS PRÉSIDENTIELLES ET LÉGISLATIVES / REPORT DES RÉSULTATS PRÉLIMINAIRES AU 4 AVRIL 2011. Le Conseil Électoral Provisoire informe la population qu’un niveau élevé de fraudes et d’irrégularités de diverses natures a été décelé lors de la tabulation des votes. Il s’en est suivi une plus grande implication de l’Unité de Contrôle Légal et l’adoption de mesures de vérification plus rigoureuses. Ces dispositions qui se sont avérées nécessaires pour la fiabilité des résultats ont malheureusement affecté le rythme de travail du Centre de Tabulation, lequel n’est plus en mesure de produire son rapport à la date initialement prévue. Le Conseil Électoral Provisoire est donc amené à reporter au lundi 4 avril 2011 la publication des résultats préliminaires. Le Conseil Électoral Provisoire remercie la population pour sa compréhension et réitère son engagement à mener le processus électoral à bon terme. Gaillot DORSINVIL Président

Dienstag, 29. März 2011

29.03.2011: Bisher alles ruhig in Haiti

Der für gestern angekündigte Streik der Transportunternehmen gegen die drastische Erhöhung der Treibstoff-Preise durch die haitianische Regierung ist ruhig verlaufen. In den meisten Teilen der Hauptstadt (Carrefour, Tabarre, Croix-des-Bouquets, Delmas, Pétionville....) folgten die Fahrer dem Streikaufruf und blieben zuhause. Statt des üblichen Durcheinanders von Menschen und Fahrzeugen sah man ind en Straßen nur Fußgänger, die Richtung Stadtzentrum oder zu ihren Arbeitsplätzen im Industriepark strebten.

Die meisten Schulen blieben geschlossen. Die wenigen Schüler, die zum Unterricht gekommen waren, wurden meist wieder nach Hause geschickt.


Die Auszählung der Wählerstimmen vom 20. März ist noch in vollem Gang. Beanstandet wird, dass zwar internationale Beobachter dem Prozess beiwohnen können, dass die Verantwortlichen des Probisorischen Wahlrates aber jedem Mitarbeiter strikt untersagt haben, mit den Beobachtern zu reden. So wird zwar die Arbeit an sich beobachtet, aber es ist nicht möglich, Fragen zu eventuellen Unregelmäßigkeiten zu stellen oder Auskünfte über den Inhalt der Protokolle zu erhalten, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit erstellt werden.

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(Ein Brief von Eliette Jean-Beauplan/AFPROG, vom 28.03.2011:

"Liebe Unterstützer,

wir, die Frauen von AFPROG in Gonaives grüßen Sie und danken Ihnen für Ihre Hilfe.

Wir nutzen die Gelegenheit, Sie über den guten Ablauf unserer Programme zu informieren:

- das Projekt der Essensverteilung in den Krankenhäusern

- die Begleitung verletzter und hilfloser Frauen.

- die medizinische Betreuung,

- die Sensibilisierungskampagne über die Cholera-Epidemie in Haiti....,

das alles ist so gut für die Menschen in Gonaives.

Die Empfänger Ihrer Hilfe bestätigen uns immer wieder, dass das Essen gut für sie ist, und ihnen hilft bei der Einnahme der notwendigen Medikamente.

AFPROG dankt und ermutigt alle/n Unterstützern, die sich für diese Menschen in Not engagieren. Gott in seiner Liebe möge Sie behüten!

Mit herzlichen Grüßen von allen, und vielem vielem Dank

Eliette, Projekt-Koordinatorin"

Freitag, 25. März 2011

25.03.2011: Warnung vor Unruhen in Haiti

Nachdem die haitianische Regierung ohne Vorankündigung die Treibstoffepreise drastisch erhöht hat (bei Diesel um 36%), was sich umgehend auch auf z.B. die Lebensmittelpreise auswirken wird, haben Transportgesellschaften und andere Interessengruppen für kommenden Montag zu Demonstrationen und Streiks aufgerufen.

Weitere Warnungen vor Unruhen gibt es für Donnerstag, den 31.03.,den Tag, an dem das vorläufigen Wahlergebnis der Präsidentenwahl vom letzten Sonntag verkündet werden soll.

