Donnerstag, 18. Dezember 2008

AKTUELLES (Stand 26.11.08 / Heft 4/08)



Aktuelles
(zus.gestellt v. B. Knochel, Red.schluss 26.11.08)
Kaum im Amt, sah sich Premierministerin Michelle Pierre-Louis nach „Hanna“ und „Ike“ einer menschlichen und wirtschaftlichen Katastrophe im Land gegenüber, die ihr keinen Raum für eine innenpolitische Profilierung ließ. Die Regierung stand der Krisensituation recht hilflos gegenüber und ohne die schnell anlaufende internationale Hilfe und den Einsatz der vor Ort tätigen Nichtregierungs-Organisationen sähe es auch heute in Haiti noch wesentlich schlimmer aus. Gleichzeitig gab es die in solchen Fällen üblichen Schuldzuweisungen; so wies Gérard Latortue, Mme Pierre-Louis’ Vor-Vorgänger, darauf hin, dass unter seiner Übergangsregierung 2005/2006 noch Katastrophenschutz-Projekte für Gonaives in die Wege geleitet worden seien, und nur sein Nachfolger habe zu verantworten, dass weder gegen die Versandung des Hafens noch die Zerrüttung des Kanalisationssystems der Stadt etwas unternommen worden sei.
Die Regierung verschob im September den Schuljahresbeginn auf zunächst Anfang, dann Ende Oktober, verordnete allen Schul-Betreibern, für die Sicherheit ihrer Gebäude zu sorgen, ohne sich finanziell in die Pflicht nehmen zu lassen, und traf mit den USA eine Vereinbarung über den Bau eines 1,2 Mio USD teuren Katastrophen-Zentrums, das künftig für schnellere Hilfe im Krisenfall sorgen soll.
Obwohl die UNO in den letzten Monaten eine Verbesserung der Sicherheitslage im Land festzustellen wagte, ist ihrer Ansicht nach die Situation immer noch so prekär, dass das bis 15. Oktober 2008 befristete Mandat der MINUSTAH um ein weiteres Jahr verlängert wurde. Dies wurde allgemein mit Dankbarkeit aufgenommen, stehen doch im April bereits die nächsten Wahlen an, bei denen nun endlich das bereits seit über einem Jahr vakante Drittel des Senates wieder besetzt werden soll.

Gonaives war nach den Hurrikans zunächst wochenlang auf sich allein gestellt. Erst Ende September konnte die Hochbrücke an der Straße nach Port-au-Prince repariert und wieder befahren werden und gelangten auch erste Hilfstransporte aus dem Norden bzw. über den Seeweg in die Stadt. Viele Menschen haben die Stadt verlassen, in der Schlamm, Müll und die Angst vor Epidemien ein Leben fast unmöglich machen. Die Bewohner schaffen den oft meterhohen Schlamm aus ihren Häusern und kippen ihn mangels anderer Möglichkeiten auf die Straßen. Da die Häuser oft tiefer liegen als die Straßenoberfläche würde jeder größere Regenfall die Viertel sofort wieder hoffnungslos überfluten. Beobachter schätzen, dass man während eines ganzen Jahres täglich 400 LKW-Ladungen Schlamm aus der Stadt schaffen müsste, um sie wieder einigermaßen sauber zu bekommen.

Dank guter Bevorratung war die Versorgung der Kinder und Mitarbeiter im Kinderdorf auch in den ersten Tagen nach „Hanna“ gesichert. Sobald es wieder möglich war, die überfluteten Straßen wenigstens zu Fuß zu benutzen, machten sich Joe und andere Angestellte täglich auf den Weg, um außerhalb Gonaives’ zusätzlich Reis, Bohnen und Sardinen zu kaufen, denn inzwischen mussten statt der üblichen dreißig bis vierzig mehr als 200 Menschen täglich mit Essen versorgt werden. Auch die zunächst überfluteten Häuser konnten recht schnell trockengelegt und wieder genutzt werden, und bis auf einen zerstörten Inverter und mehrere umgestürzte Bäume waren keine größeren Schäden zu beklagen.
Der Umzug von Elie und Maryse ins ehemalige Pförtner-Haus musste vorläufig aufgeschoben werden, da dieses Haus Sr. Paul (siehe Bericht von Bienné Seite ) und einem völlig mittellosen, obdachlos gewordenen älteren Ehepaar als Wohnung zur Verfügung gestellt wurde. Das obere Gästehaus auf dem Kinderdorfgelände wird voraussichtlich noch für einige Monate von Wilfrid Durenom, dem Leiter des Patenschaftsprojektes, und seiner Familie bewohnt werden, da auch das Heim dieser Familie unbewohnbar wurde und sie zunächst sehr beengt bei Verwandten Unterschlupf suchen mussten.
Kinderdorfleiter Joseph Aristhyl konnte mit dreimonatiger Verspätung Ende der dritten Novemberwoche endlich seine Reise in die USA antreten.

Viele Eltern unserer Patenkinder kamen nach der Flut ins Büro und berichtete von ihren Verlusten an Kleidung, Schulmaterial, Haushaltsgegenständen und Möbeln. Doch sind es erfreulich wenige, deren Haus unbewohnbar oder ganz zerstört wurde, und bis heute wurde uns noch von keinerlei Todesfall unter diesen mehr als 300 Familien berichtet. Allen Familien konnten wir mit einer Ersthilfe für Wiederanschaffungen von ca. 50 EUR unter die Arme greifen.

Freitag, 31. Oktober 2008

31.10.08: Noch immer dramatische Zustände in Gonaives/Haiti


Ein herzliches Dankeschön allen, die mit ihren Spenden bisher schon die Hilfsmaßnahmen in Gonaives unterstützt haben.

Inzwischen konnte mit der Ausstattung der im Kinderdorf beherbergten Menschen mit Kleidung begonnen werden. Nachdem bereits einige Schulen Anfang dieser Woche ihren Betrieb wieder aufgenommen haben, die übrigen in den nächsten beiden Wochen beginnen sollen, möchten diese Familien nach und nach das Kinderdorf verlassen.
Viele Familien wissen jedoch nicht, wie sie das Schulgeld für ihre Kleinen aufbringen sollen, nachdem sie alles verloren haben. In welchem Maße die Schulen hier kulant sein können, nachdem vom Staat keinerlei Hilfen für z.B. die Bezahlung der Lehrergehälter zu erwarten sind, bleibt abzuwarten. Wir selbst prüfen derzeit die Möglichkeit, den Schulbetrieb der „Ecole Freinet Célestin“, die auch viele der Kinderdorfkinder besuchen, über die bisherige Unterstützung hinaus zu finanzieren, sowie die eine Schulspeisung für die Kinder unseres Kindergartens während des neuen Schuljahres durchzuführen.

Die unmittelbar nach „Hanna“ angelaufene Straßen-Speisung wird, entgegen der bisherigen Planung, doch vorzeitig beendet werden können.





Die Mikrokredit-Kasse konnte bereits einigen ihrer Kunden aus Spendengeldern einen Neustart ermöglichen.

Aber die Lage in der Stadt Gonaives bleibt weiterhin dramatisch. Ein Mitarbeiter von „Catholic Relief Services“ schätzte in einem Interview, dass die Reinigung von den Schlammmassen ein volles Jahr dauern würde, selbst wenn täglich 400 LKW-Ladungen abtransportiert werden könnten.

Auch „Ärzte ohne Grenzen“, die ihre Arbeit in Gonaives unmittelbar nach dem Durchzug der Hurrikans intensiviert haben, berichten in einem Artikel in diesem Monat von besorgniserregenden Zuständen:
„....Seit Anfang Oktober werden Familien aus Schulen und Kirchen vertrieben, in denen sie Zuflucht gesucht hatten, nachdem die Stürme ihre Häuser zerstört hatten.....Da keine alternativen Unterkünfte zur Verfügung stehen, geht ÄoG davon aus, dass etwa 10.000 Einwohner der Stadt auf Dächern, in Zelten oder in instabil zusammengebauten Hütten aus Holzstücken und Leintüchern leben. Andere Familien sind dutzendweise in verlassenen Gebäuden zusammengepfercht oder leben vorübergehend bei Verwandten auf engstem Raum. Dies hat oft schlechte hygienische Bedingungen zur Folge.....Abgesehen davon ist die Versorgung mit Strom und fließendem Wasser noch nicht wiederhergestellt......
...Die Anzahl der mangelernährten Kinder steigt....Die Bevölkerung Haitis hat generell mit chronischer Nahrungsknappheit und Nahrungsmitteldefiziten zu kämpfen. Die jüngsten Tropenstürme haben die Ernten zerstört und eine große Anzahl an Vieh getötet, was die Menschen jetzt noch bedürftiger macht als vorher.....
...Die internationale Hilfe reicht bei weitem nicht aus und ist zudem chaotisch organisiert...Die Nahrungsmittelhilfe ist quantitativ völlig unzureichend. Darüber hinaus ist sie nicht
geeignet für die Bedürfnisse kleiner Kinder und wird auf eine Art und Weise verteilt, die alleinstehende Mütter ausschließt. Es gibt nach wie vor keine klare Strategie – weder zur Abschätzung des Bedarfs noch zur Durchführung entsprechender Maßnahmen im Bereich der Nahrungsmittelhilfe......Trotz der starken Präsenz internationaler Organisationen....kann die Bevölkerung von Gonaives noch nicht von der internationalen Hilfe profitieren.....
(mit freundlicher Genehmigung von „Ärzte ohne Grenzen“, Berlin, kompletter Artikel nachzulesen unter:
http://www.aerzte-ohne-Grenzen.de/Laender/Laenderauswahl/Haiti/Haiti-Gonaives.php)

Nach wie vor hängt über Gonaives auch die Gefahr von drohenden Epidemien. Seit einigen Tagen wird vom vermehrten Auftreten einer fiebrigen Erkrankung berichtet, die auch die Ärzte in der Stadt nicht diagnostizieren können.

