Aber auch im September, wenn das neue Schuljahr voraussichtlich beginnt, werden viele haitianische Kinder im schulpflichtigen Alter zuhause bleiben. Laut den Ergebnissen eines internationalen Experten-Seminars, das im Juli in Port-au-Prince stattfand, werden es mehr als 500.000 Kinder sein, denen der Schulbesuch verwehrt bleibt, was bei einer Gesamtbevölkerung von knapp 10 Mio Menschen und einem Anteil der unter 14-jährigen von mehr als 50 Prozent etwa einem Achtel dieser Altersgruppe entspricht. Diese Jungen und Mädchen riskieren, den Anteil der Analphabeten an der Bevölkerung, der immer noch mehr als die Hälfte der Erwachsenen beträgt, zu vergrößern.
Und dies, obwohl Ministerpräsident Martelly seit seinem Amtsantritt den kostenlosen Schulbesuch für alle Grundschulkinder propagiert. Doch beschränkt sich dieses - mehr als lobenswerte - Programm bis jetzt ausschließlich auf die staatlichen Schulen in der Hauptstadt Port-au-Prince. Aber mehr als 90 Prozent der haitianischen Schulen sind private oder kirchliche Einrichtungen, die, ebenso wie alle Schulen in den Provinzen des Landes, Schulgebühren fordern, die viele Familien nicht oder nur für eines ihrer Kinder aufbringen können.
Auch Linda Beliard, über die die RHEINPFALZ in ihrer Landauer Lokal-Ausgabe von heute berichtet (wofür wir uns an dieser Stelle herzlich bedanken!), hat schon 22 von ihren bisher 24 Lebensjahren dort im Kinderdorf verbracht. Sie wird Ende August aus Deutschland nach Haiti zurück kehren, wo sie mit vier anderen jungen Frauen gemeinsam ein Häuschen auf dem Kinderdorfgelände bewohnt.
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