Montag, 6. August 2012

06.08.2012: HAITI: Sommerferien - Schulbesuch

Nicht sechs Wochen wie bei uns in Deutschland, sondern mindestens zwei bis drei Monate (abhängig von den jeweiligen Abschlussprüfungen und der Entscheidung der Regierung, wann das neue Schuljahr beginnen wird) dauern in Haiti die Sommerferien.
Aber auch im September, wenn das neue Schuljahr voraussichtlich beginnt, werden viele haitianische Kinder im schulpflichtigen Alter zuhause bleiben. Laut den Ergebnissen eines internationalen Experten-Seminars, das im Juli in Port-au-Prince stattfand, werden es mehr als 500.000 Kinder sein, denen der Schulbesuch verwehrt bleibt, was bei einer Gesamtbevölkerung von knapp 10 Mio Menschen und einem Anteil der unter 14-jährigen von mehr als 50 Prozent etwa einem Achtel dieser Altersgruppe entspricht. Diese Jungen und Mädchen riskieren, den Anteil der Analphabeten an der Bevölkerung, der immer noch mehr als die Hälfte der Erwachsenen beträgt, zu vergrößern.
Und dies, obwohl Ministerpräsident Martelly seit seinem Amtsantritt den kostenlosen Schulbesuch für alle Grundschulkinder propagiert. Doch beschränkt sich dieses - mehr als lobenswerte - Programm bis jetzt ausschließlich auf die staatlichen Schulen in der Hauptstadt Port-au-Prince. Aber mehr als 90 Prozent der haitianischen Schulen sind private oder kirchliche Einrichtungen, die, ebenso wie alle Schulen in den Provinzen des Landes, Schulgebühren fordern, die viele Familien nicht oder nur für eines ihrer Kinder aufbringen können.

Wir sind froh, dass unsere Patenkinder und unsere Kinderdorfkinder die Möglichkeit haben, zur Schule zu gehen, zu lernen und später möglichst eine Ausbildung zu machen. Auch ILDA LUXANA, ein neunjähriges Mädchen aus einem kleinen Dorf nördlich von Gonaives, hat seit dem 23. Juli 2012 diese Sicherheit. An diesem Tag zog sie im Kinderdorf in Gonaives in das dritte Kinderhaus ein, wo sie nun mit ihren drei neuen "Schwestern" Luciana, Renise und Daphnie leben wird. Ildas Mutter lebt schon seit drei Jahren nicht mehr. Nachdem im Februar 2012 auch ihr Vater verstarb, wurde sie von seinen Eltern aufgenommen. Die Großeltern sind jedoch arm und alt und nicht in der Lage, das Mädchen richtig zu versorgen. Deshalb fragten sie an, ob nicht das Kinderdorf in Gonaives Ilda eine neue Chance auf ein unbeschwerteres und sorgenfreieres Leben bieten könnte.

Auch Linda Beliard, über die die RHEINPFALZ in ihrer Landauer Lokal-Ausgabe von heute berichtet (wofür wir uns an dieser Stelle herzlich bedanken!), hat schon  22 von ihren bisher 24 Lebensjahren dort im Kinderdorf verbracht. Sie wird Ende August aus Deutschland nach Haiti zurück kehren, wo sie mit vier anderen jungen Frauen gemeinsam ein Häuschen auf dem Kinderdorfgelände bewohnt.

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