Deshalb: Bitte helfen Sie weiter. Gonaives und seine Bevölkerung sind auf Ihre Unterstützung angewiesen.
Eingehende Spenden fließen weiterhin gezielt in diese Projekte, wo sie Bedürftigen, die unseren Mitarbeitern persönlich bekannt sind, zugute kommen:

Aufbauhilfe für Patenschaftsfamilien
Unterstützung von Schule und Kindergarten
Starthilfe für Kleinhändler und Gewerbetreibende
Einzelfallhilfen und
Reparaturen im Kinderdorf selbst

Unsere Spendenkonten:
Deutschland: Sparkasse Südliche Weinstraße in Landau (BLZ 548 500 10), Konto 22343
Schweiz: Clientis, Sparkasse Zürcher Oberland, 8620 Wetzikon ZH, z.G. Konto 16. 1. 177. 200 10 (Clearing Nr. 6850), Lebensmission, Turmstraße 10, 8330 Pfäffikon

Dienstag, 21. Oktober 2008

Gonaives - die Not besteht weiter

„Bonn/Haiti: Erneut hat es die Ärmsten der Armen getroffen. Vier schwere Tropenstürme haben eines der ärmsten Länder der westlichen Welt zusätzlich in eine Hungerkatastrophe gestürzt. Ca. 80 % der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze. Die Situation der Opfer ist verzweifelt. Immer wieder brechen Unruhen aus, wenn irgendwo die Chance besteht, Nahrung zu bekommen. Viele Kinder sind obdachlos, haben die Eltern verloren.
Die junge Mutter mit ihren beiden kleinen Kindern war auf der Suche nach etwas Essbarem viele Kilometer durch das überflutete Gebiet gewatet. Jetzt hat sie es geschafft, sie ist an einer der wenigen Essensausgabestationen angekommen. Schützend hat sie ihre Arme um ihre beiden kleinen Kinder gelegt. Sie weint und ist doch glücklich: „Vielleicht kann ich jetzt das Leben meiner Kinder retten!“, meint sie. .........(
aus einem Bericht der dt. Don-Bosco-Jugend vom 17.10.08 / Foto: „Kekse“ aus Erde, Salz und Öl, für viele Haitianer das einzige Nahrungsmittel)

Da die Versorgung der Gonaiver Bevölkerung mit Lebensmitteln nach wie vor nicht ausreichend funktioniert, obwohl inzwischen die Brücke nach Ennery wieder repariert werden konnte, und so Hilfsgütertransporte auch auf dem Landweg in die Stadt gelangen, soll das Straßen-Speisungsprogramm des Kinderdorfes bis mindestens Ende November fortgeführt werden. (Kosten: ca. 12.000 USD)

Um der Gruppe der Obdachlosen ein Verlassen des Kinderdorfes zu ermöglichen, sobald sich eine neue Unterkunft für sie gefunden hat, wird derzeit ein Großeinkauf an Gebrauchtkleidung getätigt – geschätzte Kosten laut unserer Kinderdorfleitung: 7.000 USD . Denn viele dieser Menschen besitzen nichts mehr zum Anziehen, und da in Haiti, wer nicht ordentlich gekleidet ist, sein Gesicht verliert, kann man diese Männer, Frauen und Kinder nicht so, wie sie kamen, wieder auf die Straße schicken.


Manche Stadtteile sind durch die Schlamm- und Abfallmassen, deren Entsorgung sich voraussichtlich noch Monate hinziehen wird, nach wie vor nicht begeh- oder gar bewohnbar. Das gesundheitliche Risiko ist extrem hoch. Es soll in Regierungskreisen bereits darüber gesprochen worden sein, die ganze Milllionenstadt Gonaives zu „verlegen“, da die Stadt jeder neuen Naturkatastrophe genaus hilflos ausgeliefert sein wird wie den Hurrikans dieses Jahres. Aufgrund dieser andauernden Ausnahmesituation wird in Gonaives, im Gegensatz zum Rest des Landes, das neue Schuljahr erst Anfang November beginnen können.

Gerne würden unsere Verantwortlichen vor Ort für diejenigen, die auch auf absehbare Zeit nicht in ihre alte Wohngegend zurück können, günstige Unterkünfte bauen, bei den hohen Grundstücks- und Materialpreisen ist dies jedoch ein Großprojekt, das, wenn überhaupt, nur mittel- bis langfristig realisiert werden kann.

Kurzfristig nötig ist eine Entscheidung, wie viel Geld der Mikrokredit-Bank für Kleinhändler und Gewerbetreibende, aber auch der Kreditkasse für die Mitarbeiter des Kinderdorfes und der angeschlossenen Projekte zur Verfügung gestellt werden kann, um den Kunden, die zum Großteil ihren gesamten Warenbestand verloren haben, einen Neuanfang zu ermöglichen.

Eingehende Spenden fließen weiterhin gezielt in diese Projekte:
- Straßenspeisung und Versorgung der Obdachlosen im Kinderdorf
- Aufbauhilfe für Patenschaftsfamilien
- Unterstützung von Schule und Kindergarten sowie zweier Kirchengemeinden
- Starthilfe für Kleinhändler und Gewerbetreibende
- Einzelfallhilfen und
- Reparaturen im Kinderdorf selbst

Unsere Spendenkonten:
Deutschland: Sparkasse Südliche Weinstraße in Landau (BLZ 548 500 10), Konto 22343
Schweiz: Clientis, Sparkasse Zürcher Oberland, 8620 Wetzikon ZH, z.G. Konto 16. 1. 177. 200 10 (Clearing Nr. 6850), Lebensmission, Turmstraße 10, 8330 Pfäffikon
UNSER HERZLICHER DANK GILT ALLEN, DIE DIE BEREITS ANGELAUFENEN HILFSMASSNAHMEN MIT ERMÖGLICHT HABEN!

Donnerstag, 2. Oktober 2008

Anfang Oktober: Situationsbericht


„Die Stadt Gonaives ist immer noch vom Schlamm bedeckt und es gibt kaum ein Durchkommen. In manchen Straßen der unteren Stadt schlägt einem ein ekelerregender Gestank entgegen. Die Situation ist unerträglich. Es wurde zwar inzwischen damit begonnen, Schlamm und Abfall mit LKWs abzufahren, aber es gibt zu wenig Maschinen.
Die Preise steigen weiter, nach wie vor gibt es wegen der zerstörten Tankstellen kaum Diesel zu kaufen.
Der Schuljahresbeginn ist von den Behörden auf den 6. Oktober verschoben worden. Aber viele Schulen dienen nach wie vor Tausenden von Obdachlosen als Notunterkunft.
Auch bei uns im Kinderdorf ist die Situation unverändert. Wir beherbergen immer noch viele Familien, die kein Haus mehr haben, und der Staat tut nichts für sie. Wir haben nicht die finanziellen Möglichkeiten, ihnen zu helfen, ein Haus oder auch nur ein Zimmer zu mieten. Wir können nichts für ihre Lage und wir würden ihnen so gerne helfen, aber es geht nicht.“
(aus einem email von Bienné Joseph, 01.10.08)

Vital Jacques, der stellvertretende Kinderdorfleiter, der zwischenzeitlich das von ihm bewohnte Haus aus dem Kinderdorfgelände nach einigen kleinen Reparaturen wieder beziehen konnte, berichtet über die Situation in der Schule „Freinet Célestin“, die von den jüngeren Kinderdorfkindern besucht wird und eine kleine monatliche Unterstützung erhält:
„Hanna hat beim Durchzug durch die Stadt Gonaives überall sichtbar Spuren hinterlassen. Wo das Wasser nicht so hoch gestiegen ist, gab es Erdstöße. So ist es auch bei der Schule Freinet Célestin. Durch das Dach drang viel Wasser ein, der Schaden ist enorm. Am schlimmsten ist, dass sich der Boden durch die Erschütterungen gesenkt hat. Die Gemeinde trifft sich zwar noch dort, aber mit großen Bedenken, und man fragt sich, ob die das Gebäude zum Schuljahresanfang überhaupt genutzt werden kann.“
Die Reparaturkosten für den Boden der erst vor zwei Jahren in Betrieb genommenen Schule (das alte Gebäude war durch „Jeanne“ vollkommen zerstört worden) beziffert Vital auf ca. 5.500 USD, Neuanschaffungen für Bücher, Hefte, Karten, Instrumente und sonstiges Material würden mit ca. 1.500 USD zu Buche schlagen – Geld, das weder der Schulträger noch die Eltern der Kinder aufbringen können.

