Dienstag, 30. November 2010

30.11.2010 Die Wahlen in Haiti

Auch in Gonaives war es am Sonntag zu Unruhen wegen der vermuteten Unregelmäßigkeiten bei der Präsidentschaftswahl gekommen. Doch kehrte auch hier, wie in den anderen großen Städten des Landes, verhältnismäßig schnell wieder relative Ruhe ein.
Die Schulen waren landesweit auch am Montag noch geschlossen.


Die Versorgungsprobleme der Cholera-Zentren im Norden des Landes, wo aufgrund die teilweise gewaltsamen Proteste der Bevölkerung gegen Regierung und internationale Truppen tagelang die Anlieferung dringend benötigten Hilfsmaterials unmöglich gemacht hatten, scheinen behoben zu sein.

Nach wie vor sterben täglich Dutzende von Menschen an der Cholera, und niemand weiß, wann man die Epidemie im Griff haben wird. Mehr Zentren, mehr Ärzte und Pflegepersonal, mehr Aufklärung der Bevölkerung über die einfachsten Hygiene-Maßnahmen werden benötigt.

Montag, 29. November 2010

29.11.2010 - Die Ergebnisse der Wahlen in Haiti...

...sollen vorläufig am 5.12., endgültig erst am 20.12.2010 bekannt gegeben werden. 4,6 Millionen Haitianer waren aufgerufen, alle 99 Mitglieder des Abgeordnetenhauses, 11 der 33 Senatoren und einen neuen Präsidenten zu wählen.
Viele Wahlberechtigte protestierten, weil sie ihre Stimme nicht abgeben konnten: In den Wahlbüros waren nicht die richtigen Wählerlisten vorhanden, oder es fehlten Namen, die Wahllokale wurden verwüstet und geschlossen oder die Wahlen wegen gewaltsamer Zwischenfälle anullliert - dies in 56 der insgesamt 1.500 Wahlzentren landesweit. Im Süden Haitis kamen zwei Personen bei Schießereien ums Leben, zahlreiche andere wurden verletzt. Die internationalen Kräfte drohen dem Land mit "dramatischen Konsequenzen", wenn sich die Sicherheitslage in Haiti verschlechtern sollte.

Erstes, vages Umfrage-Ergebnis: Mirlande Manigat, die ehemalige First Lady, führt mit 8 bis 16% Vorsprung vor Jude Célestin, dem Kandidaten des derzeitigen Präsidenten René Préval, der selbst nach zwei Amtsperioden nicht mehr zur Wahl antreten durfte. Was Jude Célestin betrifft, ist hier allerdings davon die Rede, dass es bis zu 500.000 gefälschte Stimmzettel mit seinem Namen gegeben haben solle; auch, dass haitianischen Bauern im Vorfeld der Wahlen ihre Stimmzettel für 50 haitianische Dollar (ca. 6 USD) abgekauft worden seien.

Der provisorische Wahlrat Haitis hat die Wahlen für gültig erklärt, während ein internationaler Beobachter sagte, dies sei die schlechteste Wahl gewesen, die er je erlebt habe.
Für den 16. Januar 2011 ist eine Stichwahl zwischen den beiden Präsidentschafts-Kandidaten mit dem höchsten Stimmanteil festgesetzt.

Sonntag, 28. November 2010

28.11.2010: Wahlen in Haiti

Die Präsidentschaftswahlen in Haiti, gegen deren mehrfach diskutierte Verschiebung sich auch die internationale Staatengemeinschaft ausgesprochen hatte, in der Hoffnung auf eine neue, starke Regierung, mit der man gemeinsam am Wiederaufbau des Landes würde arbeiten können, begannen am Sonntagmorgen recht verhalten. MINUSTAH-Truppen sollten für die Sicherheit in den Wahllokalen sorgen, Autofahren war verboten um größere Menschenansammlungen zu verhindern.
Nach dem zögerlichen Beginn mehrten sich an verschiedenen Orten die Proteste von Haitianern, die nicht wählen dürften. Nach ihren Angaben hatten sie sich ordnungsgemäß registrieren lassen; ihre Namen standen wohl auch in den ausgehängten Wählerverzeichnissen, nicht aber in den Listen, die in den Wahlbüros zur Überprüfung der Wahlberechtigung herangezogen wurden.
Bereits um 14 Uhr Ortszeit forderten 13 der zugelassenen 19 Kandidaten für das Amt des haitianischen Präsidenten, die Wahl wegen zahlreicher Unregelmäßigkeiten zu anullieren; als Urheber der Unregelmäßigkeiten bezeichneten sie die derzeitige Regierung, die auf diese Weise versuche, ihren eigenen Kandidaten auf den Präsidentenstuhl zu bringen......
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Währenddessen geht der Kampf gegen die Cholera weiter. Helga Östreicher berichtet, dass Eliette Jean-Beauplan und ihre Frauengruppe AFPROG mit den übergebenen Spendengeldern unverzüglich mit dem Bau von Latrinen in verschiedenen Stadtteilen, auch im Umkreis unseres Kinderdorfes, begonnen hat.
In der kommenden Wochen sollen auch die von AFPROG durchgeführten Speisungsprogramme in den Krankenhäusern von Gonaives wieder aufgenommen werden.

