Donnerstag, 7. April 2011

07.04.2011: Große Erwartungen

Das haitianische Volk, das nach Mitteilung verschiedener Blogschreiber den Wahlsieg von Michel Martelly in der Hauptstadt frenetisch feierte, erwartet von seinem designierten neuen Präsidenten nicht weniger als: Essen, Gesundheit, bezahlbare Arbeit, Bildung und eine Zukunft für die Kinder, Frieden und Freiheit. Das alles hat Martelly im Vorfeld seiner Wahl versprochen, dazu die umgehende Auflösung der Zeltstädte und die Umsiedlung der Campbewohner in feste Häuser, wie auch die Ausmerzung von Diebstahl und Korruption. Einer der Blogschreiber bemerkt zu dieser Liste: "So etwas funktioniert in Haiti höchstens in Diktaturen, keinesfalls in einer Demokratie."

Mirlande Manigat weigert sich, dem Wahlsieger zu gratulieren. Ihrer Ansicht nach verdankt er seinen Triumph alleine massivem Wahlbetrug, durchgeführt durch den Präsidenten des Provisorischen Wahlrates höchstpersönlich, in der Nacht vom 3. auf den 4. April, als er das Zentrum besuchte, wo die Stimmen ausgezählt wurden. Zu der Frage, ob sie offiziell gegen das Wahlergebnis protestieren wird, hat sie sich noch nicht geäußert.

Das haitianische Parlament drängt darauf, dass die offizielle Bekanntgabe aller Wahlergebnisse vorgezogen wird und früher als am 16. April erfolgt. Die neu gewählten Abgeordneten sollen am 25. April vereidigt werden. Während der Eröffnungssitzung am 27. April soll es dann bereits um die geplanten Änderungen der Verfassung gehen, damit diese noch vor der Einsetzung des neuen Präsidenten Mitte Mai verabschiedet werden können.

Zur Situation im Land schrieb unser Mitarbeiter Wilfrid Durenon am gestrigen Mittwoch: "Bis jetzt ist alles friedlich im Land, es herrscht Ruhe, obwohl es schon umfangreiche Vorbereitungen für Protestaktionen gegen das Wahlergebnis gab, sollte dieses nicht dem Volkswillen entsprechen. "Haiti wird nicht untergehen, sondern leben", von dieser Hoffnung wird auch jetzt das haitianische Volk verstimmt. Der Präsident braucht viel Weisheit und Klugheit für den Wiederaufbau des Landes, und viel Gebet. - Helga kann unbesorgt kommen."


So wird sich Helga Östreicher am kommenden Sonntag zum dritten Mal in anderthalb Jahren auf den Weg nach Haiti machen. Dieses Mal wird sie drei Monate in Gonaives sein, um die laufenden Projekte zu koordinieren, den einheimischen Mitarbeitern mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, und als "Mittlerein zwischen den Welten" den gesamten Arbeitsfluss zwischen Haiti und Europa zu optimieren. Im (Über-)Gepäck hat Helga auch bei dieser Reise wieder jede Menge orthopädische Hilfsmittel und Medikamente, dazu einen Schatz an geschenkten französischen Büchern und Kinderbüchern für den Aufbau einer Bibliothek auf dem Missionsgelände.

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