In der vergangenen Woche konnten die Mitarbeiter des Kinderdorfes erfreulicherweise genug Holzkohle und Gas kaufen, um weiterhin im bisherigen Umfang Mahlzeiten zubereiten zu können. Die Kosten für die tägliche Versorgung der Menschen im und außerhalb des Kinderdorfes schätzt Joseph Aristhyl auf etwa 300 USD pro Tag.

Die Banken in Gonaives haben inzwischen wieder geöffnet, und ein befreundeter Missionar berichtete vor einigen Tagen, dass erstmals Helfer aus dem Norden in die Stadt gelangen konnten. Nach Süden, zur Hauptstadt hin, führt die Straße nach wie vor durch den See, kann aber mit Allradfahrzeugen benutzt werden.

Nach wie vor leiten wir alle Spenden für die Flutopfer ohne Abzug nach Gonaives weiter. Unsere Spendenkonten:
Sparkasse SÜW in Landau
(BLZ 548 500 10)
Konto 22343
oder
Clientis, Sparkasse Zürcher Oberland, 8620 Wetzikon ZH
z.G. Kto. 16. 1. 177. 200 10 (Clearing Nr. 6850)
Lebensmission, Turmstraße 10, 8330 Pfäffikon

Mittwoch, 24. September 2008

Erste Fotos aus dem Kinderdorf / 22.09.08










Wartende Kinder





Kochen in großen Mengen

Essensausgabe











Ärzte ohne Grenzen Wartende

Dienstag, 23. September 2008

Neues aus Gonaives



„Es ist sehr schwierig, die Situation hier zu beschreiben, es ist ganz anders als 2004. Die Stadt ist praktisch zerstört, es gibt überall auf den Straßen und in den Häusern Tonnen von Schlamm.
Die Verteilung der Lebensmittel endet oft in unbeschreiblichem Durcheinander. Viele trauen sich gar nicht hin.
Unsere Gemeinderäume dienen immer noch vielen Menschen aus dem Viertel als Zuflucht. Sie leiden große Not, es tut weh, ihnen nicht so helfen zu können, wie wir es gerne würden....“
(aus einem email des französischen Missionars Patrice Derrouche, der seit vielen Jahren in Gonaives arbeitet, vom 20. September 2008)

„Ich grüße euch und kann euch mitteilen, dass die Lage bei uns im Kinderdorf soweit gut ist, auch was die sanitäre Situation betrifft, obwohl so viele Flutopfer hier bei uns sind. Mehr als zwei Wochen, nachdem Hanna die Stadt Gonaives verwüstet hat, laufen wir immer noch durch Schlamm und Wasser, obwohl langsam die Aufräumarbeiten beginnen. Mehr als 95% der von der Flut Betroffenen können immer noch nicht in ihre Häuser zurück.
Die Preise für die Grundnahrungsmittel sind unverändert hoch, auch die für Diesel und Benzin. Alles ist sehr teuer.
Über die MINUSTAH werden zwar Nahrungsmittelhilfen ausgegeben, aber dazu braucht man eine Berechtigungskarte. Um diese Karten prügeln sich viele aus der Bevölkerung, so dass es immer noch sehr viele Menschen gibt, die nirgends etwas zu Essen bekommen, wenn sie kein Geld haben, um etwas zu kaufen. Deshalb verhungern jetzt viele Menschen.
Wir haben von der ACF, einer anderen ONG (Nichtregierungsorganisation) aufbereitetes Wasser bekommen. Ich weiß nicht, ob dieses Wasser wirklich trinkbar ist, aber es ist irgendwie behandelt.
Letzten Freitag kamen Ärzte von „Médecins sans Frontières“ ins Kinderdorf und versorgten die aufgenommenen Leute und unsere Kinder medizinisch.“
(aus einem email des Kinderdorfsekretärs Bienné Joseph, vom 22. September 2008)

Am Montag, 22.09., fuhr Joseph Aristhyl, der Kinderdorfleiter, erstmals mit dem Auto nach Port-au-Prince, da das Wasser, das die Landstraße immer noch auf weiten Strecken überflutet hält, inzwischen weit genug gesunken ist, um sie passierbar zu machen. Da die Banken in Hauptstadt geöffnet sind, konnte er dort Geld abheben und Lebensmittelvorräte für die nächsten Tage einkaufen. Auf dem Rückweg begleitete ihn sein Sohn Joderson mit einigen Freunden, die in Gonaives helfen wollen.

Im Patenschaftsbüro melden sich täglich mehr Familien aus dem Patenschaftsprogramm und berichten von ihren Verlusten. Viele haben nicht nur ihre Möbel, ihre Kleidung und die Schulsachen der Kinder verloren, sondern auch die Waren ihres Kleinhandels, mit dem sie ihren Lebensunterhalt verdient haben.

Ihre Spenden werden weiter dringend benötigt:
Unter den Stichworten „Flutopferhilfe“
oder zweckgebunden für „Kinderdorf“, „Patenschaften“ oder „Kreditkasse“ an:
Sparkasse SÜW in Landau
(BLZ 548 500 10)
Konto 22343
oder
Clientis, Sparkasse Zürcher Oberland, 8620 Wetzikon ZH
z.G. Kto. 16. 1. 177. 200 10 (Clearing Nr. 6850)
Lebensmission, Turmstraße 10, 8330 Pfäffikon

Donnerstag, 18. September 2008

Bericht aus dem Patenschaftsbüro Gonaives

„Kein Mensch kann sich vorstellen, wie sich der Hurrikan auf die Menschen in Gonaives ausgewirkt hat. Dank der Gnade Gottes bin ich noch am Leben, sind wir nicht umgekommen, obwohl wir alles verloren haben. Der Zaun um unser Grundstück und die Tür unseres Hauses sind zerstört. Durch das Wasser sind unsere Matratzen verdorben. Ich fand nicht einmal meine Sandalen. Jemand anderes musste mir Kleidung und Sandalen geben. Fast alle Sachen sind im Schlamm verschwunden. Ich versuchte sie herauszuholen und etwas zum Anziehen für mich zu finden, dass ich waschen kann, damit ich zur Arbeit kommen kann.
Die ganze Zeit habe ich bei Verwandten geschlafen, weil mein Haus noch voll Schlamm ist. Ich muss dafür bezahlen, dass der Schlamm weggeräumt wird, damit ich wieder zurück kann. Auch das Fahrrad ging in der Flut verloren. Ich war montags zur Arbeit gekommen, und als ich sah, dass es zu regnen begann, habe ich das Fahrrad genommen, um schneller nach Hause zu kommen. Das Wasser hat es mitgenommen, es hatte solche Kraft, dass es alles mitgerissen hat. Aber wir sind am Leben, dafür sind wir dankbar, und jetzt komme ich wieder zur Arbeit.“

- ein Erlebnisbericht von Phélitha Jean-Louis, einer Mitarbeiterin unseres Patenschaftsbüros, vom 15.09.08. Phélitha ist es ergangen wie Tausenden anderen Gonaivern, doch sie hat wenigstens ein festes Einkommen durch ihre Anstellung bei uns und weiß, dass sie sich nach und nach alles Verlorene wieder anschaffen kann.

Anschließend an ihr eigenes Erleben berichtet Phélitha von sieben Kindern des Patenschaftsprojektes und ihren Familien: Nur eine der Hütten wurde vollkommen zerstört, aber alle sieben Familien haben durch die Flut ihre gesamte Habe verloren, ihr Mobiliar, ihr Geschirr, ihre Kleidung, aber auch die komplette Schulausrüstung der Kinder inklusive des teilweise noch nicht bezahlten Schulgeldes. Ob diese Kinder Anfang Oktober das neue Schuljahr beginnen können? Den Patenschaftsfamilien soll mit einer Sonder-Auszahlung geholfen werden, ihre Verluste zu ersetzen.
(Spendenkonto Deutschland und Schweiz siehe Blog vom 16.09.08)

Die Sicherheitslage in Gonaives verschlechtert sich zusehends. Immer öfter hört man von umherziehenden Banditen, die den Männern und Frauen, die etwas von den raren Hilfsgütern ergattern konnten, diese wieder rauben. Hilfsorganisationen, die Schiffsladungen für die eingeschlossenen Menschen der Stadt zusammentragen, befürchten, dass diese Ware gar nicht zu den wirklich Bedürftigen gelangen werden und hoffen auf eine Verstärkung der UNO-Präsenz, damit Tumulte vermieden werden.