Sonntag, 20. März 2011

20.03.2011: Stichwahl zum haitianischen Präsidenten

4,5 Mio Haitianer waren zur Wahl aufgerufen, für die den letzten Prognosen zufolge Michel Martelly als Favorit gilt. Von 6 Uhr bis 16 Uhr sollten die Wahllokale geöffnet sein, bei einigen kam es zu Verzögerungen, aus anderen wurden fehlende Wahlunterlagen gemeldet.
Um 15.15h (MEZ) zeigten sich internationale Wahlbeobachter noch beeindruckt davon, wie ruhig und ohne Vorkommnisse die Wahl verläuft, obwohl die Wahlbeteiligung wesentlich höher war als beim ersten Wahlgang im November 2010 und sich lange Warteschlangen vor den Wahllokalen bildeten.
Um 17.30 h (MEZ) wurden zwei Todesopfer bei Streitereien vor einem Wahllokal gemeldet.

Samstag, 19. März 2011

19.03.2011

Am frühen gestrigen Vormittag ist Jean-Bertrand Aristide mit seiner Familien und Freunden in einer Sondermaschine aus Südafrika in Port-au-Prince eingeflogen. Tausende von Anhängern sollen die Straßen zu seinem Wohnsitz in Tabarre gesäumt und das Haus belagert haben.

In seiner ersten öffentlichen Rede am gleichen Tag verurteilte Aristide jede Art von Gewalt und brachte seinen Willen zum Ausdruck, das haitianische Erziehungssystem zu fördern. Gleichzeitig vergaß er nicht, auf den "unrechtmäßigen Putsch von 2004" hinzuweisen, der ihn ins Exil getrieben hatte und erklärte im Hinblick auf den Ausschluss seiner Partei, der Fanmi Lavals, von den Präsidentschaftswahlen: "Der Ausschluss von Lavalas von den Wahlen ist der Ausschluß der Mehrheit der Haitianer. Es ist der Ausschluss aller Haitianer. Die Lösung kann nur sein, Lavalas zuzulassen." (Quelle: Metropole Haiti)



Die bevorstehende Wahl hat das Thema Cholera in den Medien weitgehend verdrängt, die das Land Haiti nach wie vor in festem Griff hält.
Foto: Eliette Jean-Beauplan bei einer Aufklärungs-Veranstaltung: "Was ist zu tun, wenn jemand Durchfall bekommt?"
Nach Schätzung amerikanischer Forscher liegen die bisherigen Zahlen, mit wie viel Fällen bis zur Ausmerzung der Krankheit gerechnet werden muss, viel zu niedrig, da die Ansteckungsrate willkürlich festgelegt sei. Sie rechnen mit insgesamt mehr als 700.000 Krankheitsfällen und allein in 2011 bis zu 11.000 Toten.
Deshalb sind solche Maßnahmen wie die Aufklärungskampagne von Eliettes Frauenorganisation AFPROG und der Bau von Latrinen in den Armenvierteln von Gonaives weiter dringend notwendig. Wir unterstützen beides und sind für jede Spende dankbar, die wir hierfür nach Gonaives weiterleiten können.
Stichwort: "Cholera" - Konto 22343 - Sparkasse SÜW in Landau (BLZ 548 500 10) DANKE!

Freitag, 18. März 2011

18.03.2011: Aristide zurück in Haiti

Jean-Bertrand Aristide ist am heutigen Freitag aus Südafrika kommend in Haiti gelandet. Die UN meldet die Bewegung kleinerer Gruppen zwischen Tabarre und dem Flughafen doch sei die Lage bisher ruhig. (Quelle: Deutsche Botschaft, Port-au-Prince).
Inzwischen wird vermutet, dass Aristide seine Rückkehr vor den Termin der Stichwahl am kommenden Sonntag gelegt hat, weil er befürchten muss, dass der neue Präsident die Einreiseerlaubnis wieder zurücknimmt. Weder Martelly noch Manigat sind ihm freundschaftlich gesonnen.

