Dienstag, 6. November 2012

06.11.2012: HAITI - Langfristige Schäden durch "Sandy"

Die haitianische Regierung hat als Folge der von Hurrikan "Sandy" verursachten Schäden - vor allem im Süden des Landes -  den Notstand ausgerufen.
Vordergründig klingen "nur" etwa 60 Tote, unzählige zerstörte Häuser und über die Ufer getretene Flüsse im Verhältnis zu vergangenen Katastrophen nicht wirklich dramatisch. Aber diese großflächigen Überschwemmungen erhöhen nicht nur das Risiko, dass die Cholera wieder grassierend um sich greift, nachdem die Zahl der Neuerkrankungen in letzter Zeit immer weiter abnahm. Vor allem haben sie wohl die komplette Ernte vernichtet. Und das, nachdem die erste Ernte dieses Jahres schon wegen der damals herrschenden großen Dürre mehr als kläglich ausfiel.
Es ist daher nicht auszuschließen, dass in den betroffenen Provinzen im Süden der Halbinsel die Nahrungsmittel knapp und der Hunger allgegenwärtig wird. Als Folge davon kämen weniger Lebensmittel aus diesen fruchtbaren Gegenden in die Hauptstadt Port-au-Prince und von dort in die nördlichen Provinzen. Weitere Preissteigerungen der ohnehin schon mehr als teuren Grundnahrungsmittel wären eine Folge, die jeden Haitianer, wo auch immer er zuhause ist, treffen wird.
Zunächst sind wir von der LEBENSMISSION aber erst einmal froh, dass unser Kinderdorf den Sturm ohne größere Schäden überstanden hat (einige Bäume wurden schon vorher vorsorglich gekappt) und es auch in der Stadt nirgends wirklich chaotisch wurde. Offensichtlich greifen endlich die Vorsorgemaßnahmen, die nach den Flutkatastrophen von 2004 und 2008 in Angriff genommen wurden, um Wasser schnellstmöglich aus der Stadt ins Meer abzuleiten. Noch vor wenigen Wochen wurde ganz in der Nähe des Kinderdorfes noch gegraben - doch kurz vor "Sandy" waren die Kanäle fertig, so dass die Ka-Soleil, die vor der Mauer vorbeiführt, nicht so hoch unter Wasser stand wie die letzten Male. Ein Mitarbeiter berichtete sogar, dass der Hof seines Hauses, der normalerweise bei jeden heftigen Gewitter "schwimmt", dieses Mal trocken blieb.
Dieufort Wittmer ist am vergangenen Sonntag wieder Richtung Haiti aufgebrochen, wo er - nach einem Zwischenaufenthalt in Santo Domingo - am Donnerstag in Gonaives zurück erwartet wird. Von dort geht es dann bald weiter nach Léogane, wo eine Großbaustelle auf Dieufort und die Männer von HABITAT-HT wartet. Gleichzeitig kann sich Dieufort dort ein genaueres Bild von den Spuren machen, die "Sandy" im Süden Haitis hinterlassen hat.

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