Dienstag, 16. September 2008

Gonaives braucht weiter Hilfe


Obwohl die Sonne seit Tagen wieder scheint und es keine neuen Regenfälle gab, ist Gonaives auch zwei Wochen nach „Hanna“ noch nicht wasserfrei. Zu viele der Abwasserkanäle und Bäche im Stadtgebiet sind von Unrat und umgestürzten Bäumen verstopft, so dass das Wasser nicht ablaufen kann.
Viele Menschen, die sich vor den Fluten auf die Berghänge gerettet hatten, harren immer noch dort aus und kommen nur tagsüber hinunter, um etwas zu essen zu suchen und mit dem Wiederaufbau ihrer Hütte zu beginnen

Die Verteilung der Hilfsgüter, die nach wie vor nur per Hubschrauber oder Schiff nach Gonaives gebracht werden können, läuft endlich richtig an.
Unserem haitianischen Leiter wurde allerdings sowohl von den UNO-Kräften als auch vom Roten Kreuz mitgeteilt, dass das Kinderdorf als ONG (Nichtregierungsorganisation) keinerlei Hilfe erwarten könne. Diese werde nur jenen zuteil, wo es keine ausländischen Gruppen als Finanzgeber gäbe.
Trotzdem soll die Versorgung der 400 Menschen, die täglich eine warme Mahlzeit aus der Kinderdorfküche erhalten, fortgesetzt werden, was dank der bisher eingegangenen Spenden auch möglich ist. Aber sie bleiben somit auch von Ihrer Hilfe abhängig.

Bienné Joseph, der Leiter der Mikrokreditkasse, meldete gestern, dass immer mehr seiner Kunden, die sich mit Hilfe der Kredite einen Kleinhandel aufbauen konnten, kommen und berichten, dass sie nicht nur ihre persönliche Habe verloren haben, sondern dass auch ihre Ware durch die Flut unbrauchbar gemacht oder weggeschwemmt wurde. Sie müssen alle wieder bei Null anfangen. Der in der Kasse noch vorhandene Geldbetrag wird nicht ausreichen, ihnen allen einen Neuanfang zu ermöglichen.

Deshalb erbitten wir weiterhin Ihre Spenden unter den Stichworten „Flutopferhilfe“ oder „Kreditkasse“ an:
Sparkasse SÜW in Landau
(BLZ 548 500 10)
Konto 22343
oder
Clientis, Sparkasse Zürcher Oberland, 8620 Wetzikon ZH
z.G. Kto. 16. 1. 177. 200 10 (Clearing Nr. 6850)
Lebensmission, Turmstraße 10, 8330 Pfäffikon

Freitag, 12. September 2008

Freitag, 12.09. - Neues aus Gonaives



Dieses Foto wurde am Mittwoch dieser Woche aufgenommen, von einem der Begleiter aus der Gruppe um Patrice Derrouche, auf dem Weg von Port-au-Prince nach Gonaives.
In Gonaives selbst steht das Wasser zwar nicht mehr so hoch, aber die Hoffnung, dass bis zum Wochenende alles Wasser abgelaufen sein würde, hat sich zerschlagen, nachdem es am Donnerstag erneut geregnet hat.

Inzwischen sollen die UNO-Kräfte mit der Ausgabe von Nahrungsmitteln begonnen haben, allerdings nur punktuell, unter Bewachung durch hochbewaffnete Militärs, und nicht unbedingt sinnvoll: So wird Reis z.B. sackweise ausgegeben, d.h. einige wenige erhalten viel, viele aber gar nichts. Vertreter der UNO vor Ort warnen vor dem Ausbruch von Unruhen, wenn es nicht bald gelingt, genügend Hilfsgüter in die überflutete Stadt zu bringen.
Darüber hinaus scheinen sich erneut, wie 2004 nach „Jeanne“, bewaffnete Banden zusammen zu rotten, die Gefahr von Überfällen steigt.

Die Leitung des Kinderdorfes verwendet täglich viele Stunden darauf, Lebensmittel für die Kinder und die Mitarbeiter, die bisher wieder zur Arbeit kommen – was leider noch nicht allen möglich ist - , die einhundert Obdachlosen und weitere 300 Personen von außerhalb, für die täglich mitgekocht wird, zu organisieren. Erstmals konnte bei einem Wasserwagen auch ein kleiner Container Frischwasser gekauft werden, der nach Einschätzung von Joe Aristhyl für etwa drei Tage reichen wird. Zur Neige geht inzwischen allerdings der Holzkohle-Vorrat des Kinderdorfes, der unter normalen Umständen bis Ende Oktober gereicht hätte.

Inzwischen kommen täglich mehr und mehr Eltern und Kinder aus dem Patenschaftsprojekt vorbei, um über die Lage in ihrem Viertel zu berichten. Wir hoffen, dass es den Mitarbeitern bald gelingt, sich einen Überblick über das Schicksal dieser 300 Familien zu verschaffen. Bislang konnte aber nur ein Patenschaftsmitarbeiter seine Arbeit wieder aufnehmen, da beide Damen selbst stark von der Überschwemmung betroffen sind.

Die von uns mit finanzierte Schule „Freinet Célestin“, deren Gebäude gleichzeitig als Kirche dient, hat durch ihre massive Bauweise auf einem soliden Fundament dieses Mal den Hurrikan relativ unbeschadet überstanden, nachdem das zuvor genutzte Haus 2004 durch „Jeanne“ völlig zerstört und weggespült worden war. Von Pastor Denis Noel und seiner Kirche (siehe auch 2. Foto im Blog vom 11.09. , im Hintergrund) liegen uns leider noch keine Informationen vor.
Der Schuljahresbeginn wurde angesichts der Katastrophen-Lage im ganzen Land vom 8. September auf den 6. Oktober verschoben (Innenraum der Schule "Freinet Célestin")

Unser herzlicher Dank gilt allen, die uns bisher schon ihre Spende zugunsten der Flutopfer überwiesen haben. Wir hoffen, dass die Banken in Gonaives in den nächsten Tagen wieder ihren regulären Betrieb aufnehmen können und wir eine zweite Zusatz-Überweisung veranlassen können.

Ihre Flutopfer-Spende wird ohne Abzüge nach Haiti weitergeleitet:

Deutsches Konto:
Sparkasse SÜW in Landau
BLZ 548 500 10
Konto Nr. 22 343

Stichwort: "Flutopferhilfe"
Schweizer Konto:
Clientis, Sparkasse Zürcher Oberland, 8620 Wetzikon ZH
z.G. Kto. 16. 1. 177. 200 10 (Clearing Nr. 6850)
Lebensmission, Turmstraße 10, 8330 Pfäffikon






Donnerstag, 11. September 2008

Gonaives - zehn Tage nach "Hanna"

(Sturmschaden im Kinderdorf)





email von Bienné Joseph, Sekretär des Kinderdorfes in Gonaives, vom 10.09.08:

„Liebe Barbara,
nach dem Durchzug von « Hanna » findet man überall in der Stadt Abfälle und es gibt nur noch schlechte Gerüche. Zahlreiche Häuser sind zerstört, was das Vorwärtskommen sehr behindert. Manche Viertel lassen sich vergleichen mit den Vierteln von Unterernährten, wo man stinkende Abfälle findet, die den Weg versperren, und das Wasser steht in diesen Vierteln noch sehr hoch. Außerdem verpesten die Müllhaufen alle Häuser in der Umgebung. Die Situation der Leute, die in der Nähe wohnen, ist wirklich schwierig, die Leute können davon krank werden.

Auch wo es kein Hochwasser mehr gibt, ist es sehr schwierig zum Beispiel zum Krankenhaus zu kommen, wegen der Abfälle und der Löcher in den Straßen der Stadt. Es wäre auch schwierig, wenn ein Patient einen Arzt konsultieren wollte, der selbst von der Flut betroffen ist und seine Ausrüstung verloren hat.
Zum Glück sind unsere Kinderdorf-Kinder, die uns manchmal zwingen, ins Krankenhaus zu gehen, in letzter Zeit nicht krank. Ich danke Gott und bin sehr froh, wenn ich sehe, wie sie alle zusammen im Kinderdorf sind. Ich vermute, dass einige von ihnen die Situation nutzen und neue Freundschaften schließen, weil es viele kleine Kinder im Dorf gibt, die sich vor einigen Tagen mit ihren Eltern hierher gerettet haben.
Ich habe in der Stadt schon ein Fahrzeug von Ärzte ohne Grenzen gesehen, aber es schien nur Erstversorgung von solchen Personen zu leisten, die durch die Trümmer, die das Wasser von „Hanna“ brachte, verletzt wurden.

Auch wenn das Leben im Moment in Gonaives sehr teuer ist, haben unsere Kinder doch wie zuvor zu essen, im Gegensatz zu denen außerhalb, die auf die Verteilung von Lebensmittel-Spenden warten. Man hat gehört, dass in einem anderen Waisenhaus damit begonnen werden sollte, Hilfsgüter an Frauen und Kinder zu verteilen, aber es herrschte große Unordnung und es war so chaotisch mit den Hungernden, dass die Leute nichts bekommen konnten.
Dank eurer tollen Arbeit in Europa und eurer Unterstützung sind die Kinder des Kinderdorfes nicht in einer so bedauernswerten Lage. Deshalb hoffe ich, dass Gott es euch ermöglicht, noch viel Geld zu sammeln, das Kinderdorf braucht es. Ich wünsche, dass Gott euch und eure Familien und unsere europäischen Spender weiterhin segnet, die dazu beitragen, uns zu helfen.
Herzliche Grüße, Bienné“







Telefonische Informationen, ebenfalls vom 10.09.08:


Das Wasser in Gonaives ist inzwischen so weit gesunken, dass man (mit Dieselfahrzeugen) wieder fahren kann, soweit es der Zustand der Straßen zulässt.
Die ganze Stadt ist nach wie vor praktisch ohne Strom.
Außerhalb Gonaives' konnten die Mitarbeiter des Kinderdorfes etwas Diesel erwerben, so dass der Generator wenigstens zeitweise wieder betrieben werden kann. Es ist ihnen auch gelungen, Reis, Bohnen und Sardinen zu kaufen, die Preise steigen unaufhörlich.
Trinkwasser gibt es immer noch keines. Angeblich liegen im Hafen inzwischen mehrere große Schiffe mit Hilfsgütern, wann und wie diese verteilt werden, weiß niemand.
Auch die Zusage des UNO-Verantwortlichen, das Kinderdorf werde mit Lebensmittel aus dem Camp versorgt, wurde noch nicht umgesetzt.
Ein befreundeter französischer Missionar, der zur Zeit der Überflutung nicht in der Stadt war, traf am Dienstag aus Port-au-Prince in Gonaives ein. Für die 150 km aus der Hauptstadt brauchte seine Gruppe 12 Stunden, mit mehrfachem Umsteigen, wo die Straße unpassierbar war und nach einem langen Fußmarsch durch den See vor Gonaives und durch die Stadt. Da in seinem eigenen Haus das Wasser nach "Hanna" zweieinhalb Meter hoch stand, ist er mit seinen Begleitern im Kinderdorf untergekommen, um von hier aus die Arbeiten an seiner Station zu koordinieren.