Da Aristides Partei Fanmi Lavalas nicht zu den Wahlen zugelassen war, warten seine Anhänger nun auf eine Vorgabe von ihm, welchem der beiden Stichwahlkandidaten sie ihre Stimme geben sollen.
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Vergangene Nacht (Ortszeit) soll Pras Michel, designierter Außenminister, wenn Michel Martelly die Wahl am Sonntag gewinnt, auf die Frage, was passiert, wenn Martelly verliert, geantwortet haben: "N'ap boule peyi-a" - "Dann werden wir das Land in Brand setzen".
Ein Dementi von Martelly selbst steht noch aus......
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Laut neuester Statistik der internationalen Kräfte im Land leben derzeit noch 680.000 Erdbebenopfer in 1.061 Camps und Lagern (gegenüber 1,5 Mio im Sommer 2010). Die meisten Familien, die die Lager verlassen, tun dies aus eigenem Antrieb, wobei etwa die Hälfte von ihnen auch danach noch unter ähnlichen Bedingungen leben, z.B. in Zelten nebven den Ruinen ihrer ehemaligen Häuser. Wesentlich größer als im Bereich von Port-au-Prince ist die Abnahme der Camp-Bewohner in den ländlichen Gebieten, wo inzwischen etwa 72 % die Notunterkünfte in den Lagern verlassen konnten. (Quelle: Deutsche Botschaft, Port-au-Prince)

Donnerstag, 17. März 2011

17.03.2011: Noch drei Tage bis zur Stichwahl des haitianischen Präsidenten

Nach inoffiziellen Verlautbarungen aus südafrikanischen Regierungskreisen wird ex-Präsident Jean-Bertrad Aristide im Laufe des Nachmittages Südafrika verlassen. Unmittelbar vor seinem Abflug soll auf einer Pressekonferenz sein Reiseziel bekannt gegeben werden. Die USA hatten zuvor versucht, Druck auf Südafrika auszuüben, damit verhindert werde, dass Aristide vor der Wahl am Sonntag nach Haiti zurückkehrt.
In seinem Heimatland laufen inzwischen die letzten Vorbereitungen in der Residenz von Aristide in Tabarre und nach Aussage der Sprecherin von Aristides Partei Fanmi Lavalas werden seine Anhänger mobilisiert, um ihn gebührend willkommen zu heißen.


Der Wahlkampf in Haiti verschärft sich:
Zum zweiten Mal nach vergangenem Freitag wurde am Mittwoch eine Wahlveranstaltung von Mirlande Manigat durch provokante Anhänger ihres Konkurrenten Michel Martelly gestört. Einige Teilnehmer wurden durch Steinwürfe leicht verletzt. Manigat musste angesichts des entstehenden Tumultes ihre Rede abbbrechen und unter dem Schutz ihrer persönlichen Eskorte den Veranstaltungsort in Mirebalais verlassen. Sie erwägt eine Beschwerde beim Wahlrat, da nach ihren Angaben die örtliche Polizei den Ereignissen nur tatenlos zugesehen habe.
Michel Martelly hatte noch kurz zuvor seine Anhänger zur Ruhe aufgerufen. Er schließt nicht aus, dass es sich um eine Provokation von dritter Seite handelt, die sich nur den Schein gibt, seine Partei zu vertreten.

Dienstag, 15. März 2011

15.03.2011: Stichwahl am 20. März

Fünf Tage vor der Stichwahl für das Präsidentenamt liegt laut einer (undatierten) Umfrage Michel Martelly mit 50,8 % vor seiner Konkurrentin Mirlande Manigat (46,2 %).
Der Wahlkampf verläuft bisher friedlich und trotz latenter Unruhe im Land rechnen die internationalen Sicherheitskräfte nicht mit größeren Tumulten.
Nur Jean-Bertrand Aristide wird von den USA eindrücklich gewarnt, in dieser Woche nach Haiti zurück zu kehren. Nachdem er es sieben Jahre vorgezogen habe, im südafrikanischen Exil zu bleiben, solle er nicht durch eine Rückkehr zum jetzigen Zeitpunkt für Komplikationen bei der Wahl sorgen.

Die Ausbreitung der Cholera ist weiterhin rückläufig. Der letzte OCHA-Bericht von Anfang März meldet 4.672 Todesfälle und 252.640 an Cholera Erkrankte. Die Notstands-Phase sei vorbei, doch sollten die Behandlungszentren bestehen bleiben, während das Augenmerk mehr auf eine Langzeitentwicklung im Bereich Vorsorge, medizinische Bildung und Ausstattung der Hospitäler gerichtet wird.

