Freitag, 18. Dezember 2009

Paten gesucht

Jede Post aus Haiti bringt uns neue Patenschaftsanträge. Wir freuen uns, dass die vier im letzten Heft vorgestellten Kinder vermittelt werden konnten und hoffen auf neue Paten auch für die zwei Jungen und zwei Mädchen, die wir Ihnen heute vorstellen dürfen, und deren Anträge alle noch aus dem Jahr 2008 stammen:


Youzebensline Dor,
geboren am 21. April 2002. Wenn wir nicht bald einen Paten für sie finden, können wir sie wie alle anderen 2002 geborenen Kinder aufgrund ihres Alters nicht mehr vermitteln. Sie hat noch 3 Geschwister und sollte in diesem Jahr in die 1. Klasse kommen. Ihr Vater ist Schneider, findet aber nicht genug Aufträge um richtig für seine Familie sorgen zu können.






Snightherly Georges,
geboren am 18. März 2003, lebt mit seinen Eltern und einer Schwester in einem gemieteten Zimmer. Da Vater und Mutter weder Beruf noch Arbeit haben, müssen sie von dem leben, was andere ihnen zustecken. Auch Snightherly besuchte 2008 noch den Kindergarten.






Gaël Loovens Ledix,
geboren am 2. August 2005. Mutter, Vater, Onkel, Tante, Gaël und seine drei Geschwister leben zusammen in einem kleinen Häuschen. Der Vater ist arbeitslos, die Mutter betreibt von geliehenem Geld eine kleine Garküche. Der geringe Erlös ist nicht ausreichend, die Familie zu versorgen und die Schulkosten der Kinder zu bezahlen. Gaël sollte im September 2008 in den Kindergarten kommen.

Achenaïca Dorvil,
geboren am 18. Dezember 2005, ist Waise. Eine Tante hat sie und ihren Bruder bei sich aufgenommen. Die Familie lebt „aus dem Glauben“, das heißt, von dem, was andere ihnen geben. Auch Achenaïca müsste jetzt den Kindergarten besuchen.

Aktuelle Fotos und Berichte über die jetzige Situation der Kinder werden in Haiti angefordert, wenn Interesse an einer Patenschaftsübernahme besteht.

Aktuelles (Stand 25.11.09, Heft 4/09)

Aktuelles
(zus.gestellt von Barbara Knochel)
Michèle Pierre-Louis, die erst im August 2008 als neue Hoffnungsträgerin für ihr Land ihr Amt als Premierministerin angetreten hatte, wurde in der Nacht zum 30. Oktober 2009 vom haitianischen Senat abgesetzt. Ihr wird vorgeworfen, die Wirtschaftskrise nicht in den Griff bekommen und nicht genug gegen die Armut im Land unternommen zu haben.
Zum Nachfolger ernannte René Préval den bisherigen Planungsminister Jean Max Bellerive. Der Einundfünfzigjährige, Sohn eines prominenten haitianischen Arztes, studierte in der Schweiz, Frankreich und Belgien Politikwissenschaften und kehrte 1986 in sein Heimatland zurück, wo er seit 1999 politisch in Erscheinung trat, als Wahlkoordinator und Mitarbeiter von Bertrand Aristide sowie später als Mitglied der Regierungen von Premierminister Jean-Marie Chérestal bzw. Yvon Neptune. Nun hat er es selbst als 6. Premierminister in den letzten fünf Jahren ganz nach oben geschafft, nachdem ihn beide Abgeordnetenkammern Anfang November mit 70 zu 2 Stimmen in seinem Amt bestätigten. Eine Woche später wurde die neue Regierung, der 11 der bisherigen 18 Minister weiterhin angehören, vereidigt und anschließend direkt von Präsident Préval, der betonte, dass Veränderung nicht Krise bedeute, zur ersten Ratssitzung einbestellt.
Von Mitgliedern der internationalen Truppen im Land wird dieser Regierungswechsel indirekt kritisiert, fällt er doch in eine Zeit der politischen und wirtschaftlichen Instabilität. Zudem werfen bereits die nächsten Senatswahlen ihre Schatten voraus, die Ende Februar/Anfang März stattfinden sollen und bei denen elf neue Abgeordnete zu wählen sind. Die Organisation dieser Wahlen beendet die monatelangen Diskussionen um eine eventuelle Verlängerung der Abgeordnetenmandate um ein halbes Jahr.
Kurz nach Redaktionsschluss unseres letzten Heftes wurde in Haiti der neue Mindeslohn verabschiedet, allerdings wurde er nicht wie gefordert von 70 Gourdes auf 200 Gourdes (ca. 5 USD) erhöht, sondern nur auf 125 Gourdes (etwa 3 USD). Monatelang hatten sich die Arbeitgeber zuvor gegen eine Erhöhung gewehrt, mit Bankrotten und Massenentlassungen gedroht, und nach Angaben eines der Abgeordneten die Abstimmungsberechtigen tüchtig geschmiert, um ein höheres Ergebnis zu verhindern.