Unsere Spendenkonten für Ihre Hilfe:
Deutschland:
Sparkasse SÜW in Landau
BLZ 548 500 10
Konto 22343, Stichwort: "Flutopferhilfe"

Schweiz:
Clientis, Sparkasse Zürcher Oberland, 8620 Wetzikon ZH
z.G. Kto. 16. 1. 177. 200 10 (Clearing Nr. 6850)
Lebensmission, Turmstraße 10, 8330 Pfäffikon ZH




Dienstag, 9. September 2008

Gonaives immer noch eingeschlossen

Auch nachdem "Ike" Haiti längst hinter sich gelassen hat, sind die Menschen in Gonaives immer noch auf sich allein gestellt. Auf dem Landweg ist die Stadt, in der mehrere Hunderttausend Menschen direkt von der Flut getroffen wurden, nach wie vor nicht zu erreichen.
In der Stadt selbst steht das Wasser nach Aussage von Joe Aristhyl noch immer kniehoch. Vereinzelt seien Hubschrauben an trockeneren Orten gelandet. Ein Hubschrauber kann nach Angabe eines Piloten maximal Lebensmittel transportieren, die ausreichen, etwa 1.000 Menschen einen Tag lang zu ernähren......

Es geht das Gerücht, dass in den nächsten Tagen mehrere große Schiffe, beladen mit Hilfsgütern, im Hafen der Stadt anlegen sollen......

Für unser Kinderdorf hat das nahegelegene UNO-Camp Nahrungshilfe in Aussicht gestellt, nachdem Joe dort vorstellig wurde und von der großen Not der im Kinderdorf aufgenommenen Familien berichtete. Währenddessen machten sich Joe und ein weiterer Mitarbeiter heute wieder auf den Weg Richtung eines außerhalb gelegenen Ortes, wo angeblich ein Markt abgehalten würde, in der Hoffnung, dort Lebensmitteln einkaufen zu können. Für alle Kinder, Mitarbeiter und Fremde gibt es im Kinderdorf weiterhin eine warme Mahlzeit am Tag, damit geht es ihnen noch viel besser als vielen in der Stadt, die seit Tagen ohne Nahrung auf den Dächern der Häuser ausharren.

Dringend benötigt werden im Kinderdorf auch Trinkwasser - das Regenwasser ist nicht mehr lange trinkbar - und Diesel.

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Wir danken von Herzen für alle bisher eingegangenen Sonder-Spenden.
Sie werden zu 100% den Flutopfern in Gonaives zugute kommen.
Bitte helfen auch Sie mit!

Lebensmission e.V.
Sparkasse SÜW in Landau, BLZ 548 500 10
Konto 22343
Stichwort: Flutopferhilfe

Montag, 8. September 2008

Montag, 08.09.08 - telefonische Informationen aus Gonaives

Joe meldete am frühen Vormittag (Ortszeit), dass der Regen in Gonaives aufgehört hat und die Sonne langsam wieder durchkommt. In den Straßen der Stadt steht das Wasser noch brusthoch, bzw. es steht nicht, es fließt wie ein Fluß überall durch, wo ihm nichts im Weg steht.
Durch "Ike" soll sich vor allem die Situation in der Hauptstadt Port-au-Prince, besonders im Armenviertel Carrefour verschlimmert haben, wo die Zustände inzwischen denen in Gonaives ähneln sollen.
Die einzige Möglichkeit, Gonaives zu verlassen oder in die Stadt hinein zu kommen, sei nach wie vor ein Hubschrauber.

Im Kinderdorf wurde inzwischen mit den Aufräumarbeiten begonnen, d.h. die umgestürzten Bäume werden zerkleinert. Außerdem muss regelmäßig die obere Außenmauer auf Schäden kontrolliert werden.
Allen Kindern, Müttern und Mitarbeitern auf dem Gelände geht es gut, nur die beiden Leiter sind durch den tagelangen Schlafentzug fast am Ende ihrer Kräfte angelangt.

Noch kann das in den Vortagen aufgefangene Regenwasser getrunken werden, man hofft, dass es bald Wasserverteilstellen gibt oder wieder Mineralwasser gekauft werden kann.

Sonntag, 7. September 2008

"Ike" verschont Gonaives nicht

Nachdem der von "Hanna" über das Haiti gebrachte Sturzregen endlich aufgehört hatte und das Wasser in der überschwemmten Stadt zurück zu gehen begann, ein erstes Schiff mit Hilfsgütern für die eingeschlossenen Menschen im Hafen anlegen konnte und man zu hoffen begann, dass bald auch die Straßen wieder für Hilfskonvois passierbar wären, hat "Ike" die Situation in Gonaives noch verschlimmert: Joseph Aristhyl berichtete heute telefonisch aus dem Kinderdorf, dass am Samstag Abend um 20.00 h Ortszeit (Sonntag, 3.00 h MESZ) erneut starker Regen einsetzte, begleitet von Sturmböen, und dass binnen Stunden das Wasser erneut so hoch stand wie unmittelbar nach "Hanna". Wenn man über unsere Mauer schaut, sieht man das Wasser ständig steigen", sagt er, froh darüber, dass es ihm in den Vortagen gelungen war, wenigstens einige Sack Lebensmittel und etwas Trinkwasser zu organisieren. Inzwischen muss zum Trinken bereits wieder auf Regenwasser zurück gegriffen werden.
Ständig müssen am Kinderdorftor Hilfesuchende abgewiesen werden, weil einfach niemand mehr aufgenommen werden kann, eine Situation, die den Mitarbeitern sehr zu schaffen macht. "Man hört von überall her die Hilferufe verzweifelter Menschen, und weiß, dass man ihnen doch nicht helfen kann", so Joe.
Durch die neuen starken Regenfälle sei die Hochbrücke über die Savanne Désolée, die Hauptverbindung in Richtung der Hauptstadt Port-au-Prince, inzwischen gänzlich zerstört.
Auch im Kinderdorf kam es zu neuen Schäden durch umstürzende Bäume, es wurde jedoch glücklicherweise niemand verletzt.

Samstag, 6. September 2008

Helfen Sie den Flutopfern in Gonaives !

Spenden unter dem Stichwort "Flutopferhilfe" erbitten wir auf das Konto der LEBENSMISSION e.V. "Jesus für Haiti", bei der Sparkasse "Südliche Weinstraße in Landau" (BLZ 548 500 10), Konto Nr. 22 343. DANKE!

Bericht aus Gonaives / email vom 06.09., 3.00 h





(Savanne désolée, 05.09.08)

Meine Lieben,
ich melde mich ein weiteres Mal, heute, Freitag, 5. September, mit einigen Informationen, die ihr vielleicht im Internet gelesen habt.
Erlaubt mir, dass ich mich so ausdrücke: Ich hätte es vorgezogen, während dieses großen Ereignisses, das mir, wenn ich das alles sehe, Kopfschmerzen bereitet, nicht hier zu sein. Nachts schlafe ich keine 2 Stunden. Ich lege mich spät hin und erwache früh.
Der Tag des 4. September lässt an einen Hoffnungsschimmer denken. Der Himmel klarte auf und die Sonne kam zeitweilig durch. Der Regen hörte auf zu fallen, und an manchen Stellen begann das Wasser zu fallen. Nicht identifizierbare Gerüche begannen die Nase zu verstopfen. Überall in den Straßen laufen jetzt Leute hin und her und versuchen in ihre Häuser zu kommen, die durch die Kraft des Wassers noch verschlossen sind. Allrad-Fahrzeuge können an manchen Stellen schon fahren.
An einigen Orten, wo das Wasser nicht zu hoch stand, versuchen die Besitzer von Lebensmittellagern in ihre Lager zu kommen um die Schäden zu prüfen. Aus den Lagern von Reis und Erbsen riecht es schon. Es wird auf die Straße geworfen, die Leute weinen durch den aufsteigenden Gestank. Alles ist verloren. Man kann die beträchtlichen Schäden in der Lebensmittelversorgung gar nicht abschätzen.