Nur knapp 53.000 Übergangs-Unterkünfte und weniger als 2.000 feste Häuser konnten bisher landesweit für die Erdbebenopfer gebaut werden. Damit liegen die internationalen Kräfte weit hinter ihren Planungen zurück. Für 2011 ist die Rückkehr eines Drittels der obdachlosen Familien der Hauptstadt, die nach wie vor in einer der Zeltstädte leben, in ihre Wohnviertel geplant, nachdem dort der Schutt weggeräumt und die Häuser repariert worden sind. Wer bereit ist, aufs Land zu ziehen, soll ein "Startpaket" erhalten.

In den Camps unter internationaler Leitung mehren sich die Fälle von Raub und Vergewaltigungen, weshalb zwei Camps in Port-au-Prince und Petit Goave kürzliche geschlossen werden mussten. Banditen-Gangs gewinnen mehr uns mehr Einfluss in den Lagern.
In eigener Sache:
In dieser Woche erscheint das nächste Quartalsheft der LEBENSMISSION, mit Informationen über die Erdbebenhilfs-Maßnahmen des vergangenen Jahres und die aktuellen Projekte. Wir senden es Ihnen gerne kostenlos zu!

Donnerstag, 10. März 2011

10.03.2011 Haiti: An drei ruhigen Tagen des Karneval....

.... mit wesentlich weniger Beteiligung als in den Jahren vor dem Erdbeben hat die haitianische Polizei 40 Leichtverletzte gezählt.
Zwei Polizisten kamen in diesen drei Tagen zu Tode, doch soll ihre Ermordung nichts mit den Karnevalsfeiern zu tun haben.
Ungeklärt ist noch der Tod von drei jungen Leuten, die Wahlplakate für Mirlande Manigat geklebt hatten. Lt. Polizei waren sie verhaftet, verhört und dann wieder freigelassen worden. Wenig später wurden sie tot aufgefunden.

Haiti bereitet sich auf die Hurrikan-Saison 2011 vor, die Anfang Juni beginnen wird. Die Vorhersagen für dieses Jahr sprechen von wesentlich mehr und stärkeren Hurrikans als die langjährigen Prognosen der Vergangenheit.
(Foto: auch die zweimalige Überflutung Gonaives' in den letzten Jahren (2004/2008) ereignete sich jeweils während der Hurrikan-Periode im Herbst - Haiti ist solchen Katastrophen wehrlos ausgeliefert)




Die USA haben nach einem Jahr Pause wieder mit der Abschiebung von gebürtigen Haitianern begonnen. Jeder zu einer Haftstrafe von mehr als einem Jahr Verurteilte wird unmittelbar nach seiner Haftzeit des Landes verwiesen, auch wenn er bereits als Kind nach Amerika kam.

(nach: Metropole Haiti / 10.03.11)

Mittwoch, 9. März 2011

09.03.2011: Haiti - Politik, Karneval und ein Abschied

Unverdrossen und bislang friedlich führen Mirlande Manigat und Michel Martelly ihren Wahlkampf um das Präsidentenamt Haitis. Zeitgleich verlegten letzte Woche beide die Wahlkampfarena in die Vereinigten Staaten, wo sie um finanzielle Unterstützung ihrer Kandidatur warben.
Nach eigenen Ausssagen hat Michel Martelly inzwischen mit sechs der ausgeschiedenen Präsidentschaftskandidaten eine Allianz geschlossen, während die ebenfalls geschlagene "Gruppe der 12" und ihre populären Kandidaten nach wie vor auf einer Annullierung der November-Wahl bestehen.

25 Millionen Gourdes (ca. 630.000 USD) hatte die haitianische Regierung für die Organisation der diesjährigen Karnevalsfeiern zur Verfügung gestellt.
Nachdem im vergangenen Jahr gar nicht gefeiert wurde, fanden 2011 wieder Umzüge in Port-au-Prince statt, die sich aufgrund der immer noch von Trümmern versperrten Straßen einen neuen Weg von der zerstörten Mairie zum als Massen-Zeltlager dienenden Champs de Mars suchten. Es waren weniger Gruppen als sonst, sie beschäftigten sich überwiegend mit den Themen Erdbeben und Cholera. Musikgruppen fehlten am Sonntag ganz und waren auch Montag/Dienstag nur sporadisch zu sehen. Nach bisherigen Meldungen gab es keine Ausschreitungen.