Donnerstag, 25. November 2010

25.11.2010: Die Cholera und die bevorstehenden Wahlen

Die Cholera und die Präsidentschaftswahlen am kommenden Sonntag bleiben die beherrschenden Themen in Haiti. Wobei hinter beiden viele Fragezeichen stehen.

Offiziell wurden in Haiti bis gestern 1.400 Cholera-Tote und 50.000 Infizierte registriert. Unabhängige Experten gehen von wesentlich höheren Zahlen (2.000 Tote /70.000 Infizierte) aus, und warnen davor, dass die bisherigen Schätzungen von 200.000 Kranken binnen weniger Monate wohl verdoppelt werden müssten, wenn die Hilfe aus dem Ausland nicht schnell ausgeweitet wird.
(Foto: Krankenstation in Gonaives, in der die an Cholera erkrankten Kinder des FODAED-Heimes behandelt wurden)


Die gewaltsamen Ausschreitungen, die im Norden des Landes begonnen hatten, haben sich inzwischen über das ganze Land ausgebreitet. Vor allem in der Hauptstadt Port-au-Prince kommt es immer wieder zu brennenden Barrikaden und Demonstrationen gegen die Regierung und die internationalen MINUSTAH-Truppen. Auch Fahrzeuge von Hilfsorganisationen sollen schon angegriffen worden sein; es häufen sich Diebstahle und Überfälle - leider wurde vor einigen Tagen auch Kindender Aristhyl angeschossen und ausgeraubt, der Sohn unseres ehemaligen Kinderdorfleiters und einer der einheimischen Projektleiter des NEHEMIA/Lebensmissions-Speisungsprojektes im Frühjahr dieses Jahres.

Niemand kann sagen, ob es sich bei den Unmutsäußerungen um spontane Kundgebungen oder systematische Aufhetzung im Hinblick auf die am Sonntag stattfindenden Wahlen handelt.

Trotz der herrschenden Unsicherheit halten Regierung und internationale Gemeinschaft an dem Wahltermin fest, für die Sicherheit sollen die 10.000 im Land stationierten MINUSTAH-Soldaten sorgen.



Helga und Madeleine Östreicher und Monika Jakob sind am Mittwochabend wieder im heimischen Breisgau angekommen. Helga beschreibt die Atmosphäre in Haiti so: "Man ist in diesem Land einfach ständig angespannt und auf der Hut - das wird einem besonders bewusst, sobald man die Grenze zur Dominikanischen Republik wieder überschreitet und das alles von einem abfällt."

Montag, 22. November 2010

22.11.2010: Gonaives - Den an Cholera erkrankten...

...Kindern der FODAED-Gruppe geht es etwas besser, wie Pastor Anesse, der Leiter des Waisenheimes, schreibt: "...Die Kinder müssen weiter ärztlich behandelt werden. Ich muss ganz ehrlich sagen, wäre nicht das Geld gewesen, das ihr uns geschickt hat, und das es uns ermöglichte, alle notwendigen medizinischen Schritte zu unternehmen, die Kinder wären jetzt schon tot....Gestern besuchten mich Helga und ihre Begleiterinnen. Das war ein besonderer Segen für uns. Ich habe ihnen gedankt, und ich danke dir und den Mitarbeitern der Lebensmission ganz besonders. Ich weiß, dass ihr immer an uns denkt, und genauso denken wir immer an euch....." (email vom 21.11.2010)
Monika, unsere Krankenschwester, sieht die Gründe dafür, dass einige der FODAED-Kinder sich mit Cholera ansteckten in "....den hygienischen Verhältnissen, die mehr als unzureichend sind, und der mangelnden Hygiene durch die immer noch schlechten Wohnverhältnisse."
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Im Hinblick auf die gewaltsamen Ausschreitungen in Cap Haitien der vergangenen Woche und die nach wie vor für kommenden Sonntag geplanten Präsidenten-Wahlen rät die Deutsche Botschaft in Port-au-Prince allen Ausländern, sich von jeder politischen Versammlung und jedem Wahllokal weiträumig fern zu halten, sich mit Vorräten an Nahrungsmitteln, Trinkwasser und Treibstoff einzudecken und sich telefonisch oder über Radio ständig auf dem Laufenden zu halten.
Währenddessen warten wir auf die Nachricht, dass unsere drei Damen wohlbehalten in der Dominikanischen Republik angekommen sind, von wo sie am späten Dienstag den Heimflug nach Frankfurt antreten werden.
............................................email von Enel aus dem Gonaiver Büro: ES WAR EINE GUTE REISE VON GONAIVES BIS ZUR HAITIANISCH-DOMINIKANISCHEN GRENZE. HEUTE HAT SICH HELGA BEI MIR GEMELDET, DAS BEDEUTET, SIE SIND GUT AN IHREM ZIELORT (Puerto Plata) ANGEKOMMEN! (22.11.2010 / 22.45h)