Ich bin durch einige Gegenden gelaufen, dort wo es ging, und habe nicht identifizierbare Tote, auch tote Tiere wie Ziegen, Schweine, Katzen gesehen. Überall auf der Straße kann man Rufe hören wie „Jeanne war nicht so schlimm.“ „Jeanne“ war nichts im Vergleich zu „Hanna“. Es ist wirklich schrecklich. Gonaives ist vollkommen überflutet. Flutwasser stürzt riesige Bäume um. In einigen Gegenden sind die Häuser vollkommen verwüstet, entweder durch das Wasser oder durch den Wind. Selbst solche, die höher gelegen sind, fielen dem zum Opfer.
Ich habe den Eindruck, dass die Stadt Gonaives isoliert ist. Die Straßen nach Norden sind unterbrochen. Nach Cap, Port-de-Paix und Gros-Morne können keine TapTaps fahren, weil die Brücken zerstört sind. Die Straße aus Anse-Rouge, im Nordwesten von Gonaives, ist blockiert. Gonaives bleibt ohne Hilfe von außen. Derzeit können uns nur Helicopter Hilfe bringen.
In Savanne Désolée konkurriert „Hanna“ mit dem 2004 durch „Jeanne“ entstandenen großen See. Seit der Zeit nach 2004 überquert eine Brücke die Savanne Désolée. Eine Brücke von fast 4 m Höhe, jetzt von „Hanna“ bedeckt. Man sieht sie nicht einmal mehr. Eine Organisation namens FOOD FOR THE POOR setzt mit zwei verfügbaren Booten nur Frauen, Kinder und Alte über. Man ist wie in einem Konzentrationslager.
Aber die Kleinhändler von Süßwaren und kleinen nützlichen Dingen möchten die Zeit jetzt nutzen um reich zu werden. Einige Läden weiter oben, die ein Lebensmittellager hatten, erhöhen die Preise auf das Doppelte.


Ich weiß nicht mehr, wo mir der Kopf steht. Montag Nacht wurde aus unserem Kinderdorf ein Flüchtlingslager. Seit Montag versorgen wir bis heute 120 Personen. Unsere Häuser sind voll und es gibt keinen Platz mehr, noch mehr aufzunehmen. Andere Personen, denen wir schon bei „Jeanne“ zu essen gegeben hatten, kommen um etwas zu essen zu bekommen.
Am Freitag Morgen bin ich früh aufgestanden und habe in höheren Gebieten versucht, ein Lager zu finden. Ich bin bis Poteau gefahren, einen Ort ungefähr 8 km von Gonaives entfernt. Vor dem Hurrikan kam man für 2 hD nach Poteau. Jetzt muss man mehrfach umsteigen. Einen Teil des Wegs muss man zu Fuß gehen. Man muss dabei durch Wasserlöcher hindurch.
In Poteau konnte ich ein Lebensmittellager finden. Ich konnte einen Teil von dem kaufen, was ich brauchte. Aber der Transport durch die Löcher war sehr schwierig. Ich konnte zwei Sack Reis, einen Sack Mais, eine Kiste Öl und einige Dosen Erbsen kaufen. Erst gegen 14 h kam ich, unterwegs seit 9.30 h, wieder im Kinderdorf an.
Die Banken sind noch geschlossen. Man lebt im Stress. Aber wir haben keine Angst. Wir leben mit großer Hoffnung.


Was die Bevölkerung von Gonaives derzeit beschäftigt, ist die Ankündigung, dass am Sonntag eventuell der Hurrikan „Ike“ kommt.
Ich kenne euch sehr gut und weiß, dass ihr für uns betet. Eure Gebete bewirken schon viel und sie werden noch größere Dinge bewirken.
Meine Grüße an alle,

Joe

(Joseph Aristhyl ist der haitianische Leiter der LEBENSMISSION e.V. "Jesus für Haiti" in Gonaives, wo er seit mehr als 20 Jahren im Kinderdorf arbeitet)

Freitag, 5. September 2008

Gonaives - 05. September 2008

Im Laufe des Donnerstags hat es in Gonaives aufgehört zu regnen, die Sonne kam durch. In den Straßen vor dem Kinderdorf stand das Wasser noch kniehoch, an Autofahren war nicht zu denken.

Die ganze Stadt ist ohne Strom, alle (6) Tankstellen kaputt, so dass man kein Benzin und keinen Diesel kaufen kann. Somit kann auch der Generator des Kinderdorfes nicht mehr betrieben werden, da die Dieselvorräte erschöpft sind.


Alle Brücken in der Gegend sind zerstört. Die neu gebaute Hoch-Straße um den durch "Jeanne" 2004 entstandenen See im Osten der Stadt steht 3 m unter Wasser. Hilfstransporte kommen nur bis L'Estère.




Am Donnerstag war es in Gonaives möglich, Trinkwasser in kleineren Mengen (10 l) zu kaufen, am Freitag nicht mehr. Zusätzlich zu den knapp 100 Personen, die im Kinderdorf unterkommen werden konnten, erhielten am Donnerstag weitere 110 Menschen, die vor dem Tor ausharren, warmes Essen aus der Kinderdorf-Küche. Wir hoffen und beten, dass es bald möglich sein wird, wieder Lebensmittel zu kaufen. Vielen Menschen in Gonaives droht der Hungertod, sind sie doch schon vor der Katastrophe fast alle unterernährt gewesen.


Wir wollen helfen:

Konto Nr. 22 343
Sparkasse "Südliche Weinstraße in Landau"
BLZ 548 500 10

Stichwort: Flutopferhilfe

Herzlichen Dank für jede Hilfe!
LEBENSMISSION e.V. "Jesus für Haiti"

Donnerstag, 4. September 2008

Gonaives - Aktuelles vom 03.09.08

Am Mittwoch früh hat der Regen in Gonaives zunächst aufgehört. Joe nutzte die Gelegenheit, das Kinderdorf zu verlassen und sich zu Fuß auf den Weg Richtung Innenstadt zu machen. Er kam jedoch nicht weit, es gab noch kein Durchkommen, in den tiefer gelegenen Stadtteilen stand das Wasser nach wie vor mehr als mannshoch. Selbst die Trucks der UNO-Truppen konnten nicht fahren.

Joe berichtete, dass man auch im Kinderdorf noch die Hilferufe der Menschen hört, die sich angesichts der Wassermassen nur auf das nächstgelegene Dach eines höheren Hauses retten konnten. Er schrieb: "Jetzt fürchten wir, dass viele an Hunger sterben werden, denn es kann ihnen niemand zu Hilfe kommen."

Im Kinderdorf konnte der Kindergarten trocken gelegt werden. Er dient jetzt neben dem Gemeinschaftshaus, dem Lehrwerkstattgebäude und dem kleinen Gästehaus als Notunterkunft für inzwischen knapp Männer, Frauen und Kinder, die aus der Stadt fliehen mussten.
Joe: "Wir wissen nicht, wie lange sie bei uns bleiben müssen. Einige sind vorsichtig nach Hause gegangen, um zu sehen, was sie noch retten können. Aber da ist nichts mehr......"

Mittwoch Nachmittag setzte der Regen wieder ein. Lt. Joe erwartet man, dass er noch bis Freitag anhält.

Mittwoch, 3. September 2008

GONAIVES ERNEUT ÜBERFLUTET !

(Archivbild: Gonaives, Sept. 2004)

Vier Jahre, nachdem im September 2004 der Hurrikan „Jeanne“ mit Flutwellen vom Meer her und Schlammassen aus den Bergen Gonaives schier unbewohnbar machte und fast 3.000 Todesopfer forderte, brachte „Hanna“ am 01.09.2008 neues Leid über die Stadt, in der die Schäden von 2004 noch immer sichtbar sind.
Diesmal war es der Regen, der am Montag Abend, begleitet von heftigen Sturmböen, losbrach und ohne Unterbrechung stundenlang anhielt und alles unter Wasser setzte. Bis zu 2 m hoch standen die Fluten in den Straßen der Stadt, der Bürgermeister rief den Notstand aus, aber nach Aussagen von UN-Kräften gab es kein Durchkommen, niemandem konnte von außerhalb geholfen werden. Viele der oft notdürftig errichteten Hütten brachen zusammen, Hab und Gut ihrer Besitzer wurden weggeschwemmt, Bäume und Strommasten wurden entwurzelt und verstopften zusätzlich die Straßen.