Nach der Fertigstellung des Wohnhauses in Carrefour haben die drei deutschen Zimmerleute ihre Tätigkeit für die LEBENSMISSION beendet. Sie werden noch einige Zeit in Haiti bleiben, um anderen Organisationen zu helfen und sich das Geld für die Weiterreise zu verdienen. Dieufort Wittmer konnte sie während seines Aufenthaltes im Februar verabschieden und dankte ihnen im Namen des Vereins für ihren drei- bzw. siebenmonatigen Einsatz.
Nun ist die haitianische Baugruppe auf sich allein gestellt. Von Europa aus koordiniert Dieufort, so gut es möglich ist, und hilft wo er kann, doch die nächsten Projekte - beginnend mit dem Weiterbau am Waisenhaus von Renise Noel in Gonaives - werden sie alleine bewältigen.
Es ist noch ein weiter Weg, bis sich das Projekt durch den Verkauf der Holzhäuser auch an zahlungskräftige Kunden selbst tragen kann. Bis dahin werden wir - gerne mit Ihrer Hilfe - die Gruppe weiter auch finanziell unterstützen.
Spenden bitte unter dem Stichwort "Hausbau" auf unser
Konto Nr. 22343 bei der Sparkasse SÜW in Landau (BLZ 548 500 10)


















Donnerstag, 3. März 2011

03.03.2011: Erneutes Erdbeben in Haiti?

Einer Meldung von "Métropole Haiti" zufolge wurde in den frühen Morgenstunden des 2. März in Léogane, dem Epizentrum des letztjährigen Erdbebens, eine Erschütterung der Stärke 4,3 auf der Richter-Skala gemessen.

Die Menschen stürzten schreiend aus den wackelnden Häusern, und viele, die bereits wieder in ihre noch stehenden Betonhäuser zurück gezogen waren, überlegen nun, ob sie doch wieder in den Zeltständen Unterschlupf suchen sollen.



Léogane war im Januar 2010 zu 75 Prozent zerstört worden.

(Foto: März 2010 - Abriss eines einsturzgefährdeten Hauses in Leógane)
Das jetzige Beben war noch im Norden der Hauptstadt Port-au-Prince zu spüren. Geologen warnen die Bevölkerung vor der Gefahr weiterer Erdbeben aufgrund der prekären Lage Haitis über dem inzwischen "Léogane-Spalte" getauften Riss in der Erdkruste.

Dienstag, 1. März 2011

01.03.2011: Haiti - Projekte

Die internationale Kommission zum Aufbau Haitis hat laut einer gestrigen Pressemeldung bisher 74 Projekte auf den Weg gebracht. Gestern wurde über 13 neue Projektvorschläge im Ansatz von 250 Millionen USD beraten.
Laut Aussage des Leiters der Kommission wurden bisher 30 % der zugesagten 5,3 Mrd. USD freigesetzt.

Der Schwerpunkt der Projekte liegt - in dieser Gewichtung - bei der Beseitigung der Trümmer im Erdbebengebiet (geschätzte Gesamtkosten: 400 Mio USD), der Unterbringung der immer noch Obdachlosen, der Erziehung, der Energieversorgung, der Gesundheit, der Schaffung von Arbeitsplätzen und der Stärkung der staatlichen Möglichkeiten.


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Das Patenschaftsprojekt der LEBENSMISSION in Gonaives hat seit Mitte Februar - zunächst probeweise - einen neuen Mitarbeiter: Thomond RAPHAEL, der wie sein kurzzeitiger Vorgänger Saint Juste bereits bei den monatlichen Seminaren für die Patenschaftsnehmer mitgearbeitet hat, hat bereits die ersten Besuche bei den künftig von ihm betreuten Familien gemacht, Berichte geschrieben und sich den Europäern vorgestellt, die im vergangenen Monat die Mission besucht haben.

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In den nächsten Wochen wird auf der Baustelle des Waisenheimprojektes unserer Ehemaligen Renise NOEL endlich die Arbeit wieder aufgenommen werden können: Während seiner Reise nach Gonaives hat Dieufort Wittmer mit dem einheimischen Team ein neues Konzept für ein Haus in Mischbauweise erarbeitet: Da die Räume des Heimes für einen reinen Holzbau zu groß sind, wird ein Teil der Wände aus Blocksteinen gebaut. Das Heim, das Kinder aufnehmen wird, die durch das Erdbeben zu Waisen wurden, wird nun Raum für Raum errichtet werden, so dass Renise und die Kinder einziehen können, auch wenn es nach jetzigem Stand irgendwann erneut auf Mangel an Geld zu einem Baustopp kommen wird.