Kinderdorf und Kindergarten
Im September begann das neue Schuljahr, das bisher problemlos verlief. Alle Kinder konnten, abgesehen von ein paar Krankheitstagen während einer Grippeepidemie, die Gonaives im September einige Zeit fest im Griff hatte, durchgehend die Schule besuchen. Maryse Jean-Charles (Foto) erhielt die große Chance, ihre Nähausbildung an einer von Schweizern (Lemuel Swiss) geführten Schule fortzusetzen und zog daher Anfang September nach Pont Sondé. Linda Béliard, die ebenfalls in Gonaives eine Nähausbildung gemacht hatte, konnte sich jetzt im Herbst in einem von der japanischen Botschaft gesponserten Ausbildungszentrum anmelden, wo neben Informatik und Hauswirtschaft auch Unterricht in Gebäude-Elektrik erteilt wird. Diese Ausbildung liegt ihr mehr als das Nähen und sie wird am Ende ein staatliches Zeugnis erhalten.
Die Verantwortlichen des Kinderdorfes waren viele Wochen lang mit der Beantragung der Betriebsgenehmigung durch das IBESR beschäftigt (siehe Bericht Seite ), und werden im Zuge der vorgeschriebenen Veränderungen nun in der Betreuung der Kinder durch einen Sozialarbeiter, einen Arzt und eine Krankenschwester unterstützt. Für die medizinische Versorgung wurde die kleine Ambulanz am Kinderdorfeingang renoviert und wird nach und nach mit den notwendigen Instrumenten und Medikamenten ausgestattet.
Die Renovierungsarbeiten im Kindergarten wurden inzwischen abgeschlossen und seit Anfang September besuchen 40 Kinder die neue erste Vorschulklasse. Aufgrund der größeren Anzahl Kindergartenkinder und der nach wie vor ständig steigenden Preise musste das monatliche Budget für die Kindergartenspeisung auf 585 USD erhöht werden. Bis Ende Dezember wird dieses Programm weitergeführt, dann muss es leider auslaufen, weil die zweckgebundenen Spenden aufgebraucht sind.

Patenschaften
Leider haben auch recht viele der Patenkinder das Lernziel des letzten Schuljahres nicht erreichen können. Besonders von denjenigen, die an den staatlichen Prüfungen nach der sechsten, neunten oder den beiden Abitur-Klassen teilnahmen, müssen viele wiederholen. Für manche von ihnen ist es bereits die dritte Wiederholung in ihrer Schullaufbahn, so dass ihre Patenschaft gemäß unseren Regeln beendet werden müsste. Doch haben uns unsere Mitarbeiter darauf hingewiesen, dass es in den meisten Fällen wohl nicht an Versagen der Kinder lag, sondern daran, dass die Behörden nicht imstande waren, die Prüfungen an die veränderten Bedingungen – aufgrund der Hurrikans im Herbst 2008 dauerte das Schuljahr nur acht statt wie üblich zehn Monate – anzupassen und zu viel Stoff vorgaben und abfragten. Wir wurden daher gebeten, diesen Kindern ein Gnadenjahr zu gewähren, ein Wunsch, dem wir entsprochen haben.

Die Mikrokreditkasse
Aus dem Bestand der Kasse und den regelmäßigen Rückzahlungen der Kunden konnte Bienné Joseph in den vergangenen Monaten viele neue Kredite vergeben. Wir haben ihn gebeten, verstärkt auch neue Interessenten zu berücksichtigen, bei denen das Risiko, dass es mit ihrem Geschäft nicht klappt, größer ist. Denn es sind ja gerade die Ärmsten der Armen, die diese Chance brauchen, auf eigene Beine zu kommen. Es ist uns natürlich klar, dass der Bestand der Kasse zurückgehen wird, wenn zu viele dieser neuen Kunden nicht in der Lage oder willens sind, ihren Kredit zurück zu zahlen, doch vertrauen wir darauf, dass diese Arbeit, die schon vielen Gonaiver Familien eine Existenzgründung ermöglicht hat, auch weiterhin gesegnet sein wird.
(Foto: Mme Lamy Inaise, eine neue Kundin der Mikrokreditkasse seit August 2009)