Auch das Kinderdorf der Lebensmission wurde in Mitleidenschaft gezogen: Der Kindergarten lief voll Wasser, ein Mitarbeiterhaus und eines der Kinderhäuser waren bereits nach wenigen Stunden unbewohnbar. Ein umstürzender Baum zerstörte einen der Strommasten, so dass die Stromversorgung durch den Generator nicht aufrecht erhalten werden konnte. Durch 20 cm hohes Wasser wateten die Mitarbeiter die ganze Nacht und den folgenden Dienstag, um die Schäden zu sichten und zu retten, was zu retten war.
(der Kindergarten )



Gleichzeitig sammelten sich immer mehr obdachlos gewordene Menschen vor dem Eingangstor und baten um Hilfe. Nur mit dem, was sie am Leib trugen, war ihnen die Flucht vor dem Wasser gelungen.
So wurde kurzerhand das große Gemeinschaftshaus zum Notlager umfunktioniert, in dem 40 Personen untergebracht werden konnten. Auch das Lehrwerkstattgebäude sollte nach Planungen von Dienstag Abend als Auffangquartier hergerichtet werden.
(das Gemeinschaftshaus, li Jertha, unsere Köchin)




Zum Glück waren die Lebensmitteleinkäufe für September bereits Ende des Vormonats getätigt worden. Wann wieder etwas eingekauft werden kann, ist ungewiss. So wird jetzt alles gestreckt, um neben den Bewohnern des Kinderdorfes eine mehr als doppelt so große Anzahl von aufgenommenen Personen mit zu versorgen, so dass jeder wenigstens eine warme Mahlzeit am Tag zu sich nehmen kann.
Als erste Hilfsmaßnahme haben wir die europäischen Konten der Lebensmission geleert und 10.000 USD auf das Kinderdorf-Konto in Gonaives überwiesen.
Wir können noch nicht abschätzen, welche Schäden es letztendlich im Kinderdorf zu beheben gilt.
Wir wissen noch nicht, wie viele Familien aus der Nachbarschaft des Dorfes und aus dem Patenschaftsprojekt betroffen sind und Hab und Gut, unter Umständen ihr ganzes Haus verloren haben.
Wir wissen nicht, wie die Stadt Gonaives diesen erneuten Schlag verkraften wird.

Aber wir wissen, dass Hilfe dringend notwendig ist und bitten um Unterstützung, im Gebet für die gebeutelte Stadt und unsere Lieben im Kinderdorf, aber auch um finanzielle Hilfe, um kurzfristig weitere Lebensmittel kaufen, Zerstörtes reparieren und Verlorengegangenes ersetzen zu können.

Spenden unter dem Stichwort „Flutopferhilfe“ bitte auf das Konto der
Lebensmission e.V. bei der
Sparkasse „Südliche Weinstraße in Landau“, BLZ 548 500 10
Konto 22343
(Stand: 03.09.08, 11 h MESZ)

Mittwoch, 11. Juni 2008

Aktuelles Mai 2008


Aktuelles
(zusammengestellt von Barbara Knochel, Red.schluss 15.05.08)

Politisch-Wirtschaftliche Situation
siehe Bericht Seite

Gonaives
Die Teuerung, die in ganz Haiti Anfang April zu Unruhen führte, war natürlich auch in Gonaives zu spüren, da fast alle Lebensmittel und Verbrauchsgüter aus der Hauptstadt in die Provinz geholt werden müssen.
Joe Aristhyl und Bienne Joseph berichteten uns immer wieder über einzelne Preissteigerungen, und in den Patenschafts-Berichten war unter der Frage: „Hat sich die Situation der Familie im letzten Jahr verändert?“ sehr oft zu lesen: „Nein, es ist alles noch viel schwieriger geworden.“
Wir sind dankbar, dass wir aus Ihren Spenden kurzfristig 5.500 USD nach Gonaives überweisen konnten, damit unsere Mitarbeiter unbürokratisch den hungernden Menschen aus der Nachbarschaft des Kinderdorfes Hilfe zukommen lassen konnten.
Daneben erhielten alle Patenschaftsfamilien und Mitarbeiter bereits im Mai eine Sonderzahlung um ihnen aus der ärgsten Not zu helfen, und wir konnten auch das Kinderdorfbudget und die Auszahlungsbeträge der Patenschaften ab Mai bzw. Juni erhöhen.

Am 9. Mai war es endlich soweit: Joe Aristhyl und zwei seiner Mitarbeiter konnten in Port-au-Prince das neue Auto in Empfang nehmen. Ursprünglich war die Lieferung bereits für Ende Februar zugesagt. Immer wieder wurde Joe vertröstet, musste mit dem Taptap in die Hauptstadt fahren, weil die beiden alten Autos inzwischen viel zu unsicher für die lange Fahrt waren, und kehrte unverrichteterdinge wieder nach Gonaives zurück. So war die Freude groß, als die drei Männer im Mai mit dem neuen Toyota auf dem Kinderdorfgelände vorfuhren.

Um Erledigungen und Besuche in der näheren Umgebung besser erledigen zu können, erhielt das Patenschaftsbüro zur gleichen Zeit ein neues Fahrrad. Außerdem konnten für die Seminararbeit innerhalb dieses Projektes 300 Kreol-Bibeln gekauft werden, um sie den teilnehmenden Eltern und Jugendlichen zur Verfügung zu stellen. Für viele langjährige Christen unter ihnen ist es die erste eigene Bibel.

Die Renovierungs- und Ausbauarbeiten am außerhalb des Kinderdorfes liegenden Haus des ehemaligen Pförtners gehen ihm Ende entgegen. Leider waren Wände und Dach so marode, dass der Umbau wesentlich mehr kostete als ursprünglich veranschlagt war. Wir hoffen, es bald seiner neuen Bestimmung als Außenstelle des Kinderdorfes übergeben zu können.

Der Kindergarten erhielt im Frühjahr einen neuen, frischen Anstrich. So macht die Einrichtung wieder einen freundlicheren Eindruck; leider sind derzeit weder die finanziellen noch die praktischen Möglichkeiten einer grundlegenden Renovierung dieses ältesten Hausees auf dem Missionsgelände gegeben.
Büro, Mitarbeiterhaus und ein Teil der Kinderhäuser konnten mit einer Fenstersicherung aus Schmiedeeisen versehen werden, die in den Osterferien eingesetzt wurden, während alle Kinderdorf-Kinder und –Jugendlichen einen Ausflug nach Moulin-sur-Mer südlich von St. Marc genossen.

Es ist für alle immer ein großes Abenteuer, Kinderdorf und Gonaives zu verlassen und in „Urlaubs-Atmosphäre“ einige Stunden oder Tage zu verbringen.



(Die Kinderschar in Moulin-sur-Mer)






Während der Unruhen blieben für einige Tage alle Schulen geschlossen, aber inzwischen geht auch hier alles wieder seinen gewohnten Gang und unsere Kinder bereiten sich auf die letzten Prüfungen dieses Schuljahres vor.

Freitag, 4. April 2008

Aktuelles Februar 2008






Aktuelles
(zusammengestellt von B. Knochel, Redaktionsschluss 08.02.08)
Politisch-Wirtschaftliche Situation
Das Jahr 2007 endete in Haiti so, wie es im Grunde die vergangenen zwölf Monate gewesen war: „Eigentlich ruhig, aber....“ : Es gab keinen Umsturz, die Regierung Préval/Alexis ist noch im Amt, wird aber von allen Seiten kritisch beäugt und ist dankbar, dass die UNO-Truppen nach wie vor die Stabilität im Land stützen.
Premierminister Alexis zog in seiner Neujahrsansprache eine durchaus positive Bilanz der Regierungsgeschäfte des vergangenen Jahres in allen Bereichen (Sicherheitspolitik, Verbesserung der Infrastruktur, Schaffung von Arbeitsplätzen, Erziehungswesen), die von den Kritikern in Wirtschaft und Politik vehement in Frage gestellt wird.
In der Tat war weder ein zwischenzeitlich spürbarer Rückgang der Entführungsfälle noch die stolz verkündete Halbierung der Inflationsrate von langer Dauer. Nicht nur, dass über 200 Entführungsfälle für das kleine Land Haiti immer noch viel zu viel sind, im Zuge der massiven Preiserhöhungen im Dezember – bei den Grundnahrungsmitteln teilweise bis zu 100 % - scheinen auch die Kidnapper aus wirtschaftlichen Gründen wieder aktiver zu werden. Niemand vermag zu sagen, wie die Situation aussehen würde, wenn die MINUSTAH hier nicht ständig präsent und aktiv wäre......
Anfang Januar lief offiziell das Mandat eines Drittels der Senatoren Haitis ab. Seitdem liefern sich alle Parteien heiße Debatten darüber, ob diese Volksvertreter eigentlich bis Mai 2008 im Senat bleiben dürfen, weil die Wahlen vor zwei Jahren so lange verschoben worden waren, oder ob es beim regulären Turnus mit Ablösung im Januar zu bleiben hat. Diese Debatte beeinflusst auch die Arbeit des Provisorischen Wahlrates, dessen Präsident, Jacques Bernard, daraufhin zurücktrat und der nun eine Änderung des Wahlgesetzes betreiben soll, wobei noch unklar ist, ob neue Senatoren über dieses Gesetz beraten sollen oder neue Senatoren erst gewählt werden können, wenn das Gesetz verabschiedet ist. Das könnte unter Umständen auch erst lange nach Mai geschehen, denn Neuwahlen hätten noch einmal 3 bis 5 Monate Zeit, wenn das Gesetz in Kraft getreten ist.
Kurz-Infos:
Mehr als 90 Haitianer hat die Dominikanische Republik allein im Januar 2008 nach Haiti abgeschoben.
Ein von den haitianischen Behörden erlassenes Importverbot für Geflügel und Eier aus der Dominikanischen Republik wegen der dort aufgetretenen Fälle von Vogelgrippe führte Anfang Februar zu massiven Spannungen auf politischer Ebene zwischen beiden Ländern.
1.500 Techniker hat die größte haitianische Telefongesellschaft im Juli 2007 im Zuge einer „Modernisierung“ entlassen, statt moderner wurde das System aber immer maroder. Ende des Jahres ging fast nichts mehr, während der Handy-Markt in Haiti boomt wie sonst kaum irgendwo auf der Welt.
75 Millionen Gourdes, d.h. knapp 2 Mio USD, stellte der haitianische Staat in diesem Jahr für die Organisation der Karnevalsfeiern in den größten Städten des Landes zur Verfügung.
Laut Berichten namhafter Wissenschaftler befinden sich im Boden Haitis Erdölvorräte, die um ein Vielfaches größer sind als die Vorkommen in Venezuela (Vergleich: Ein Schwimmbad in Olympiamaßen (Haiti) gegenüber einem Wasserglas (Venezuela)), die aber aufgrund der Lage Haitis im „Hinterhof der USA“ als strategische Reserve der Vereinigten Staaten gelten und nur mit deren Einverständnis ausgebeutet werden dürfen.

Kinderdorf
„Allen unseren Kindern geht es dank der Gnade Gottes gut und sie gehen heute nach einem schönen und erholsamen Wochenende wieder zur Schule......“ Wir sind froh und dankbar, dass viele emails, die wir zum Beispiel montags als ersten Gruß der Woche aus Gonaives erhalten, mit diesen Worten beginnen. Für uns hier in Europa ist es eigentlich normal, dass man nicht krank ist, dass die Wochenenden der Erholung dienen und dass am Montag alle wieder zur Schule oder Arbeit gehen. Aber in Haiti ist das so gar nicht selbstverständlich, sondern auch nach all den Jahren, die das Kinderdorf schon besteht, immer noch ein Grund zur Freude und besonderen Erwähnung.
Inzwischen hat auch Elie seine Ausbildung begonnen. Er hat sich in einer Berufsschule eingeschrieben, wo er in anderthalb Jahren zum Installateur und Elektriker ausgebildet wird. Bis dahin werden auch unsere beiden ältesten Mädchen ihre Ausbildung abgeschlossen haben und wie er ihren Platz im Leben außerhalb des Kinderdorfes suchen.
Seinen Platz bzw. eine gute Anstellung sucht derzeit noch Guirlo Pierre. Wir sind sehr stolz auf ihn, dass er sein schweres Studium durchgezogen hat und sich nun Dipl.-Ingenieur nennen darf. Voll Dankbarkeit seinen Paten und uns gegenüber hat er der LEBENSMISSION als erstes seine Dienste angeboten, gleichzeitig aber von verschiedenen Angeboten berichtet, die ihm haitianische Firmen und Behörden bereits gemacht haben. Wir wünschen ihm, dass er eine gute Wahl trifft, denn wir selbst können ihn nicht seiner Ausbildung entsprechend beschäftigen.
Im letzten Jahr wurde im Kinderdorf bereits mit umfangreichen Reparaturen begonnen. Nicht nur der Kindergarten, auch die „Villa“ – das Gästehaus im unteren Teil unseres Geländes – und das Schulungsgebäude daneben bekamen neue Dächer. Und die Liste der Renovierungspläne ist auch für dieses Jahr wieder lang - unser Dorf ist in die Jahre gekommen! Daneben wurde bereits im Dezember mit der Renovierung des kleinen Wohnhauses begonnen, das unser ehemaliger Pförtner, Fr. Lhérisson, in einiger Entfernung vom Kinderdorf bewohnte und uns noch zu seinen Lebzeiten verkaufte, als er mit seiner Frau wieder im Kinderdorf einzog. Das Häuschen wird von zwei auf vier Zimmer vergrößert und soll in Zukunft einmal Heimat einer Wohngruppe unserer älteren Jugendlichen werden – als erster Schritt hinaus in ein selbstständiges Leben.

Ein neues Auto für Kinderdorf und Patenschaften
Mehr als drei Jahre haben wir für das neue Auto gespart und gesammelt, nun konnte es endlich bestellt werden. Denn zu unserer großen Freude lag der Preis für unser Wunschauto bei der letzten vorsichtigen Anfrage bei einem Händler in Port-au-Prince wesentlich niedriger, als wir veranschlagt hatten. Mit allen Nebenkosten werden wir nicht mehr als 35.000 USD ausgegeben haben, wenn der neue Toyota – vielleicht schon vor Drucklegung dieses Heftes – ausgeliefert wird. An dieser Stelle schon einmal ein herzliches Dankeschön an alle Spender, die uns durch ihre ein- oder mehrmalige Spende geholfen haben, diesen Betrag neben allem anderen, wofür Geld auszugeben war, zusammen zu tragen! Wir hoffen, Ihnen „Ihr“ Auto bald auch im Bild vorstellen zu können. Und natürlich sind wir froh, dass dann nicht mehr jede Fahrt in die Hauptstadt zur Zitterpartie wird und Werkstattbesuche alltäglich sind.

Patenschaften
Auch wenn wir es wieder nicht verwirklichen konnten, jedem unserer Paten eine Weihnachtskarte, ein Foto seines Schützlings und einen Bericht zukommen zu lassen – es hat sich, vor allem dank des bewundernswerten Einsatzes von Karin Rinklin während ihrer Monate in Gonaives, Vieles verbessert, wird übersichtlicher gehandhabt und besser umgesetzt. Auch mit den von Karin entworfenen Fragebögen kamen Phélitha, Carline und Wilfrid gut zurecht. Damit, die Kinder bei den Besuchen auch zu fotografieren, klappt es leider noch nicht ganz so gut, was vor allem daran liegt, dass die Haitianer sich lieber im Sonntagsstaat als in ärmlicher Alltagskleidung fotografieren lassen.
Natürlich erinnern wir unsere Gonaiver Mitarbeiter immer wieder daran, auch die fehlenden Berichte baldmöglichst anzufertigen – was nicht immer leicht ist, weil vereinzelt Patenfamilien aus Gonaives weggezogen sind – oder die restlichen Fotos noch zu schicken.
Die Zahl der Außenpatenschaften hat sich 2007 um insgesamt 29 erhöht und betrug im Juni erstmals über 300. Dabei standen 46 Neuvermittlungen 17 Patenschaften gegenüber, die ausliefen, weil die Kinder die Altersgrenze erreicht hatten (6), ihre Ausbildung beendeten oder abbrachen (6) oder ihr Glück im Ausland suchten (5).

Betriebsgründungskreditkasse (BGK)
Bienné Joseph berichtet selbst (Anfang Januar 2008): „Die BGK funktioniert nach wie vor gut. Wir haben nicht nur viele neue Anträge, sondern auch viele Anträge auf Erhöhung laufender Kredite, denn alles wird in Haiti immer teuerer und um wenigstens einen kleinen Gewinn machen zu können, muss immer mehr Geld für größere Einkäufe ausgegeben werden. Deshalb bete ich zu Gott, dass er euch hilft, auch 2008 wieder neue Spender zu finden, die an der Arbeit dieser Kreditkasse interessiert sind, damit noch viele arme Haitianer die Möglichkeit bekommen, Geld zu leihen und einen Kleinhandel zu beginnen. Mit den 1.000 hD, die wir lange als Höchstbetrag hatten, kann man heute in Haiti nichts mehr auf die Beine stellen“. Um der Teuerung zu begegnen, haben wir schon vor einiger Zeit, den Höchstbetrag auf 2.000 bzw. in Ausnahmefällen auf 4.000 hD verändert. Die Mitarbeiter gehen bei der Auswahl neuer Kunden der BGK sehr sorgfältig vor und begleiten sie bei den ersten Schritten ihrer Existenzgründung. (Siehe auch Berichte zur BGK Seite )

Finanzen
Auch im Namen all derer, denen Ihr finanzielles Engagement in Haiti zugute kommt, möchten wir allen danken, die es uns ermöglicht haben, das Jahr 2007 (in Deutschland) mit einem Spendenzuwachs von 15 % und einem Überschuss abzuschließen, der in die Finanzierung des Autos fließt. Besonders erwähnt seien an dieser Stelle einmal alle, die durch besondere Aktionen Geld für Haiti und das Kinderdorf in Gonaives gesammelt haben: So zum Beispiel die Missionsfreundin aus dem Breisgau, die die Münzsammlung ihres verstorbenen Vaters für den guten Zweck versteigern ließ, der Indoor-Spielplatz in der Südpfalz, der einen Kuchenverkauf organisierte, die Musiker, die an zwei Benefizkonzerten in der Südpfalz an Ostern und Weihnachten statt Eintritt zu nehmen um Spenden baten, die großartigen Briefmarkensammler aus Extertal, oder die Kinder, die in ihrer Jungschargruppe in Sexau, am Martinstag in ihrer Kirche in Mildenau oder vor Weihnachten in ihrem Kindergarten in Gommersheim aktiv wurden. Und diejenigen, die ihre Geburtstags- oder Hochzeitsfeier unter das Motto „Spenden statt Schenken“ stellten. Und alle, von deren besonderem Einsatz wie vielleicht gar nichts erfahren haben – oder die hier vergessen wurden. Es ist großartig, was Sie für Haiti leisten! DANKE!